Politik

Sachsen: Die Energiewende ist gescheitert und muss neu aufgesetzt werden

Sachsen fordert angesichts des wirtschaftlichen Niedergangs des Landes einen Neustart bei der Energiewende. Derweil verdunkeln sich die ökonomischen Aussichten weiter.
25.08.2023 10:22
Aktualisiert: 25.08.2023 10:22
Lesezeit: 2 min

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erkennt in der Energiewende und in der Klima-Politik der Bundesregierung die Hauptgründe für den wirtschaftlichen Niedergang des Landes.

Vor allem die ausufernde Bürokratie, hohen Steuern sowie im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähige Energiekosten seien Hemmschuhe für die Wirtschaft. „Man muss sagen: Die Steuern runter, eine neu aufgesetzte Energiewende, die jetzige ist gescheitert, wir brauchen einen neuen Ansatz miteinander und dann werden wir da auch wieder erfolgreich sein“, sagte Kretschmer im ZDF-Morgenmagazin am Freitag.

Er sprach weiter von Standortnachteilen, die Deutschland gegenüber dem Ausland habe, und verwies dabei auf die von der Energiewende ausgelösten hohen Energiekosten und die im Zuge der Klima-Politik enorm verschärfte Bürokratie. Auch der Atom-Ausstieg und die weiter steigenden CO2-Steuern hätten zu den hohen Strom- und Energiepreisen hierzulande geführt und deutsche Firmen - insbesondere den Mittelstand - gegenüber ihren internationalen Konkurrenten benachteiligt.

Lesen Sie dazu: Ökonom: Nachhaltig teuer: Die Ära der „grünen Inflation“ hat begonnen

Kretschmer bezeichnete eine sichere und bezahlbare Energieversorgung als Grundlage einer funktionierenden Wirtschaft - eine Tatsache, die von der regierenden Ampel-Koalition schlichtweg beiseite gewischt würde. Stattdessen würde immer nur auf schädliche Auswirkungen der eigenen Politik reagiert - etwa, indem jetzt ein milliardenschwer finanzierter Industriestrompreis konzipiert werde, welcher sowieso nur den großen Konzernen und nicht dem Mittelstand zu Gute käme.

Die ökonomische Stärke Deutschlands sei aber die entscheidende Voraussetzung, um das Sozialsystem zu sichern und sich auch militärisch stark aufstellen zu können, so Kretschmer. „Aber dazu muss man eine Politik betreiben, die verbindet - raus aus dem partei-taktischen Klein-Klein, hin zu einem gesamt-gesellschaftlichen Konsens.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Kretschmer die Energiewende öffentlich als gescheitert bezeichnet hat - weitere Politiker dürften sich in den kommenden Monaten aus der Deckung wagen.

Industrieländer: Rezession nur in Deutschland

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) verharrte von April bis Juni auf dem Niveau vom Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte und somit die Ende Juli gemeldete Stagnation bestätigte.

„Nach den leichten Rückgängen in den beiden Vorquartalen hat sich die deutsche Wirtschaft im Frühjahr stabilisiert“, sagt die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand. Ende 2022 und Anfang 2023 war die Wirtschaftsleistung jeweils geschrumpft und damit zwei Quartale hintereinander. Dies gilt unter Fachleuten als technische Rezession.

Im Frühjahr erholte sich der Konsum etwas und schrumpfte nicht mehr. Die Ausgaben der privaten Haushalte blieben trotz Inflation auf dem Niveau des ersten Quartals. Die Exporte sanken um 1,1 Prozent, während die Importe stagnierten. Die Bauinvestitionen kletterten wegen der Schwäche am Bau nur noch minimal um 0,2 Prozent, nach fast drei Prozent zu Jahresanfang.

Die Stimmung der Wirtschaft sei weiter gebremst, sagte Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Der Ausblick bleibt somit vorerst stark getrübt.“ Mehr als eine Stagnation sei im Moment für die deutsche Volkswirtschaft nicht drin, erklärte auch Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.

Die Bundesbank geht davon aus, dass die Konjunktur auch im laufenden Sommerquartal stagnieren dürfte. Viele Fachleute erwarten sogar für das Gesamtjahr 2023 einen Rückgang des BIP. Zuletzt verschärften Daten zum Einkaufsmanagerindex die Sorge, dass die maue Lage der Industrie noch stärker auf die Dienstleister übergreifen könnte.

Derweil stieg das Finanzierungsdefizit des Staates im ersten Halbjahr auf 42,1 Milliarden Euro und war damit um 37,6 Milliarden Euro höher als vor Jahresfrist. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ergibt dies eine Defizitquote von 2,1 Prozent. Grund sind vor allem Maßnahmen der Bundesregierung wegen der Energiekrise, erläuterte das Statistikamt.

Bemerkenswert ist, dass Deutschland das einzige Land der Gruppe der Industriestaaten ist, welches im laufenden Jahr eine schrumpfende Wirtschaftsleistung verzeichnen wird.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa-Krise vertieft sich: JPMorgan warnt vor dramatischen Folgen für Amerika
13.12.2025

Die Warnungen von JPMorgan Chef Jamie Dimon treffen Europa in einer Phase wachsender politischer Unsicherheit. Seine Kritik an der...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...