Weltwirtschaft

Inflation gebannt? Erzeugerpreise sinken in Rekordtempo

Lesezeit: 2 min
20.10.2023 10:08  Aktualisiert: 20.10.2023 10:08
Die Erzeugerpreise sind binnen Jahresfrist so stark gesunken wie niemals zuvor. Dies deutet auf ein Nachlassen der Inflation. Nahrungsmittel werden aber nach wie vor teurer.
Inflation gebannt? Erzeugerpreise sinken in Rekordtempo
Stark sinkende Erzeugerpreise deuten auf ein mögliches Abflauen der Inflation. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ein Rekordrückgang bei den Erzeugerpreisen kann die deutschen Verbraucher auf eine nachlassende Inflation hoffen lassen. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Kartoffeln bis Strom - verlangten im September durchschnittlich 14,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. „Das war der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949“, erklärte das Statistische Bundesamt am Freitag. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 14,2 Prozent gerechnet, nachdem es im August ein Minus von 12,6 Prozent gegeben hatte. Von August auf September sanken die Preise überraschend um 0,2 Prozent.

„Deutschland macht damit klare Fortschritte in der Inflationsbekämpfung“, kommentierte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien die Entwicklung. „Durch den Sinkflug bleibt die Gesamtinflation auf Fallen programmiert, die Entschärfung des Inflationsthemas dürfte sich fortsetzen“, sagte auch der Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger. Denn in dieser Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen daher frühe Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese legten zuletzt mit 4,5 Prozent so langsam zu wie seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr.

Bald Drei vor dem Komma?

Fachleute wie ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski rechnen damit, dass die Teuerungsrate bis Jahresende auf etwa drei Prozent fallen kann. „Ein Risiko für den Inflationsausblick bleibt allerdings der Krieg in Nahost“, sagte IMK-Direktor Dullien. „Sollten die ölproduzierenden Staaten der Region mit in den Konflikt verwickelt werden, könnte es zu einem neuen Ölpreisschock kommen, der dann auch die Preise wieder in die Höhe treiben würde.“

Die Entwicklung auf Erzeugerebene sei insbesondere auf einen Basiseffekt aufgrund des sehr hohen Preisniveaus im Vorjahr zurückzuführen, erklärten die Statistiker. So waren die Erzeugerpreise im August und September 2022 infolge des Kriegs in der Ukraine so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Erhebung (jeweils +45,8 Prozent).

Gedämpft wurden die Erzeugerpreise vor allem durch Energie, die im September 35,3 Prozent weniger kostete als im Vorjahresmonat. Die Preise für Strom sanken dabei um 46,2 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich um 10,9 Prozent, Kraftstoffe wie Benzin um 8,0 Prozent. Für Erdgas wurde 36,9 Prozent weniger verlangt.

Nahrungsmittel kosteten dagegen 5,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+84,7 Prozent). Verarbeitete Kartoffeln kostete 28,5 Prozent mehr. Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 17,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Speiseeis kostete 18,5 Prozent mehr. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien knacken wichtige Marke
09.05.2024

Erneuerbare Energien wachsen vor allem dank Wind- und Solarenergie weltweit weiter. Der Anteil an der globalen Stromproduktion beträgt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sicherheitsalarm: Wie sich Unternehmen gegen Spionage und Cyberbedrohungen schützen können
09.05.2024

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, dass die Bedrohungslage im Cyberraum ernst ist, insbesondere in Bezug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...