Nach einem Großangriff des israelischen Militärs auf Terroristen der Hamas im Flüchtlingslager Dschabalia mit zahlreichen Toten sind alle Kommunikationsnetze im Gazastreifen unterbrochen. Sämtliche Kommunikations- und Internetdienste seien erneut ausgefallen, teilte das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel am frühen Mittwochmorgen mit.
Drahtzieher des Hamas-Massakers angeblich unter Toten
Vor dem Ausfall der Kommunikations- und Internetverbindungen aus dem von Israel bombardierten Dschabalia übertragene Foto- und Video Aufnahmen zeigen die verheerenden Folgen des israelischen Angriffs. Darauf sind gewaltige Krater und zerstörte Häuser zu sehen. Unter den Opfern sind nach palästinensischen Angaben auch viele Zivilisten.
Bei dem Angriff auf das Flüchtlingslager Dschabalia seien rund 50 Terroristen getötet worden, teilte Israels Armee mit. Darunter befinde sich der Hamas-Kommandant Ibrahim Biari, der an dem Massaker an in Israel vom 7. Oktober beteiligt gewesen sei.
Das Militär sprach von einem „großangelegten Angriff“ auf eine „militärische Hochburg der Hamas“ im Westen der Stadt. Einige der Terroristen hätten sich in einem mehrstöckigen Gebäude nahe einer Schule, eines medizinischen Zentrums und in Regierungsbüros verschanzt gehabt. Infolge der Bombardierungen seien auch Tunnel in dem Gebiet eingestürzt, hieß es.
Dschabalia ist nach UN-Angaben das größte Flüchtlingslager im von Israel abgeriegelten Gazastreifen. Dort leben Menschen, die in Kriegen mit Israel seit 1948 fliehen mussten. Sie werden von dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA betreut.
Es handelt sich um ein sehr dicht besiedeltes Wohngebiet, das aber nicht wie andere Flüchtlingslager durch einen Zaun oder ähnliches von der Umgebung abgetrennt ist. Das Gebiet ist nach UN-Angaben 1,4 Quadratkilometer groß und zählt 116 000 als Flüchtlinge registrierte Einwohner.
Auch Kinder und Frauen Opfer in Dschabalia
Laut einem Arzt des Kamal-Adwan-Krankenhauses kamen mindestens 35 Menschen bei dem Angriff ums Leben, darunter auch Kinder und Frauen. Zudem seien mehr als 200 Verletzte in die Klinik eingeliefert worden, sagte Hussam Abu Safija der Deutschen Presse-Agentur. Auf die zivilen Opfer in Dschabalia angesprochen, sagte ein Sprecher der israelischen Armee dem US-Fernsehsender CNN: „Das ist die Tragödie des Krieges.“
Israels Armee hatte die Einwohner des nördlichen Gazastreifens mehrfach dazu aufgerufen, sich im Süden in Sicherheit zu bringen, da sie im Norden die Einrichtungen der islamistischen Hamas bekämpfen will. Doch auch im Süden kommt es zu israelischen Luftangriffen. Die Armee wiederholte derweil ihren Aufruf, in den Süden zu fliehen.
Der Iran verurteilte den Angriff auf das Flüchtlingslager scharf. Außenamtssprecher Nasser Kanaani sprach in dem Zusammenhang von einer „brutalen Attacke“ und warf dem Erzfeind der Islamischen Republik Kriegsverbrechen vor, wie aus einer Erklärung des Außenministeriums von Dienstag hervorgeht. Irans Staatsführung hatte in den vergangenen Wochen seit Beginn des Gaza-Kriegs Israel immer wieder gedroht.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat sich kritisch zum israelischen Vorgehen im Gazastreifen geäußert. Er sei "entsetzt" über die hohe Opferzahl beim Beschuss des Flüchtlingscamps Dschabalia, erklärt Borrell via Plattform X. Zugleich betont er, Israel habe das Recht zur Selbstverteidigung, allerdings im Rahmen des humanitären Völkerrechts.
Auch Israels Armee beklagt Gefallene
Bei den andauernden Kämpfen im Gazastreifen kamen auch elf israelische Soldaten ums Leben. Die israelische Armee veröffentlichte ihre Namen.
Seit Beginn des Gaza-Krieges griff Israels Militärs nach eigenen Angaben mehr als 11 000 Stellungen von Terroristen wie von der Hamas im Gazastreifen an. Auch in der Nacht zum Mittwoch hätten die Bodentruppen im Verbund mit der Luftwaffe und der Marine wieder mehrere „Terrorziele“ angegriffen, darunter Kommandozentralen der Hamas.
Derweil berichteten israelische Medien am Mittwoch, dass nach Raketenangriffen aus dem Jemen israelische Kriegsschiffe im Roten Meer verlegt worden seien.
Zusammenstöße auch im Westjordanland
Auch im Westjordanland kam wieder zu Zusammenstößen mit dem israelischen Militär, bei denen am Dienstag palästinensischen Angaben zufolge zwei Menschen getötet wurden. Sechs weitere Menschen seien bei der Razzia verletzt worden, eine Person davon lebensgefährlich.
Die Lage im israelisch besetzten Westjordanland hat sich seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas noch einmal erheblich verschärft.
Israel treibt seit Jahren den Bau von Siedlungen für Juden voran, die Gründung eines palästinensischen Staates in dem Territorium wird dadurch verhindert.