„Namen wie Stefan Quandt, Großaktionär bei BMW, Klaus-Michael Kühne, bekannt für seine Beteiligungen an Unternehmen wie Kühne + Nagel sowie Familie Albrecht, Erben des Aldi-Imperiums, sind nicht nur für ihre Geschäftserfolge, sondern auch für ihre Stiftungen bekannt“, weiß „Stiftungspapst“ Sascha Drache. „Auf den ersten Blick mag das nach reiner Wohltätigkeit aussehen – die Wahrheit ist jedoch meist komplizierter.“ Warum die zehn reichsten Deutschen eine Stiftung besitzen, verrät der Experte in diesem Beitrag.
Durch Stiftungen private Interessen wahren
Obwohl es auf den ersten Blick den Anschein hat, dass Deutschlands Wohlhabende ihr Vermögen ausschließlich für wohltätige Zwecke einsetzen, dienen Stiftungen in Wirklichkeit oft auch dazu, die privaten Interessen der beteiligten Familien zu wahren. Das zeigt sich zum Beispiel anhand der Johanna-Quandt-Stiftung, die die Medien und die Marktwirtschaft fördert. Die Kühne-Stiftung setzt sich für die Wissenschaft in den Bereichen Logistik und Verkehrswirtschaft ein, während die Auridis-Stiftung von Aldi Süd bedürftige Familien mit Kindern im Alter von bis zu zehn Jahren unterstützt.
Dass die Gründung einer Stiftung nicht nur ein selbstloses Unterfangen, sondern oft auch eine ausgeklügelte Strategie zur Vermögenssicherung und -vermehrung ist, zeigt das Beispiel der privaten Siepmann-Stiftung des Aldi-Gründers Karl Albrecht, die rund 75 Prozent des Vermögens von Aldi Süd kontrolliert. Ihre Aufgabe besteht darin, das Vermögen zu verwalten und das Unternehmen zu bewahren. Zudem hat Karl Albrecht zwei weitere gemeinnützige Stiftungen, die Oertl-Stiftung und die Elisen-Stiftung, gegründet. Im Falle fehlender Nachkommen von Karl Albrecht würden sie das Vermögen der Siepmann-Stiftung erben.
Gemeinnützige und privatnützige Verwendung von Vermögen
Die genannten Beispiele verdeutlichen, dass hinter Stiftungen oft auch pragmatische Gründe wie die Sicherung des Familienvermögens für kommende Generationen stehen, von denen Unternehmer jede Menge lernen können. Einige mögen Stiftungen als Steueroasen betrachten, jedoch sind sie in Wirklichkeit vielmehr Instrumente, um Geld effizient und sinnvoll einzusetzen. Stiftungen bieten steuerliche Vorteile, schützen Vermögen und ermöglichen langfristige Planung. Sie erlauben es, erarbeitetes Vermögen für gemeinnützige Zwecke einzusetzen und dabei attraktive steuerliche Vergünstigungen zu nutzen. Alternativ haben Unternehmer auch die Möglichkeit, das Vermögen für persönliche Zwecke zu verwenden und dennoch von den steuerlichen Vorteilen zu profitieren. Letztere Option mag vielleicht weniger selbstlos klingen als die erste Möglichkeit, ist jedoch genauso legitim und rechtmäßig.
Warum Stiftungen so beliebt sind
Die besondere rechtliche Natur von Stiftungen macht sie zum optimalen Instrument zum Vermögensschutz. Es handelt sich um eine Organisation, die dazu dient, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Wenn dieses Ziel dem Allgemeinwohl dient, handelt es sich um eine gemeinnützige Stiftung, während eine Stiftung, die nur Familienangehörige des Stifters unterstützt, als Familienstiftung betrachtet wird. Unabhängig von ihrem Verwendungszweck wird eine Stiftung durch Vermögenswerte finanziert, die der Stifter auf das Konto der Stiftung überträgt. Das übertragene Vermögen gehört ab diesem Zeitpunkt nicht mehr dem Stifter, sondern der Stiftung. Kein Wunder, dass Stiftungen mittlerweile von jedem zweiten der 1.000 wohlhabendsten Unternehmer genutzt werden.
Durch die Vermögensübertragung auf das Konto der Stiftung kann das Vermögen vor rechtlichen Auseinandersetzungen und politischen Veränderungen geschützt werden. Die Stiftungsstruktur gewährleistet in diesem Zusammenhang, dass das Vermögen getrennt vom Privatvermögen des Stifters gehalten wird. Zudem wird das in der Stiftung gehaltene Vermögen nicht nach den traditionellen Erbschaftsregeln weitergegeben, wodurch Erben keine Ansprüche geltend machen können. Gemeinnützige Stiftungen sind vollständig von der Erbschaftsteuer befreit, während privatnützige Familienstiftungen der sogenannten Erbersatzsteuer unterliegen, die die Budgetplanung erheblich erleichtert. Zudem gewährt eine Stiftung dem Stifter robuste Kontrollmechanismen, die auch nach seinem Tod wirksam bleiben. Da eine Stiftung idealerweise auf Dauer gegründet wird, kann sie das Vermögen einer Familie über viele Generationen hinweg sichern.
Fazit
Die Nutzung von Stiftungen durch die zehn reichsten Deutschen zeigt, dass es sich bei Stiftungen um ein hervorragendes Instrument zum Vermögensschutz handelt, das darauf abzielt, die verfügbaren Ressourcen optimal einzusetzen. Dabei werden sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Ziele berücksichtigt. Die Sicherung von Vermögen durch Stiftungen ist keine einfache finanzielle Transaktion, sondern erfordert strategisches Denken und sorgfältige Planung. Dann können die Vorteile einer Stiftung nicht nur großen Firmeninhabern, sondern auch mittelständischen Unternehmern zugutekommen.