Das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in der Lausitz ist wieder voll in Betrieb. Die beiden 500-MW-Blöcke E und F waren fünf Jahre und 47 Tage lang außer Betrieb. Jetzt arbeiten sie wieder mit voller Leistung, berichtet der auf Energiethemen spezialisierte Blog Blackout News.
„Am Freitag, dem 17. November 2023, erreichte das Kraftwerk Jänschwalde erstmals seit 2018 wieder seine volle Nennleistung von 3.000 Megawatt. Zum gleichen Zeitpunkt betrug der Stromimport 5 GW und stieg im Laufe der Nacht auf 10 GW an. Windkraftanlagen mit trugen 8,5 GW zur Stromerzeugung bei, was 12 Prozent der installierten Leistung entspricht. Insgesamt lag die installierte Photovoltaik-Leistung bei 79 GW, diese blieb jedoch größtenteils ungenutzt“, schreibt Blackout News.
Habeck reaktiviert die Kohle
Braunkohlekraftwerke können zur Sicherung der Energieversorgung im kommenden Winter wieder in den Strommarkt zurückkehren. Das Kabinett billigte vor einigen Monaten eine befristete Verlängerung der sogenannten Versorgungsreserve. Das Wirtschaftsministerium sprach von einem vorsorglichen Absicherungsinstrument für den Winter.
Es werde die Möglichkeit geschaffen, dass Stromerzeugungsanlagen der Versorgungsreserve - das sind Braunkohlekraftwerke - von Anfang Oktober 2023 befristet bis zum 31. März 2024 am Strommarkt teilnehmen können. Die Reserve werde reaktiviert, um Gas in der Stromerzeugung einzusparen und dadurch Versorgungsengpässen mit Gas in der kommenden Heizperiode vorzubeugen.
In der sogenannten Versorgungsreserve befinden sich Braunkohlekraftwerksblöcke etwa von RWE in Niederaußem oder von Leag in Jänschwalde. Diese Reserve war bereits vom 1. Oktober 2022 bis zum 30. Juni 2023 aktiv - das bedeutet, Braunkohlekraftwerke kehrten an den Strommarkt zurück. Sie werden laut Ministerium aktuell für einen etwaigen erneuten Abruf betriebsbereit gehalten.
Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hatte im vergangenen Jahr die Rückkehr der Kohlekraftwerke mit Blick auf den Klimaschutz erneut als bittere Nachricht bezeichnet - sie sei aber "wegen der Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine" unvermeidlich. Wenn Braunkohlekraftwerke auf den Markt zurückkehren, steigen die CO2-Emissionen.
Was Habeck nicht sagt: Nicht nur die Sanktionen gegen russisches Öl und Gas haben die Bundesregierung nach Februar 2022 in eine schwierige Lage gebracht, sondern auch der selbstgewählte Ausstieg aus der Nuklearenergie und aus der Kohlekraft.
Das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium betonte das Ziel, den Kohleausstieg "idealerweise" im Jahr 2030 zu vollenden, bleibe von der Maßnahme unberührt. Dasselbe gelte für die Klimaziele. Für das Rheinische Revier hatten die Bundesregierung und RWE einen um acht Jahre auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg vereinbart. Für die ostdeutschen Reviere ist das aber noch nicht entschieden.
Die Bundesnetzagentur sieht mit Blick auf den Winter eine deutlich bessere Ausgangslage als vor einem Jahr, wie die Behörde Ende September mitgeteilt hatte. Es verblieben jedoch Restrisiken. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibe wichtig. Die Erdgasspeicher in Deutschland sind zu mehr als 95 Prozent gefüllt. Vor dem vergangenen Winter waren die Sorgen vor einer Gasmangellage groß, weil Russland Gaslieferungen eingestellt hatte - zu einer Mangellage kam es aber nicht.