Politik

Der Streit um ARD und ZDF spitzt sich zu

Mit einem zwölfseitigen Positionspapier fordert die CDU von ARD und ZDF einschneidende Reformen an. Das Papier, das von einer Kommission unter der Leitung des Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, erstellt wurde, stellt bei den Sendern „Defizite bei Qualität, Ausgewogenheit und Meinungsvielfalt“ fest und fordert, Aufgaben, Strukturen und Kosten auf den Prüfstand zu stellen.
Autor
11.12.2023 15:58
Aktualisiert: 11.12.2023 15:58
Lesezeit: 2 min
Der Streit um ARD und ZDF spitzt sich zu
Fordert Reformen von ARD und ZDF: Ministerpräsidenten Haseloff. (Foto: dpa) Foto: Hendrik Schmidt

Das Grundsatzpapier der CDU stellt einleitend fest, dass auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Grenzen des Wachstums erreicht seien. Daraus folge, so das Grundsatzpapier, dass die Anstalten eine Reform bräuchten, um ihre Aufgaben auch in der Zukunft erfüllen zu können. Kernstück der Reformüberlegungen in der CDU ist eine weitgehende Abschaffung von Doppelstrukturen von ARD und ZDF.

Schluss mit Doppelstrukturen

Das Papier sieht vor, dass das ZDF ein nationales Programm werde, während die ARD hingegen ihren Schwerpunkt auf die regionale Berichterstattung legen solle. Auch das Doppelangebot wie „tagesschau 24“ solle dann aufgelöst werden. Auch sollen weitere Spartenkanäle zusammengelegt werden. Grundsätzlich brauche es eine Pflicht zur Zusammenarbeit. Erforderlich sei, so die Forderungen aus der CDU, ein stärker kooperativ arbeitendes Korrespondenten- und Reporternetz im In- und Ausland, die Ausweitung der EU-Berichterstattung und eine starke regionale Verankerung.

Zudem erwarte die CDU, dass sich ARD und ZDF stärker auf Information, Bildung, Beratung, Kultur und Unterhaltung „die einem öffentlich-rechtlichen Profil“ entspreche, konzentriere. Mit diesem Punkt stellt die CDU in ihrem Papier kaum verklausuliert fest, dass ihrer Meinung nach die öffentlich-rechtlichen Sender ihrem Bildungs- und Informationsauftrag nicht oder nicht hinreichend nachgekommen seien.

Zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks betont das Papier, dass dieser nicht weiter anwachsen könne: „Im Mittelpunkt der Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss der Umbau bestehender Strukturen inklusive der zeitgemäßen Weiterentwicklung der Ausspielwege stehen, aber keine Angebotsausweitung.“

Neue Koordination

Die CDU fordert, alle Gemeinschaftseinrichtungen und Tochtergesellschaften von ARD und ZDF sowie deren Aufsichtsstrukturen auf den Prüfstand zu stellen. Eine zentrale Bedeutung komme der Entwicklung einer gemeinsamen digitalen Plattform zu, welche die Vielzahl bestehender Online-Portale ersetze und perspektivisch alle Public-Value-Inhalte zentral bündele. Bei der Sportberichterstattung verlangt das CDU-Papier mehr Selbstbeschränkung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk dürfe nicht zu einem Wettbewerb beitragen, der den Erwerb der Rechte immer teurer mache, sondern er sollte nur nachrichtlich berichten, wenn die Live-Übertragung im frei empfangbaren Fernsehen gesichert sei. Eine grundsätzliche Umkehr fordert die CDU in ihrem Papier bei der Koordination der Medienpolitik. Bisher hatte diese das Bundesland Rheinland-Pfalz inne. „Die Koordinierung durch ein Land und der ständige Vorsitz durch die Ministerpräsidentin oder den Ministerpräsidenten desselben Landes sind aus der Zeit gefallen.“, heißt es zum Schluss in dem Papier. Das Papier fordert, dass der Vorsitz, ähnlich wie bei den Ministerpräsidentenkonferenzen, in regelmäßigem Abstand von Land zu Land übertragen wird.

Die Forderungen der CDU kommen nicht zufällig gerade zu diesem Zeitpunkt. Anfang nächsten Jahres soll über die Festsetzung des Rundfunkbeitrages entschieden werden. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF), die formal unabhängig ist, jedoch nahe an der Staatskanzlei in Mainz angesiedelt ist, hatte eine Anhebung des Rundfunkbeitrages ab 2025 vorgeschlagen – und zwar von jetzt 18,36 auf dann 18.94 Euro. Diesem Vorschlag, der Anfang nächsten Jahres unterbreitet werden soll, müssen die Ministerpräsidenten der Länder zustimmen. Die Staatsministerin der Bundesregierung für Kultur, Claudia Roth, hat die Bundesländer ermahnt, dass gerade jetzt in Zeiten der Herausforderungen für die Demokratie es eine Stärkung des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks bräuchte. Sollten sich einige Bundesländer gegen eine Erhöhung aussprechen, so sei damit zu rechnen, dass diese Frage vor dem Bundesverfassungsgericht lande.

Umfrage der DWN

Bisher hatte das Bundesverfassungsgericht in seiner bisherigen Rechtsprechung den Vorstellungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems weitgehend entsprochen. Jedoch ist mit einem Kostenvolumen von mehr als zehn Milliarden das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem in Deutschland das teuerste der Welt. Darüber hinaus führen eine nicht abreißen wollende Kette von Skandalen und eklatanten Fehlleistungen zu einem immer größer werdenden Vertrauensschwund in der Bevölkerung. Nach einer Umfrage der Deutschen-Wirtschaftsnachrichten (DWN) haben die Staats- oder Senatskanzleien von Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Berlin und Nordrhein-Westfalen sich gegen eine Erhöhung des Rundfunkbeitrages ausgesprochen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen ORWO Kult-Fotofirma insolvent: DDR-Traditionsmarke und Cewe-Konkurrent
05.04.2025

Letzte Aufnahme? Dort, wo der erste Farbfilm der Welt entwickelt wurde, wird bis heute auf Fototechnologie gesetzt. Auch Drogerieketten...

DWN
Politik
Politik Strafgebühren im Gesundheitswesen? Wie verpasste Termine das System belasten
05.04.2025

Angesichts langwieriger Wartezeiten in Facharztpraxen wird nun verstärkt darüber diskutiert, ob finanzielle Sanktionen für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland weiter attraktiv für westliche Firmen: Geschäfte mit Russland könnten deutschen Autobauern helfen
05.04.2025

Viertgrößte Volkswirtschaft der Welt: Nach Einschätzung eines Wirtschaftsexperten kann Russland nach einem Ende des Ukraine-Kriegs mit...

DWN
Politik
Politik Vertrauliche Nähe bei Koalitionsverhandlungen: Merz und Klingbeil im Zwang zur Zusammenarbeit
04.04.2025

Lange Zeit galt die schwarz-rote Koalition als Ausnahmeerscheinung der Bundesrepublik. Jetzt verhandeln Union und SPD über ihr fünftes...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Moto-E-Motion optimiert Fahrzeuge: Innovationen sind kein Hexenwerk – nur Physik
04.04.2025

Wie lässt sich die Effizienz von Motoren und Maschinen ohne bauliche Veränderungen verbessern? Wie das Unternehmen Moto-E-Motion durch...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis auf Rekordniveau: Für wen ist eine Investition in das Edelmetall sinnvoll und wer sollte vorsichtig sein?
04.04.2025

Der Goldpreis hat die Marke von 3.100 US-Dollar pro Unze übertroffen und ein neues Allzeithoch erreicht. Doch ist Gold weiterhin eine...

DWN
Politik
Politik Ultimatum für Putin? Trump verliert laut Nato-Partnern Geduld
04.04.2025

Könnte es nur noch Wochen dauern, bis sich neue Entwicklungen in den Bemühungen um eine Waffenruhe im Ukraine-Konflikt abzeichnen? Dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globaler Handelskrieg: Trump erfindet Zölle, die es nie gab
04.04.2025

US-Präsident Donald Trump hat Zölle gegen Länder eingeführt, die es in der Form nie gab. Anstatt auf konkrete Handelsbarrieren oder...