Politik

CIA: China im Zentrum der US-Spione

Im obersten Nachrichtendient der USA, der CIA (Central Intelligence Agency), findet gerade ein weitreichender Strategiewechsel statt. Nach Berichten amerikanischer Medien soll die Behörde dabei sein, die Schwerpunkte ihrer Aufklärungsarbeit zu verschieben: hin zu China und Russland.
Autor
26.12.2023 16:13
Lesezeit: 3 min
CIA: China im Zentrum der US-Spione
Neue Schwerpunkte bei der Aufklärung: CIA-Direktor Burns. (Foto: dpa) Foto: epa Keystone BDominic Favre

Nach einem Bericht des Wall Street Journal beunruhige die politische Führung in Washington wie auch die CIA selbst, dass die USA seit geraumer Zeit über keine brauchbaren Insider-Informationen über die Absichten und Pläne der politischen Führung Chinas verfügen, wie ein früherer hochrangiger Mitarbeiter der CIA gegenüber dem Wall Street Journal offenbarte.

Dies sei darauf zurückzuführen, dass es China vor einem Jahrzehnt gelungen ist, einen hochrangigen Agentenring der CIA in China zu zerschlagen; im Zuge der Zerschlagung wurden von den Behörden rund zwei Dutzend Chinesen inhaftiert oder gar exekutiert. Der Direktor der CIA, William Burns, sieht sich jetzt gezwungen, seine Behörde umfassend neu auszurichten. So sollen nun erhebliche materielle und personelle Ressourcen von der Bekämpfung von Aufständen und des Terrorismus abgezogen und in die klassische Spionage gegen China und Russland gelenkt werden.

Schwieriger Strategiewechsel

Dieser Prozess aber gestaltet sich nach Informationen amerikanischer Medien als ausgesprochen schwierig. So bleibe, nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober auf Israel der Nahe Osten für die USA ein Operationsgebiet von hoher Priorität. Zudem wurde mit dem Überfall der Hamas deutlich, dass nicht nur die israelischen, sondern auch die amerikanischen Dienste vollkommen unvorbereitet waren. Gleichzeitig liegt es auf der Hand, dass Ressourcen, vor allem personelle, nicht einfach von einem Erdteil zu einem anderen verschoben werden können

Hinzu kommt, dass China sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem Überwachungsstaat von geradezu Orwellscher Dimension entwickelt hat, was die Infiltration besonders schwierig und aufwendig macht. Dies und der Verlust wichtiger Agenten hätten, so die Berichte, dazu geführt, dass die CIA zu ihrer eigenen Beunruhigung seit geraumer Zeit kaum noch an brauchbare Informationen käme.

Illusionen im Weißen Haus

Dies ist für die USA umso schmerzlicher, weil ausgerechnet sich die CIA in ihren früheren Lageeinschätzungen bestätigt sehen kann. Seit mehr als 20 Jahren hat die CIA das Weiße Haus, das Außen- und das Verteidigungsministerium vor den Entwicklungen in China gewarnt. Frühzeitig hatten Analysten der Behörde darauf hingewiesen, dass der neue Partei- und Staatschef Xin Jingping eine deutlich offensivere und nationalistischere Politik verfolgen werde als seine Vorgänger. Dieser werde, so frühere Analysen der CIA, die Modernisierung der Armee vorantreiben und eine Politik der aggressiven Expansion verfolgen. Diese Informationen aber seien vom damaligen Präsidenten Obama und seinen Beratern weitgehend ignoriert worden. Man habe, so die frühere CIA-Analystin Gail Helt, sich im Weißen Haus der bequemen Illusion hingegeben, dass mit wachsendem Wohlstand China sich automatisch dem Westen annähern werde.

CIA-Direktor William Burns ist, für alle sichtbar, nun dabei, seine Behörde neu auszurichten. Innerhalb der CIA hat er ein sogenanntes China-Zentrum eingerichtet. In dieser internen Sonderabteilung arbeiten Spezialisten aus allen denkbaren Fachrichtungen ausschließlich an Fragen, die China betreffen. Burns selbst trifft sich wöchentlich mit seinen wichtigsten Mitarbeitern in seinem Büro im siebten Stock, um die jüngsten Entwicklungen in China zu analysieren. Noch aber ist die oberste Spionagebehörde seit der Zerschlagung ihres Agentenrings in China weitgehend auf die Erkenntnisse aus der elektronischen Spionage angewiesen. Dies aber, darüber herrscht in Washington Einigkeit, werde aber auf Dauer keinesfalls reichen.

Freude in der Russland-Abteilung

Ganz anders ist die Lage der CIA in Russland. Dort herrscht gerade in der Russland-Abteilung der Behörde so etwas wie Goldgräberstimmung. Nicht nur war die Behörde schon sehr frühzeitig über die Pläne Putins zur Invasion in der Ukraine im Detail informiert, auch über den Aufstand des Chefs der Wagner-Söldnertruppe, Prigoschin, war die Behörde vorzüglich im Bilde. Nach Ansicht der CIA-Führung bietet derzeit Russland mit einer Vielzahl sich gegenseitig belauernden Machtzentren und einer Elite, die zunehmend über den Krieg in der Ukraine besorgt ist, reichhaltige Möglichkeiten der Infiltration. CIA-Direktor Burns sprach auch ganz offen darüber in einer Anhörung im US-Kongress: Die gegenwärtige Situation in Russland gebe der CIA Möglichkeiten, wie man sie nur „einmal in der Generation“ habe, um dann hinzuzufügen: „Wir werden diese Chance nicht vergeben.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Markt-Signal deutet auf bevorstehende Risiken hin: Das Schlimmste könnte noch kommen
07.04.2025

Ende des letzten Jahres sorgte ein Indikator auf den Finanzmärkten für Gesprächsstoff. Damals wiesen einige Analysten auf ein Signal...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtspiele um die Raumfahrt: Wie Trump und Musk staatliche Aufträge steuern
06.04.2025

Elon Musk, CEO von SpaceX, hat als „Sonderberater“ im Bereich der Effizienzsteigerung der US-Regierung (Department of Government...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Albtraum ist wahr geworden: Welche Branchen unter den neuen Handelsbarrieren leiden
06.04.2025

Die neuen Zölle von US-Präsident Trump setzen ganze Branchen unter Druck – die Auswirkungen sind spürbar. Ein Überblick über die...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Kupferpreis-Rekordhoch: Wie US-Zölle den Kupfermarkt beeinflussen - und was das für Anleger bedeutet
06.04.2025

Inmitten eines von Unsicherheit geprägten globalen Marktes, in dem geopolitische Spannungen und Handelskriege den Ton angeben, zeigt sich...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Boom in Sachsen: entdecktes Vorkommen reicht für 800.000 E-Autos
06.04.2025

Nicht nur Milliarden-Investitionen und Hunderte neue Jobs: Fällt der Goldrausch im Erzgebirge noch größer aus als gedacht? In Zinnwald...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Autozulieferer Webasto baut 650 Stellen in Deutschland ab
06.04.2025

Der angeschlagene Autozulieferer Webasto will im Zuge seiner Sanierung rund 650 Stellen in Deutschland abbauen. Der Stellenabbau soll schon...

DWN
Politik
Politik AfD löst die FDP im Bundestag ab: AfD hat die meisten Unternehmer in ihrer Fraktion
06.04.2025

Wirtschaftskompetenz in der Politik? Fehlanzeige: Immer weniger Unternehmer im Bundestag vertreten: nur noch 37 Abgeordnete mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Drastischer Mietkostenanstieg voraus: Der Gebäude-TÜV soll kommen
06.04.2025

Das Deutsche Institut für Normung (DIN) hat Mitte Februar 2025 einen Entwurf mit Vorgaben für „Verfahren zur Überprüfung der...