Unternehmen

Bahnstreik stellt Industrie vor Probleme

Nicht nur Fahrgäste, auch die deutsche Industrie muss sich aufgrund des Lokführerstreiks der Gewerkschaft GDL ab Dienstagabend auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Insbesondere Branchen mit hohem Schienengüter-Anteil leiden unter dem Bahn-Streik und müssen umdisponieren.
23.01.2024 09:05
Lesezeit: 1 min

"Der angekündigte sechstägige Bahnstreik belastet die Transportlogistik in Deutschland und Europa und damit auch Unternehmen der deutschen Automobilindustrie", teilte etwa der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Anfrage mit.

Zwar reagierten die Unternehmen und stellten, wo möglich, Liefer- und Logistikketten um. "Allerdings ist eine kurzfristige Verlagerung von der Schiene auf die Straße außerordentlich schwierig", hieß es. Schon in den vergangenen Jahren hätten viele Unternehmen in der Branche ihre Transporte auf die Straße verlagert. "Dadurch sind dies bezügliche Potenziale weitestgehend ausgeschöpft." Mit der Bahn würden vor allem Fertigfahrzeuge transportiert, teilte der VDA weiter mit.

Ob nun der eine oder andere Käufer länger auf sein Neufahrzeug warten muss, bleibt aber abzuwarten. Ob ein sechstägiger Streik dafür schon lange genug dauert, ist fraglich.

Bahnstreik für Chemieindustrie große Herausforderung

Auch für die Chemieindustrie bedeutet der Ausstand gleichwohl eine große Herausforderung, wie der Verband der Chemischen Industrie (VCI) auf Anfrage mitteilte. "Mit ihren Kunden und Logistikdienstleistern haben die Unternehmen umgehend flexible Lösungen entwickelt", hieß es. "Diese können die Einschränkungen und Verzögerungen in der Bahnlogistik aber nur teilweise kompensieren."

Die GDL hatte in der Nacht auf Montag den mehrtägigen Streik in der Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn angekündigt. Der Personenverkehr soll ab Mittwoch ab 2.00 Uhr bestreikt werden, der Güterverkehr ab Dienstagabend ab 18.00 Uhr. Erst Montagabend soll der Arbeitskampf enden.

"144 Stunden Streik wirken sich unmittelbar auf Industrie-Lieferketten aus und stören sie nachhaltig", teilte die Güterverkehrstochter der Bahn, DB Cargo, mit. Der Verband Die Güterbahnen, in dem vor allem die Cargo-Wettbewerber organisiert sind, verwies indes darauf, dass die Bahn im Güterverkehr auf der Schiene nur noch einen Marktanteil von rund 40 Prozent habe.

GDL-Streik ein Streik gegen die deutsche Wirtschaft

"60 Prozent des Schienengüterverkehrs rollen wie üblich und kommen wegen eines entleerten Netzes sogar häufig besser ans Ziel", teilte Verbandsgeschäftsführer Peter Westenberger mit. Die privaten Unternehmen nähmen vereinzelt auch Waren auf, die DB Cargo aufgrund des Streiks nicht transportieren könne.

Die Bahn selbst verwies hingegen auf die eigene Bedeutung für den europäischen Güterverkehr. "Denn DB Cargo ist eine europäische Netzwerkbahn, anders als viele Mitbewerber, die vor allem einfache Shuttleverkehre anbieten", teilte das Unternehmen mit. Der GDL-Streik sei deshalb vor allem ein Streik gegen die deutsche Wirtschaft.

Betroffen sei insbesondere der Einzelwagenverkehr, bei dem Waren direkt beim Kunden per Zug abgeholt werden. Die Waggons werden dann in Rangierbahnhöfen zu langen Güterzügen zusammengesetzt und am anderen Ende des Weges wieder auseinander genommen. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

 

 

DWN
Politik
Politik CO2-Preiserhöhung: EU-Emissionshandel ab 2027 ein teurer Albtraum für die Bürger
10.03.2025

Während die Union im Wahlkampf das große Duell mit SPD und Grünen inszeniert, hat sie längst mit ihnen gemeinsame Sache gemacht. Mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand gibt auf: Negativrekord an Insolvenzen und kurzfristiger Betriebsschließungen
10.03.2025

So viele mittelständische Betriebe wie noch nie gehen pleite oder erwägen eine Geschäftsaufgabe: Laut einer KfW-Studie stehen mehr als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland wartet auf Aufschwung, erster Hoffnungsschimmer im Maschinenbau
10.03.2025

Die Exportnation Deutschland wartet weiter auf den Aufschwung. Etwas Hoffnung machen eine überraschend starke Industrieproduktion und...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Deregulierung: Gefahr für Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit
10.03.2025

Der Wind der Deregulierung bläst über den Atlantik und erfasst die Europäische Union. Die macht es Amerika gleich und startet ihren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen in der Krise – Wie der Autoriese eine ganze Stadt ins Wanken bringt
10.03.2025

Von Dieselskandal bis E-Auto-Desaster: Der Niedergang eines deutschen Industriegiganten gefährdet eine ganze Stadt.

DWN
Politik
Politik Ukraine kann laut Trump nun doch wieder auf US-Geheimdienstinformationen hoffen
10.03.2025

Nach einem vorübergehenden Stopp von US-Militärhilfen, kann die Ukraine im Verteidigungskrieg gegen Russland nun wieder darauf hoffen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen legen Flugverkehr lahm
10.03.2025

Tausende Flugreisende müssen tapfer sein: Wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi fallen an diesem Montag viele Flüge aus....

DWN
Politik
Politik Trudeau-Nachfolger: Mark Carney soll Kanada führen
10.03.2025

Der ehemalige Zentralbankchef Mark Carney wird neuer Vorsitzender der Liberalen Partei in Kanada. Das ergab eine Abstimmung unter...