Unternehmen

Talfahrt der Auftragseingänge bedroht Existenz der Selbstständigen

Lesezeit: 2 min
19.02.2024 10:46  Aktualisiert: 19.02.2024 10:46
Die Geschäftslage der Selbstständigen in Deutschland hat ein neues Rekordminus erreicht. Dies zeigen die neuesten Zahlen des Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex. Dieser Index misst Geschäftslage und -klima für Soloselbstständige und Kleinstunternehmen mit weniger als neun Mitarbeiter.
Talfahrt der Auftragseingänge bedroht Existenz der Selbstständigen
Nehme Probleme zwar wahr, komme aber nur langsam in ein konkretes Handeln. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Foto. dpa).
Foto: Bernd von Jutrczenka

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Januar hat sich die Lage für Kleinstunternehmer und Soloselbstständige weiter eingetrübt. Mit Minus 14,7 Punkten wurde damit der niedrigste Wert seit Erhebung des Index im August 2021 gemessen. Auch das Geschäftsklima, das aus der aktuellen Lagebewertung und den Geschäftserwartungen in den nächsten Monaten errechnet wird, nähere sich mit Minus 22,2 Punkten dem Negativrekord vom Oktober 2022.

Probleme bei der Nachfrage

Anders als in der Gesamtwirtschaft liegt bei Kleinstunternehmern und Soloselbstständigen die Hauptursache für diese negative Entwicklung auf der Nachfrageseite, der schleppende Auftragseingang belaste Soloselbstständige und Kleinstunternehmen, stellt Katrin Demmelhuber vom Ifo-Institut fest. Rund 49 Prozent der befragten Unternehmer gab an, dass die Beeinträchtigungen ihrer Geschäftstätigkeiten eindeutig auf der Nachfrageseite liegen.

Zum Vergleich: Lediglich 38 Prozent der Befragten in der Gesamtwirtschaft sehen den Auftragsmangel als ein ernstes Problem. Jedoch gaben auch 38 Prozent der Befragten in der Gesamtwirtschaft an, dass für sie das Angebotsproblem das drängendste sei. Dies wird aber bei Soloselbstständigen und Kleinstunternehmen nur von einem Viertel so gesehen, Finanzierungsengpässe werden von fünf Prozent der Kleinstunternehmen beklagt.

Der Geschäftsführer vom jimdo und einer der Initiatoren des Index, Matthias Henze, sieht in den jüngsten Zahlen einen Hinweis darauf, dass Soloselbstständige und Kleinstunternehmen die Auswirkungen der allgemeinen Großwetterlage am stärksten zu spüren bekämen. „In Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen kürzen große Unternehmen ihre Ausgaben für externe Dienstleistungen, so dass Soloselbstständige und Kleinstunternehmen weniger Aufträge erhalten“, so Jimdo-Chef Hentze.

Dies schlage sich auch im direkten Vergleich nieder: Während das Geschäftsklima, laut Jimdo-ifo-Index, in der Gesamtwirtschaft bei Minus 13,8 liegt, sind es bei Kleinstunternehmen oder Soloselbstständigen Minus 22,6 Punkte. Ähnlich gravierend ist auch der Unterschied bei der aktuellen Geschäftslage. In der Gesamtwirtschaft liegt der Index bei Minus 1,9 Punkten, bei den Selbstständigen sind es aber 14,7.

Praxischeck gefordert

Diese Zahlen nimmt der Verband der Gründer und Selbstständigen (VGSD) zum Anlass, von der Bundesregierung einen Praxischeck zu fordern. Dies richtet sich vor allem auf einen zügigen Bürokratieabbau. Die Frustration unter den Mitgliedern sei aufgrund der „widersprüchlichen und kaum erfüllbaren bürokratischen Pflichten enorm“, so der VGSD-Vorstand Andreas Lutz. Zwar nehme inzwischen auch die Bundesregierung die große Unzufriedenheit unter den Selbstständigen wahr, komme aber nur sehr langsam in ein konkretes Handeln.

Der Jimdo-ifo-Geschäftsklimaindex wird seit dem Dezember2021 monatlich veröffentlicht mit dem Ziel, Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen mehr Sichtbarkeit in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion zu verschaffen. Dabei arbeiten der Softwarehersteller Jimdo, der seine Produkte besonders an den Bedürfnissen von Selbstständigen und Kleinstunternehmen ausrichtet, mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut ifo zusammen, das das Zahlenmaterial auswertet.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...