Finanzen

Zukunft der Rente: Bundesregierung setzt auf Beitragsstabilität

Lesezeit: 2 min
05.03.2024 17:10
Die Bundesregierung reformiert das Rentensystem: Aktienfonds und Beitragsbremse sollen eine Zukunft ohne Rentenkürzungen sichern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bundesregierung greift durch, um das Rentenniveau in Deutschland zu stabilisieren. Wirtschaft und Arbeitnehmer sehen sich allerdings mit steigenden Beiträgen konfrontiert, ein notwendiges Übel, um das Rentenniveau von 48 Prozent langfristig zu sichern.

Angesichts des demografischen Wandels und der daraus resultierenden Herausforderungen für das Rentensystem hat die Bundesregierung ein ambitioniertes Reformpaket vorgestellt. Ziel ist es, das Rentenniveau stabil zu halten und gleichzeitig einen Anstieg der Beiträge zu dämpfen. „Für mich kommen Kürzungen bei der Rente nicht in Betracht“, betonte Bundeskanzler Olaf Scholz, eine klare Absage an die Erhöhung des Renteneintrittsalters und Nullrunden für Rentner.

Rentenniveau und neue Finanzierungsquellen

Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) präsentierten die Eckpfeiler der Reform: die Sicherung des Rentenniveaus von 48 Prozent und die Erschließung neuer Finanzierungsquellen durch die Gründung eines Kapitalstocks auf dem Aktienmarkt. „Es wird keine Rentenkürzung geben und auch keine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters“, versprach Heil. Diese Maßnahmen sollen die gesetzliche Rente auch für zukünftige Generationen absichern.

Die Rolle des Generationenkapitals

Um die Beitragssätze in einem vertretbaren Rahmen zu halten, plant die Regierung, Milliarden am Kapitalmarkt zu investieren. Die daraus resultierenden Erträge sollen ab Mitte der 2030er Jahre als Zuschüsse in die Rentenversicherung fließen. „Das ist noch nicht die alleinige Lösung für die Herausforderung der langfristigen Finanzierung der Rente“, erläuterte Lindner, „aber ein Baustein, der einen Unterschied macht.“

Was die Reform für den Rentenbeitrag bedeutet

Laut Gesetzentwurf der Bundesregierung würden die Rentenausgaben bis 2045 ohne Reform von derzeit 372 Milliarden Euro auf 755 Milliarden steigen - durch die geplante Festschreibung des Rentenniveaus auf 48 Prozent dürften sie sogar auf rund 800 Milliarden steigen.

Deswegen und wegen der alternden Bevölkerung wären auch deutlich höhere Beiträge zu erwarten. Ohne die Geldanlage am Kapitalmarkt würde der Rentenbeitrag von aktuell 18,6 Prozent bis zum Jahr 2045 auf 22,7 Prozent steigen. Die Erträge vom Kapitalmarkt soll das etwas abdämpfen. Die Bundesregierung rechnet dadurch im Jahr 2045 mit einem im Vergleich leicht reduzierten Rentenbeitrag von 22,3 Prozent. Das ist zwar besser als nichts, aber letztlich wirkt es wie ein kalter Tropfen auf den Stein.

Reaktionen und Ausblick

Während die Reform von vielen als wichtiger Schritt begrüßt wird, gibt es auch kritische Stimmen, die auf die Risiken der Kapitalmarktinvestitionen hinweisen. Sozialverbände fordern ein höheres Rentenniveau, um Altersarmut vorzubeugen. Die Regierung betont jedoch, dass das Paket nur der Anfang eines langfristigen Prozesses sei. „Die Menschen, die in Deutschland gerade arbeiten, die heute Beiträge zahlen, müssen sich auch in Zukunft auf die gesetzliche Rente verlassen können“, sagte Heil, unterstreicht damit die Bedeutung der Reform für die Stabilität und Zukunftsfähigkeit des Rentensystems.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters)

Zum Autor:

Farhad Salmanian arbeitet bei den DWN als Online-Redakteur. Er widmet sich den Ressorts Politik und Wirtschaft Deutschlands sowie der EU. Er war bereits unter anderem für die Sender BBC und Radio Free Europe tätig und bringt mehrsprachige Rundfunkexpertise sowie vertiefte Kenntnisse in Analyse, Medienbeobachtung und Recherche mit.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Plagiat oder nachgemacht? Original und Fälschung? Birkenstock fordert Urheberschutz für Sandalen als Kunstwerk ein
11.01.2025

Künstlerisches Design mit intrinsischem Wert. Oder sind Birkenstock-Latschen nur ein schnöder Gebrauchsgegenstand - eine Sandale halt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: So stärken Führungskräfte das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter
11.01.2025

Psychische Erkrankungen gelten laut dem DAK-Gesundheitsreport 2023 als der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Umso wichtiger...

DWN
Panorama
Panorama Erderwärmung lag 2024 im Schnitt bei 1,6 Grad
11.01.2025

Es wird wärmer - aber die Reduktion der Treibhausgase zeigt Wirkung. Das Jahr 2024 war einem Report zufolge das erste seit Messbeginn, das...

DWN
Politik
Politik Seltene Erden: China beschränkt Export in die USA - aufgrund militärischer Nutzung
11.01.2025

China schränkt seine Exporte von seltenen Erden und kritischen Mineralien in die USA ein. Kann die Volksrepublik den massiven...

DWN
Panorama
Panorama Naturkatastrophen 2024: Versicherer stellt Rekordzahl für Schäden vor
11.01.2025

Naturkatastrophen verursachen Schäden in Milliardenhöhe. Der jüngste Versicherungs-Report von Munich Re zeigt, wie hoch die Summe 2024...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: UN mahnen hohe Opferzahlen durch Russische Fliegerbomben an
11.01.2025

Die Vereinten Nationen (UN) beklagen die hohe Zahl ziviler Todesopfer im Ukraine-Krieg. Zivilisten kämen vermehrt durch russische...

DWN
Politik
Politik Warnstreiks öffentlicher Dienst 2025: Forderungen und mögliche Auswirkungen auf Kommunen
11.01.2025

Im Januar haben die Tarifverhandlungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Kommunen begonnen. Gewerkschaften wie Verdi fordern...

DWN
Politik
Politik USA zielen mit neuen Sanktionen auf Russlands Energiebranche
10.01.2025

Die scheidende US-Regierung von Präsident Joe Biden verhängt die nach eigenen Angaben bislang schärfsten Sanktionen gegen Russlands...