Politik

Arbeitgeber: Rentenpaket wird "teuerstes Sozialgesetz des Jahrhunderts"

Der Arbeitgeber-Verband hat das geplante Rentenpaket als unbezahlbar kritisiert. Zudem sei aus demografischer Sicht höchst ungerecht.
20.03.2024 17:04
Lesezeit: 2 min

Deutschlands Arbeitgeber haben das geplante Rentenpaket der Ampel-Regierung als unbezahlbar kritisiert. „Das geplante Rentenpaket II wäre das teuerste Sozialgesetz dieses Jahrhunderts“, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin verbreiteten Stellungnahme der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Gemäß dem neuen Rentenpaket soll das Renten-Niveau eines Durchschnittsverdieners mit 45 Beitragsjahren bis mindestens 2039 bei 48 Prozent des Durchschnittslohns garantiert werden.

Sündhaft teuer und demografisch ungerecht

Das Rentenpaket nehme einseitig Partei für die Rentenbezieher. „Ihnen wird das Rentenniveau garantiert, während der Beitragssatz künftig unbegrenzt steigen kann“, kritisiert die BDA. „Nachdem die Koalition bereits eine Anhebung des Rentenalters ausgeschlossen hat, gehen damit künftig alle Lasten aus der Alterung auf Kosten der Beitragszahler.“

In ihrer Stellungnahme warnen die Arbeitgeber vor schier nicht stemmbaren Kosten in den nächsten Jahrzehnten. „Bereits 2035 lägen die zusätzlichen Rentenausgaben um rund 30 Milliarden Euro höher als nach geltendem Recht“, so der BDA. In den nächsten 20 Jahren seien Mehrausgaben von einer halben Billion (500 Milliarden) Euro zu erwarten.

„Überfordert würden zum einen die Beitragszahler, weil ihre Gesamtbelastung durch Sozialbeiträge bis Ende des kommenden Jahrzehnts auf rund 50 Prozent steigen würde“, heißt es in der BDA-Mitteilung. „Schleierhaft ist darüber hinaus, wie der Bund die wachsenden Finanzierungslasten für den Bundeszuschuss tragen will.“

Schon in den nächsten Jahren könnte es durch den demografischen Wandel zu erheblichen Finanzierungsproblemen kommen. Laut dem jüngsten Rentenversicherungsbericht würden die Bundeszuschüsse bis 2035 bereits nach geltendem Recht um über die Hälfte auf 137 Milliarden Euro ansteigen.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger sagte: „Erneut werden Leistungen versprochen, die langfristig nicht finanzierbar sein werden. Weiß diese Bundesregierung eigentlich, dass wir unmittelbar vor dem größten Alterungsschub in der deutschen Geschichte stehen?“ Mit immer höheren Sozialbeiträgen sei es für Deutschland noch schwerer, sich aus der wirtschaftlichen Schieflage zu befreien. „Den Rentnern wird das heutige Leistungsniveau garantiert, die Beiträge sollen dafür künftig unbegrenzt steigen können“, kritisierte er.

Arbeitgeberpräsident fordert mehr private und betriebliche Vorsorge

Die Arbeitgeber fordern stattdessen stärkere Anreize, vor der Rente länger im Erwerbsleben zu bleiben. Dulger will Unternehmen von Sozialabgaben entlasten. Bei der Beschäftigung von Rentnern dürften nur noch Sozialbeiträge fällig werden, wenn diesen Beiträgen auch ein Leistungsanspruch für die Beschäftigten gegenüberstehe, forderte der Arbeitgeber-Präsident. Die abschlagsfreie „Rente mit 63“ müsse abgeschafft werden. Auf lange Sicht müsse zudem unweigerlich das Renteneintrittsalter steigen: „Langfristig wird kein Weg daran vorbeiführen, das gesetzliche Rentenalter zu dynamisieren, also an die durchschnittliche Lebenserwartung zu koppeln.“

Auch das Generationenkapital, den durch neue Schulden finanzierten Aufbau eines Aktienfonds in Höhe von 200 Milliarden Euro zur Entlastung der Rentenversicherung ab Mitte der 2030er-Jahre, sieht Dulger skeptisch.Wir brauchen mehr Kapitaldeckung in der Alterssicherung, aber bitte durch private und betriebliche Vorsorge und nicht durch einen Staatsfonds“, forderte der Präsident des Spitzenverbandes.

(mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Deutlicher Kursrutsch nach Zoll-Einigung zwischen USA und China – jetzt Gold kaufen?
12.05.2025

Der Goldpreis ist am Montagmorgen unter Druck geraten. Der Grund: Im Zollkonflikt zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie bricht ein: Strategischer Umbau und politische Entwicklungen belasten – Chance zum Einstieg?
12.05.2025

Die Rheinmetall-Aktie ist am Montag eingebrochen. Nach dem Rheinmetall-Allzeithoch am vergangenen Freitag nehmen die Anleger zum Start in...

DWN
Politik
Politik Friedensoffensive: Selenskyj lädt Putin zu persönlichem Treffen in die Türkei ein
12.05.2025

Selenskyjs persönliches Gesprächsangebot an Putin in der Türkei und sein Drängen auf eine sofortige, 30-tägige Feuerpause setzen ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Entspannung im Handelskrieg? China und USA nach Genf optimistisch
12.05.2025

Bei ihren Zollgesprächen haben China und die USA nach Angaben der chinesischen Delegation eine „Reihe wichtiger Übereinstimmungen“...

DWN
Politik
Politik Hoffnung auf neue Gespräche: Putin bietet Verhandlungen mit Ukraine an
12.05.2025

Wladimir Putin schlägt überraschend neue Verhandlungen mit der Ukraine vor – doch Kiew und der Westen setzen ihn mit einem Ultimatum...

DWN
Technologie
Technologie Das Ende von Google? Warum SEO dennoch überleben wird
12.05.2025

Künstliche Intelligenz verändert die Online-Suche radikal – doch wer jetzt SEO aufgibt, riskiert digitalen Selbstmord.

DWN
Politik
Politik Großbritanniens leiser EU-Kurs: Rückkehr durch die Hintertür?
12.05.2025

Offiziell betont die britische Regierung unter Premierminister Keir Starmer weiterhin die Eigenständigkeit Großbritanniens nach dem...