Immobilien

Immobilien: Kaufpreise in deutschen Metropolen klettern wieder nach zweijähriger Flaute

Neue Stimmung am Immobilienmarkt: Laut einer Immowelt-Analyse ziehen die Angebotspreise von Bestandswohnungen in den großen Städten wieder an. In mehreren Metropolen gibt es deutliche Anstiege, die Hauptstadt verzeichnet noch einen kleinen Rückgang. Wie können Immobilienbesitzer beim Verkauf mehr rausholen?
08.04.2024 19:30
Lesezeit: 3 min
Immobilien: Kaufpreise in deutschen Metropolen klettern wieder nach zweijähriger Flaute
Das Interesse am Immobilienkauf kehrt langsam zurück. (Foto: istockphoto.com/HYWARDS). Foto: HYWARDS

In 14 der 15 größten deutschen Städte sind die Angebotspreise von Bestandswohnungen im ersten Quartal 2024 mit einem Durchschnittswert von 1,9 Prozent gestiegen. Dies, nach zwei Jahren rückläufiger Preise und Flaute am Immobilienmarkt – hauptsächlich wegen eines rasant steigenden Zinsumfelds. Viele Interessenten konnten sich den Kauf einer Immobilie wegen der hohen Zinsen und hohen Eigenkapital-Anforderungen nicht mehr leisten.

Laut der jüngsten Ergebnisse einer Auswertung des Immobilienportals immowelt.de für das erste Quartal 2024, hatten sich Kaufpreise in 11 von 15 Städten bereits im Vorquartal erhöht, aber nur um 1,3 Prozent. Die Studie analysierte, wie sich die Angebotspreise von Bestandswohnungen in den 15 deutschen Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern entwickelt haben.

Das Fazit? Preise in den Metropolen steigen wieder, denn das Interesse am Immobilienkauf ist zurückkehrt – hauptsächlich wegen sinkender Kaufpreise und Zinsrückgängen. Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch kommentierte: „Neben den zum Teil deutlich gesunkenen Kaufpreisen spielt der erste kleine Zinsrückgang nach dem rapiden Anstieg eine bedeutende Rolle. Sollten die Zinsen im Laufe des Jahres weiter sinken, dürfte das die Nachfrage zusätzlich befeuern.“

Fortsetzung der Trendwende erwartet

Kusch rechnet damit, dass sich der Trend aus dem ersten Quartal auch in den kommenden Monaten fortsetzen wird: „In Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern zeigt sich eine deutliche Trendumkehr. Die Mehrheit hatte die Talsohle durchschritten und die Preiskurve geht wieder bergauf.“ Auch in hochpreisigen Metropolen mit viel Zuzug aufgrund guter Jobperspektiven erholen sich die Immobilienmärkte spürbar, fügte er hinzu.

Bergauf in den Metropolen, kleine Korrektur in Berlin

  • Köln war der Spitzenreiter im ersten Quartal mit einem Preisanstieg von 2,7 Prozent. Aktuell müssen Käufer im Durchschnitt 4.634 Euro pro Quadratmeter für Wohneigentum zahlen.
  • Auch in München geht die Preiskurve nach oben, mit 2,4 Prozent. Während Ende 2023 die Durchschnittspreise seit langem wieder unter die 8.000-Euro-Marke fielen, sind sie jetzt bei 8.076 Euro pro Quadratmeter.
  • In Hamburg haben sich die Angebotspreise von Bestandswohnungen in den vergangenen drei Monaten um 1,5 Prozent verteuert. Aktuell kostet der Quadratmeter für eine Bestandswohnung 5.948 Euro.
  • In Stuttgart ist das Preisniveau in den vergangenen zwei Jahren um -17,3 Prozent eingebrochen, doch jetzt sieht man die Trendumkehr: 2,1 Prozent Wachstum im ersten Quartal auf 4.715 Euro pro Quadratmeter. Auch in Leipzig zeigt die Preiskurve nach oben: Nach einem Rückgang von -1,2 Prozent im Vorquartal, kletterten die Preise um 1,5 Prozent auf 2.469 Euro pro Quadratmeter.
  • In Frankfurt am Main hat das veränderte Zinsumfeld zu einem deutlichen Absacken der Preise (-16,5 Prozent) geführt, doch jetzt geht es bergauf: Nach einem 0,4 Prozent Anstieg im Vorquartal kletterte das Niveau in den ersten drei Monaten um 2,0 Prozent auf 5.205 Euro.
  • Die einzige Millionenstadt, in der die Kaufpreise im vergangenen Quartal gesunken sind, ist Berlin. In der Hauptstadt gab es einen Rückgang von -1,0 Prozent auf 4.926 Euro.

Neues, verbessertes Zinsumfeld

Kusch zufolge ist ein wichtiger Treiber für die verbesserte Situation am Immobilienmarkt die zuletzt gesunkenen Zinsen. Nachdem im Oktober 2022 der durchschnittliche Zinssatz für ein Baudarlehen mit 10-jähriger Sollzinsbindung zum ersten Mal nach der rund 15 Jahre andauernden Niedrigzinsphase wieder auf 4,0 Prozent sprang und dann ein Jahr später auf 4,2 Prozent kletterte, sank der Durchschnittszins bis März dieses Jahres auf 3,6 Prozent. „Gepaart mit den über die vergangenen zwei Jahre gesunkenen Kaufpreisen hat dies dazu geführt, dass die monatlichen Kosten für die Darlehensrückzahlung spürbar zurückgegangen sind – je nach Stadt um mehrere hundert Euro.“

Auch bei Finanzierungsvermittlern dreht sich die Stimmung ins Positive. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall und die bayerischen Sparkassen meldeten vor Kurzem, dass Immobilienkreditzusagen an Privatkunden in den ersten beiden Monaten dieses Jahres erstmals wieder etwas gestiegen sind. „Wir sehen eine deutliche Belebung auf dem Baufinanzierungsmarkt seit Jahresbeginn“, sagte Jörg Utecht, Chef des Münchner Finanzierungsvermittlers Interhyp gegenüber Immoscout. Utecht zufolge war Januar 2024 der antragsstärkste Monat überhaupt im Privatkundengeschäft der Gruppe.

Andere Finanzierungsvermittler stimmten zu. „Wir blicken mit vorsichtigem Optimismus auf den Baufinanzierungsmarkt in diesem Jahr“, sagte ein Sprecher der Schwäbisch Hall. „Die Talsohle in der Baufinanzierung dürfte durchschritten sein.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...