Immobilien

Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von Bibliotheken, Wohnungen, Kindergärten, Schulen und andere Bildungsangebote würde den Einzelhandel, der momentan in vielen Städten ins Stocken geraten ist, wieder ankurbeln.
23.04.2024 14:25
Aktualisiert: 23.04.2024 14:25
Lesezeit: 2 min

Bundesbauministerin Klara Geywitz hat sich für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten ausgesprochen. „Monokulturen sind anfällig für Krisen. Das gilt nicht nur für die Fichten im Harz, sondern auch für den Immobilienmarkt und die Innenstadtentwicklung“, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag bei einem Kongress zum Thema Handelsimmobilien in Berlin.

„Vielfältigere Angebote und Nutzungsmöglichkeiten bringen dagegen Stabilität - es ist auch das, was die meisten Menschen sich wünschen“, sagte Geywitz. Die Ministerin zitierte eine Umfrage der Bundesstiftung Baukultur, laut der die Menschen auch Bibliotheken, Wohnungen, Kindergärten, Schulen und andere Bildungsangebote in den Stadtzentren haben möchten. „Natürlich bleiben die Städte Zentren des Einzelhandels - und der profitiert von einem lebendigen und vielfältigen Umfeld.“

Hintergrund: Innenstädte in der Krise

Die Innenstädte vielerorts befinden sich in der Krise. Oft sind sie fast ausschließlich auf den Einzelhandel ausgerichtet, unterscheiden sich durch die Geschäfte aber kaum. Zudem sinkt seit Jahren die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte. Nach Angaben des Handelsverbands Deutschland (HDE) ging die Zahl seit 2015 von 372 000 auf 311 000 nach unten.

Der HDE warnte am Dienstag vor Leerständen, Insolvenzen und Konsumflaute in Deutschland. Angesichts der schwierigen Situation bei Einzelhändlern und in vielen Innenstädten forderte der Verband die Bundesregierung zu einem Innenstadtgipfel auf. „Wenn der Einzelhandel geht, stürzen ganze Innenstädte. Wenn die Menschen keinen Anlass mehr für einen Innenstadtbesuch haben, dann drohen Geisterstädte. Das hat enorme Konsequenzen. Für die Wirtschaft, das Lebens- und Heimatgefühl der Menschen und auch für die gesamte Gesellschaft“, sagte HDE-Präsident Alexander von Preen.

Bauministerin: Noch viel unentdecktes Potenzial

Geywitz rief die Unternehmer in den Innenstädten auf, sich gemeinsam zu engagieren. „Wenn die ganzen Ladenbesitzer in den Innenstädten gemeinsam einsam sind und jeder nur Seins macht, werden die zentral gemanagten Einkaufszentren vor den Stadttoren immer einen riesigen Standortvorteil haben“, sagte die Ministerin. Die SPD-Politikerin betonte zudem, dass es bei der Nutzung der Innenstadtdächer aus ihrer Sicht noch viel unentdecktes Potenzial gebe. Als Beispiele nannte sich Dachbegrünungen oder auch Minigolf-Anlagen auf Dächern.

In anderen immobilienrelevanten Nachrichten sagte die Beratungsfirma DIW Econ im Auftrag des Verbändebündnisses Wohnungsbau vor Kurzem, dass die Krise im Wohnungsbau einer Studie zufolge die gesamte deutsche Wirtschaft hart treffen könnte.

Die Branche sei volkswirtschaftlich gesehen fast so bedeutend wie die gesamte Automobilwirtschaft, so DIW Econ. Ein Wegbrechen könnte der Volkswirtschaft damit Milliarden-Verluste und dem Staat Rückgänge bei den Steuereinnahmen bescheren. Branchenverbände warnten in Berlin vor einer „fatalen Entwicklung, bei der die Krise im Wohnungsbau einen Dominoeffekt und damit massiven Schaden für weite Teile der Wirtschaft auszulösen droht.“

Laut der Studie hat jeder siebte Euro der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung direkt oder indirekt mit dem Wohnungsbau zu tun. Auch rund jeder siebte Arbeitsplatz und 17 Prozent der Steuereinnahmen stünden mit dieser Branche in Verbindung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Zahlungen per Smartphone steigen sprunghaft an
25.12.2025

Immer mehr Menschen zücken zum Bezahlen das Smartphone. Hinter den allermeisten Transaktionen stecken heute noch Debitkarten. Das könnte...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenpleite: Was passiert mit meinem Geld?
25.12.2025

Es ist eine tiefe Angst vieler Menschen – die eigene Bank, der man sein Erspartes anvertraut hat, geht bankrott. Erfahren Sie hier, wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...