Immobilien

Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?

Lesezeit: 2 min
01.05.2024 19:01
Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten Stecker-Solaranlage oder Mini-PV-Anlagen - mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Mit dem neuen Solarpaket wird die Anmeldung und Installation dieser Anlagen jetzt deutlich erleichtert. Lohnt sich die Installation?

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Balkonkraftwerke oder steckerfertige Solaranlagen werden immer beliebter: Mieter und auch Eigentümern, die selbst in ihrer Immobilie wohnen, können mit dem Strom aus Solarzellen auf dem Balkon Geld sparen und auch ein Beitrag zu den Klima-Zielen leisten.

Laut der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen ist der Begriff "Balkonkraftwerk" gesetzlich nicht definiert. Ein Sprecher antwortete auf DWN-Anfragen: „Zur Auswertung des Marktstammdatenregisters nach Balkonkraftwerken wird die installierte Leistung der registrierten Module genutzt. Vorliegend werden Anlagen mit einer installierten Leistung von weniger als 0,601 Kilowatt und weniger als fünf Solar-Modulen als Balkonkraftwerke betrachtet.“

Mit Stand vom 24. April 2024 waren 426.815 Stromerzeugungseinheiten solcher Anlagen im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur registriert, verglichen mit 181.812 Einheiten vor einem Jahr.

Neuste Entwickelungen: Weniger Bürokratie durch Solarpaket

Bis jetzt war die Installation einer Anlage auf dem Balkon mit viel Aufwand verbunden. Jetzt wird es einfacher, denn es soll weniger Bürokratie bei dem Anbringen und Anmeldung der Anlagen geben und auch Änderungen im Mietrecht und im Wohnungseigentumsrecht. Dies könnte die Nachfrage nach den steckerfertigen Solaranlagen im Jahr 2024 und darüber hinaus noch weiter ankurbeln.

Das erst kürzlich vereinbarte neue Solarpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Generell soll es weniger Bürokratie und schnellere Verfahren geben für diejenigen, die sie sich eine Solaranlage anschaffen wollen. Auch der Betrieb von Balkonkraftwerken soll einfacher werden, sowie die Nutzung von selbst erzeugtem Photovoltaik-Strom in Mehrfamilienhäusern.

Balkonkraftwerke: Registrierung wird vereinfacht, Änderungen im Mietrecht

Bei Balkonkraftwerken ist vorgesehen, dass sie grundsätzlich nicht mehr beim Netzbetreiber gemeldet werden müssen. Ausreichend sein soll eine Registrierung im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Die Anmeldung soll einfacher und auf wenige Daten beschränkt werden. Zähler sollen nicht extra umgerüstet werden müssen und die kleinen Balkonsolaranlagen künftig auch leistungsfähiger sein dürfen.

Auch soll es einfacher werden, ein Balkonkraftwerk zu installieren durch Änderungen im Mietrecht und im Wohnungseigentumsrecht. Die Stromerzeugung durch Steckersolargeräte soll in den Katalog der sogenannten privilegierten Maßnahmen aufgenommen werden und können von Vermietern und Wohnungseigentümergemeinschaften nicht einfach blockiert werden.

Was kosten die Anlagen und wieviel Geld spart man?

Die Kosten für ein Standard-Modul liegen zwischen 350 und 600 Euro, doch wegen hoher Nachfrage und verzögerten Lieferung von Bauteilen können Preise teilweise höher sein, so die Verbraucherzentrale.

Einem RBB24-Bericht zufolge darf man bisher maximal 600 Watt Strom in das öffentliche Netz einspeisen. Diese Grenze soll im Laufe des Jahres auf 800 Watt angehoben werden. Ein Ein-Personen-Haushalt verbraucht im Jahr durchschnittlich zwischen 1.300 und 1.800 Kilowattstunden Strom - je nach Gebäudetyp, Art der Warmwasserbereitung und Stromnutzung. „Dementsprechend kann eine Anlage etwa ein Fünftel bis sogar fast die Hälfte des Strombedarfs für eine Person decken. Den restlichen Strom bekommt man über seinen herkömmlichen Anbieter,“ so der Bericht.

Laut der Verbraucherzentrale gibt es mehrere Faktoren, die den Solarstrom-Level eines Balkonkraftwerk beeinflussen, zum Beispiel Ausrichtung, und Sonneneinstrahlung vor Ort. Die Zentrale erklärt, dass ein Standardsolarmodul 380 Watt Leistung hat und an einem schattenfreien Platz an einem Südbalkon ungefähr 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern kann - etwa dem jährlichen Verbrauch eines Kühlschranks und einer Waschmaschine in einem Haushalt mit zwei Personen.

„Die Wirtschaftlichkeit eines Steckersolar-Gerätes ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu gehören die Anschaffungskosten, die Ausrichtung und Neigung des Moduls und der aktuelle Strompreis des Stromversorgers. Besonders sinnvoll ist die senkrechte Montage an der Außenseite einer Balkonbrüstung, die verschattungsfrei zwischen Südwest und Südost ausgerichtet ist“, so die Zentrale.

Was sind die Wachstums-Prognosen?

Der Bundesverband Solarwirtschaft erwartet, dass die Nachfrage nach Solartechnik insgesamt im Jahr 2024 weiter zunehmen wird. Auch die Bundesnetzagentur rechnet damit, dass die Anzahl der Registrierungen steckerfertigen Erzeugungsanlagen (Mini-PV-Anlagen oder Balkonkraftwerken) ihren Aufwärtstrend fortsetzen werden.

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...