Für die rund 49.000 Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Ostdeutschland haben am Donnerstag die Tarifverhandlungen begonnen. Das Treffen in Potsdam blieb ohne Ergebnis, beide Seiten vertagten sich. Die Gewerkschaft IG BCE Nordost fordert eine Erhöhung der Einkommen um sieben Prozent. Der Arbeitgeberverband, der von einer Krise der Branche spricht, hält ein solches Plus nicht für umsetzbar.
Ohne faires Verständnis hätten die Arbeitgeber die Forderungen vom Tisch gewischt, kritisierte IG BCE Landesbezirksleiterin und Verhandlungsführerin, Stephanie Albrecht-Suliak, laut einer Mitteilung. Schwierig sei die Lage nur in den energieintensiven Industrien, die Geschäfte der Konsumgüter- und Pharmaindustrie liefen glänzend. Die Arbeitnehmer hätten ihren Anteil am Erfolg verdient, die Forderung nach einer Nullrunde sei „unverantwortlich“.
Dagegen teilte der Arbeitgeberverband Nordostchemie mit: „Die wirtschaftliche Lage unserer Branche lässt keinen Interpretationsspielraum zu: Wir befinden uns nach einem äußerst schwierigen Jahr 2023 weiterhin in der Krise.“ Eine kurzfristige Erholung sei nicht in Sicht. Laut Arbeitgeberverband werden die Tarifverhandlungen voraussichtlich auf Bundesebene am 14. Mai im thüringischen Teistungen fortgesetzt.
Die Arbeitgeberseite argumentiert mit einer schweren Krise der Branche, wobei die Produktion 2023 um 8 Prozent eingebrochen ist und für 2024 keine nachhaltige Besserung absehbar ist. Die IG BCE setzt sich trotzdem stark für eine Lohnerhöhung ein. Sie weist darauf hin, dass Teile der Branche, insbesondere die Pharmaindustrie, immer noch floriert. Ein großes Thema ist auch die Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages, welche von beiden Seiten als notwendig angesehen wird, jedoch die Arbeitgeber eine Erhöhung der Kosten ablehnen.