Argentinien: Entsteht hier das „Rom des 21. Jahrhunderts?“
Innerhalb von drei Wochen trafen sich Unternehmer Elon Musk und Argentiniens Präsident Javier Milei gleich zweimal. Nach der ersten Begegnung im April in der texanischen Gigafactory Musk’s trafen sich die beiden diesmal in Los Angeles, um dem Investors Summit beizuwohnen. Dabei waren auch die Generalsekretärin des Präsidialamtes, Karina Milei, sowie der argentinische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Gerardo Werthein. Veranstalter war das Milken Institute.
Zuvor hatte Milei in einer energischen Rede Argentinien als großartiges Land für Investitionen vorgestellt. Würden die Geschäftsleute das große Potenzial Argentiniens ausnutzen, könnte hier schließlich das „Mekka des Westens“ und das „Rom des 21. Jahrhunderts“ entstehen. Argentinien, das unter einer horrenden Inflation leidet, galt zuletzt als Sorgenkind Lateinamerikas. Wenn allein Großinvestoren das Land retten sollen, kann dies nur über einen Rohstoff gelingen, der in rauen Mengen vorhanden ist: Lithium. Vor allem um diesen Schatz ging es, als Musk und Milei sich anschließend zum Gespräch trafen.
„Wir haben über Investitionsmöglichkeiten in Lithium in Argentinien gesprochen und darüber, wie wichtig es ist, Investitionen in Lithium zu prüfen und Mehrwert zu schaffen. Wir legen großen Wert darauf, nicht nur Rohstoffe zu exportieren, sondern auch Wertschöpfung zu schaffen. [Musk] sagte, er wolle Argentinien helfen“, sagte Werthein über das Treffen.
Diese Hilfsbereitschaft kommt nicht aus reiner Nächstenliebe zustande. Argentinien verfügt über eines der größten Vorkommen an Lithium weltweit. Mit großem Eifer vonseiten Milieus und seiner Präsidentendelegation wurde Musk eingeladen, in dem Land zu investieren und zu wirtschaften, auch mit einer Ansiedlung von Starlink. Eine „große Veranstaltung“ rund um Technologie und Wachstum soll bald unter der Aufsicht der beiden ausgerichtet werden.
Hohn für Milei, Spott für Musk: Warum Europa den Anarchokapitalisten und den Unternehmer fürchtet
Das Treffen der beiden wurde in den westlichen Medien nur oberflächlich behandelt, obgleich die Erschließung großer Lithiumvorkommen insbesondere den USA eine gewaltige Entlastung bei der Abkopplung von China bedeuten könnte. Aber die Aversion gegen den kontroversen Unternehmer Musk und den exzentrisch wirkenden Milei hat durchaus politische Hintergründe: Argentiniens zweitgrößte Zeitung, La Nación, titelte etwa, Elon Musk sei der „Superheld der Rechten“ in Lateinamerika.
So kommentiere der laut Forbes zweitreichste Mann der Welt stets auf kontroverse Art und Weise zu jeglichen Themen, von Kultur bis zur tagesaktuellen Politik. Die Seitenhiebe gegen sozialistische Politiker wie Hugo Chavez bilden dabei nur die Spitze des Eisbergs. Auf X postet der Unternehmer in zunehmenden Maße über lateinamerikanische Politiker, zeigt sich konservativen wie Milei, Bukele und Bolsonaro aber deutlich zugewandter als linksgerichteten Persönlichkeiten wie Chavismo oder Lula da Silva.
Auch in Deutschland mischt sich Elon Musk in die Debatte ein und teilt migrationskritische Ansichten von AfD-Politikern. Alice Weidel, Vorsitzende der AfD, lud ihn prompt in ihr Büro im Bundestag ein, um über die Entwicklungen in Deutschland zu diskutieren. Laut der US-amerikanischen Nachrichtenagentur Bloomberg genießt die europäische Rechte und insbesondere die AfD die Sympathien Musks, auch wenn sie ihr keinen großen Wahlerfolg garantieren könne. Elon Musk wird infolgedessen von Deutschlands Linken zum Feindbild stilisiert.
Derweil stoßen Mileis Pläne für eine auf Deregulierung abzielende „Schocktherapie“ auf Kritik. Emsig verfolgen Portale wie die Tagesschau die Proteste gegen die zunehmende Privatisierung und die Entmächtigung des argentinischen Staates, wohl auch, weil die libertären Ideen Mileis in Deutschland durchaus positiv wahrgenommen und diskutiert werden.
Musk und Milei in Texas: Ein „großartiges Treffen“
Während Elon Musk in Deutschland zunehmend auf Kritik stößt und das einzige Tesla Werk auf europäischen Boden von Demonstranten jeglicher Couleur attackiert wird, scheint sein Vorhaben in Südamerika auf mehr Gegenliebe zu stoßen. Entsprechend unwahrscheinlich ist es, dass der Unternehmer für weitere Investitionen in die Bundesrepublik und ihren Lithium-Abbau Werbung machen wird, obwohl diese für eine erfolgreiche Energiewende durchaus gebraucht werden könnten.
Ob bei der Förderung von Lithium oder dem Bewältigen der Energiewende: Durch die deutsche Aversion gegen den Unternehmer Musk könnte dieser als potenzieller Investor wegfallen und sich Regierungen zuwenden, die sich ihm gegenüber aufgeschlossen zeigen. Konservative lateinamerikanische Regierungen dürften nach dem Vorbild Mileis Gefallen daran finden, den Unternehmer zu hofieren, sofern mit seiner Hilfe tatsächlich ein „Rom des 21. Jahrhunderts“ in Argentinien entstehen sollte.
Welche konkreten wirtschaftlichen Folgen das Treffen der beiden Antihelden haben wird, bleibt derweil noch abzuwarten. Eines aber ist sicher: Die Kooperation Miles und Musks dürfte sich zu einer echten Freundschaft entwickeln, die auch die Unternehmen Tesla und Starlink nachhaltig beeinflusst. So postete Milei nach dem Treffen: „Danke Elon. Du bist der Beste. Ende.“