Unternehmen

150-Euro-Freigrenze: Bund will Zoll-Schlupfllöcher für Shein, Temu und Co. stopfen helfen

Der Einzelhandel ächzt unter der zunehmenden Konkurrenz von Billig-Importeuren wie Shein und Temu. Nun scheint es so, als wolle der Bund aktiv werden und Steuer- bzw. Zoll-Schlupflöcher für die Firmen in Fernost schließen helfen - per Intervention auf der EU-Ebene. Der Handelsverband HDE hofft auf Abschaffung der 150-Euro-Freigrenze und beruft sich auf den Finanzminister.
24.05.2024 00:10
Aktualisiert: 24.05.2024 08:10
Lesezeit: 1 min

Die Bundesregierung könnte sich hinter eine mögliche Neuordnung von Import-Regelungen der Europäischen Union stellen, die asiatische Online-Händler wie Shein und Temu treffen könnte. Dem Handelsverband HDE zufolge will das Bundesfinanzministerium eine Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze in der EU unterstützen. Für Päckchen unter einem Warenwert von 150 Euro müssen derzeit bei der Einfuhr keine Zollgebühren bezahlt werden - Billig-Händler aus Fernost profitieren davon.

Dem HDE ist die Zoll-Regelung ein Dorn im Auge, denn sie unterstützt seiner Ansicht nach eine Flut von Billig-Waren auf dem Weg nach Europa. Zudem kritisiert der Verband, dass zahlreiche Waren nicht ausreichend auf die Einhaltung von europäischen Standards durch die Zollbehörden kontrolliert werden könnten. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) habe nun signalisiert, dass Deutschland ein Ende der 150-Euro-Regelung auf europäischer Ebene unterstützen werde, teilte der Handelsverband mit.

Das Finanzministerium erklärte, es wolle sich nicht zu konkreten Fällen äußern, es begrüße aber generell, dass die EU-Kommission Vorschläge vorgelegt habe, um Zoll-Regelungen an die Herausforderungen des Online-Handels anzupassen. Die Kommission hatte im Mai 2023 entsprechende Reformpläne auf den Tisch gelegt.

Das Wachstum Temus hänge nicht an Regelungen zur zollfreien Einfuhr von Waren, erklärte der Online-Händler. Dieses resultiere vielmehr aus effizienten Lieferketten. Der Online-Händler Shein, der derzeit eine Börsennotierung in London anstrebt, betonte, das Unternehmen halte sich an alle Regeln und Gesetze - auch mit Blick auf Zoll-Vorschriften.

Die Preisstrukturen bei Shein basierten nicht auf Zoll-Regelungen der EU. Kritik an einer möglichen Streichung der Ausnahmen hatte bereits der Verband Ecommerce Europe geäußert, zu dem unter anderem auch Amazon und Ebay gehören. Diese könnte Vergeltungsmaßnahmen von Handelspartnern der EU nach sich ziehen.

Der EU-Kommission zufolge erreichten rund zwei Milliarden Pakete mit einem erklärten Warenwert von je unter 150 Euro im vergangenen Jahr Europa aus Drittstaaten. Die Ausnahmeregelung könnte zudem dazu führen, dass Online-Händler Lieferungen aufteilten, um unter dem Schwellenwert von 150 Euro zu bleiben. Bei 65 Prozent der Pakete könnte der Wert zudem absichtlich zu niedrig deklariert worden sein. Shein und Temu erklärten, sie wiesen die richtigen Warenwerte aus und stückelten Sendungen nicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik G20 in Afrika: Geschlossenheit trotz US-Abwesenheit – Signal für Frieden und Entwicklung
24.11.2025

Beim ersten G20-Gipfel auf afrikanischem Boden bleibt der Platz der USA demonstrativ leer – doch die übrigen Mitglieder setzen ein...

DWN
Panorama
Panorama Abnehmwirkstoff ohne Alzheimer-Erfolg: Novo-Nordisk-Studie enttäuscht Anleger
24.11.2025

Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat mit seinem Abnehmmittel Semaglutid in einer Alzheimer-Studie einen Rückschlag erlitten. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...