In der modernen Arbeitswelt sind Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz für den Erfolg eines Unternehmens wichtig. Immerhin identifizieren sich etwa 7,5 Prozent der Deutschen als LGBTQ-Person. Das entspricht ungefähr sechs Millionen Menschen. Dennoch verbergen viele LGBTQIA+ Personen ihre Identität immer noch aus Angst vor Diskriminierung. Wie können Arbeitgeber eine offene, inklusive Kultur im Unternehmen schaffen?
Für Unternehmen können vielfältige Teams besondere Vorteile bringen, gerade in Branchen mit einem starken Wettbewerb um Talente und Kreativität. Welche das sind, hat die Unternehmensberatung McKinsey & Company in einer Studie herausgefunden.
Kreativität und Innovation
Unterschiedliche Perspektiven führen zu frischen Ideen und innovativen Lösungen, sodass diverse Teams nicht nur kreativer, sondern auch bessere Produkte entwickeln. Auch die Entscheidungsfindung profitiert enorm von Vielfalt. Studien belegen, dass heterogene Teams fundiertere Entscheidungen treffen. Durch die verschiedenen Meinungen werden alle Aspekte eines Problems beleuchtet, was zu besseren Ergebnissen führt. Unternehmen, die Diversität fördern, ziehen zudem Talente an.
Laut einer Erhebung von CIPD suchen immer mehr Mitarbeitende nach Arbeitgebern, die eine inklusive und offene Kultur bieten. Ein diverses Team versteht auch die Bedürfnisse unterschiedlicher Kunden besser, was zu besseren Produkten und Dienstleistungen führt - und die Kundenbindung stärkt.
Es gibt viele konkrete Schritte, wie der Arbeitsplatz für LGBTQIA+ Kollegen sicherer und einladender wird.
Wie Diversität und Wertschätzung am Arbeitsplatz gelingen kann
- Bildung und Sensibilisierung: Informationen über die LGBTQIA+ Community einholen, das Wissen mit den Kollegen teilen und die Lernkultur im Unternehmen fördern
- Pronomen in E-Mail-Signaturen oder neben dem Namen in Online-Meetings zu platzieren, zeigt Respekt und Anerkennung für die Identität vieler LGBTQIA+ Personen. So entsteht ein Umfeld, in dem sich alle sicher fühlen, ihre Pronomen zu teilen. Wichtig ist jedoch, zu respektieren, wenn jemand nicht bereit ist, seine Pronomen öffentlich zu machen.
- Meldeprozesse kennen: Viele LGBTQIA+ Personen fühlen sich unwohl dabei, Vorfälle selbst zu melden und diskriminierendes Verhalten zur Sprache bringen
- Führungskräfte einbeziehen: Eine Kultur der Inklusion sollte von der Führungsebene vorgelebt werden. Das zeigt den Mitarbeitenden, dass das Unternehmen hinter ihnen steht und unterstützt sie dabei, authentisch am Arbeitsplatz aufzutreten.
- Aufdringliche Fragen zum Privatleben von Kollegen sind nie höflich. LGBTQIA+ Personen werden oft mit persönlichen Fragen zu ihrem Sexleben oder ihrem Körper konfrontiert. Besser ist es, abzuwarten, bis Kollegen diese Informationen von selbst anbieten. Wenn persönliche Fragen notwendig sind, um besser unterstützen zu können, sollten sie in einem privaten Gespräch gestellt werden.
- Beim Einsatz für LGBTQIA+ Personen ist es wichtig, das eigene Privileg zu erkennen, Solidarität zu zeigen und zuzuhören.
- Der Pride Month bietet sich für Unternehmen besonders an, ihre Unterstützung für Vielfalt und Inklusion zu zeigen.
Die queere Community
Die queere Community ist eine Untergruppe der LGTBQAI+ Community. Queerness beschreibt einen inklusiven Begriff für Menschen, die normative Vorstellungen von Geschlechteridentitäten und sexueller Orientierung hinterfragen, und hat deshalb eine politische Konnotation. Dies steht im Kontrast zu anderen Buchstaben im LGTBQAI+ Akronym, die als Repräsentanten spezifischer nicht-normativer Geschlechteridentitäten und sexuellen Orientierungen genutzt werden.
Besonders auffällig ist, dass queere Menschen häufiger jünger sind: 43 Prozent sind zwischen 18 und 34 Jahre alt, im Vergleich zu 25 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zudem sind sie häufiger Schüler oder Studenten (12 vs. 5 Prozent) und öfter nicht in einer Beziehung (39 vs. 29 Prozent). Außerdem interessieren sich 43 Prozent der queeren Zielgruppe stark für Politik, verglichen mit 36 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Die queere Community vertritt häufiger grüne bzw. klimafreundliche Ansichten: 74 Prozent sagen, dass wir alle weniger Auto fahren sollten, um die Umwelt zu schonen (vs. 65 Prozent). Zu dieser Aussage passt auch, dass 31 Prozent der Zielgruppe selbst kein Auto haben (gegenüber 21 Prozent der Gesamtbevölkerung). 73 Prozent der queeren Community sagen, sie hätten nichts dagegen, in ihrer Region eine Windkraftanlage zu haben (vs. 59 Prozent). Und 56 Prozent sind der Meinung, dass Restaurants mehr vegane / vegetarische Optionen anbieten sollten (vs. 40 Prozent der Gesamtbevölkerung).
Diese Tendenzen sind eine Besonderheit der queeren Community im Vergleich zu anderen Untergruppen der LGTBQAI+ Community, denn diverse Geschlechteridentitäten und sexuelle Orientierungen sind in der Gesellschaft insgesamt gleichmäßiger verteilt.
Wofür steht LGBTQIA+?
Die Buchstabenkombination stammt ursprünglich aus dem Englischen und beschreibt die unterschiedlichen sexuellen Identitäten, die innerhalb der queeren Community auftauchen. Dabei steht jeder Buchstabe für eine andere Sexualität:
L = Lesbisch, G = Gay bzw. Schwul, B = Bisexuell, T = Trans, Q = Queer, I = Intergeschlechtlich/Intersexuell, A = Asexuell, + = steht für weitere Varianten
Übrigens: In diesen Tagen wird auch die Münchner Arena wieder leuchten - nicht in Pink, aber in Regenbogenfarben. Als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren, werden die Farben am Stadion am 22. und 23. Juni zu sehen sein.
Anlass ist der Christopher Street Day. Ein EM-Spiel wird an den beiden Tagen in München nicht ausgerichtet. Auch wenn das Bekenntnis zu Diversität und Akzeptanz grundsätzlich begrüßenswert ist, bleibt auffällig, dass es beim Männerfußball dazu besonders still bleibt. Dies zeigt sich vor allem in der Unsichtbarkeit – durch aktives Stillschweigen und Ignorieren von Homosexualität.