Die Liebe der Bundesbürger zum Bargeld schwindet weiter. Im vergangenen Jahr wurden zwar immer noch 51 Prozent der Zahlvorgänge in Deutschland mit Scheinen und Münzen abgewickelt, wie die Bundesbank in einer umfragebasierten Studie zum Zahlungsverhalten berichtet. Das waren aber erneut 7 Prozentpunkte weniger als bei der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2021.
Im Kommen sind weiterhin Zahlungen mit der Debit-Karte, deren Anteil um 5 Punkte auf 27 Prozent wuchs, Überweisungen und Internetbezahlverfahren wie Paypal und Klarna sowie mobile Bezahlverfahren über Smartphones, die um 4 Punkte auf 6 Prozent aller Vorgänge angestiegen sind. Gemessen am Umsatz hat die Debitkarte mit 32 Prozent das Bargeld (26 Prozent) erstmals überflügelt. Die Karten werden tendenziell bei größeren Beträgen angewendet. „Aber auch kleinere Beträge wurden nun häufiger mit unbaren Zahlungsmitteln bezahlt“, erklärte Bundesbankvorstand Burkhard Balz.
Akzeptanz bargeldloser Zahlungsmittel weiter gestiegen
Bei freier Wahl des Zahlungsmittels würden sogar 44 Prozent der Befragten die Debit-Karte bevorzugen. Die Akzeptanz bargeldloser Zahlungsmittel sei gestiegen, denn bei 80 Prozent aller Zahlungen vor Ort wäre eine Bezahlung per Karte oder mit dem Smartphone möglich gewesen. Das entsprach 20 Prozentpunkten mehr als im Jahr 2021.
Laut Balz zeigt die Studie aber auch, dass die Akzeptanz unbarer Zahlungsmittel weiterhin ausbaufähig sei. Fast ein Fünftel der Befragten berichtete von Fällen, in denen das Zahlen mit einer Karte oder einem anderen mobilen Verfahren nicht möglich gewesen sei.
Rückkehr zum alten Zahlungsverhalten eher unwahrscheinlich
Vor allem in der Corona-Pandemie hatten die Verbraucher in Deutschland beim Bezahlen häufiger zur Karte gegriffen als zuvor, blieben bislang aber hinter anderen westlichen Ländern zurück. Eine Rückkehr zum alten Zahlungsverhalten - noch 2017 betrug der Bar-Anteil 74 Prozent - erscheint dennoch eher unwahrscheinlich. „Wir stellen fest, dass die Bürgerinnen und Bürger nur zum Teil zu ihren früheren Zahlungsgewohnheiten zurückgekehrt sind“, sagte Balz.
Deutliche Mehrheit möchte Bargeld auch in Zukunft nutzen
Die Menschen wollen aber mehrheitlich am Bargeld festhalten, an dem laut der Umfrage vor allem der Schutz der Privatsphäre geschätzt wird. Für bargeldlose Zahlungsmittel sprechen hingegen einfache Nutzung und Schnelligkeit.
63 Prozent der Befragten wünschten sich, dass Bargeld in 15 Jahren weiter so genutzt wird wie bisher. Realistisch erschien das aber nur 39 Prozent der Befragten. Knapp die Hälfte (48 Prozent) erwartet, dass Bargeld im Jahr 2038 aus dem Alltag verschwunden ist.
„Die Bundesbank und die anderen Zentralbanken des Eurosystems arbeiten intensiv daran, Bargeld auch in Zukunft als kostengünstiges und effizientes Zahlungsmittel verfügbar zu halten“, versicherte Balz. „Bargeld ist und bleibt unser physisches Kernprodukt.“ Das nationale Bargeldforum - eine von der Bundesbank angeschobene Initiative, die sich für die Erhaltung des Bargelds einsetzt - beweist, dass es sich hierbei nicht nur um leere Worte handelt.