Siemens Energy ist auf Kurs zum ersten Jahresgewinn seiner noch jungen Geschichte. Zwar meldete das Unternehmen für das abgelaufene dritte Geschäftsquartal einen Verlust von 102 Millionen Euro, gleichzeitig bekräftigte es aber die Prognose, am Jahresende einen Gewinn von bis zu einer Milliarde Euro auszuweisen. Nach den ersten neun Monaten ist der zuletzt krisengeschüttelte Energietechnikkonzern auf bestem Weg, zum ersten Mal als eigenständiges Unternehmen ein Geschäftsjahr in den schwarzen Zahlen zu beenden. Es wäre eine gewaltige Verbesserung, denn am Ende des letzten hatte noch ein horrender Verlust von 4,6 Milliarden gestanden.
Es ist nach wie vor das Windkraftgeschäft Gamesa, das Energy belastet. Dort leidet der Konzern unter Fehlern in der Vergangenheit: Einerseits muss er Verträge abarbeiten, mit denen angesichts gestiegener Kosten kein Gewinn mehr zu machen ist. Andererseits kosten Qualitätsprobleme bei zwei Onshore-Windturbinentypen Geld und Neugeschäft. Dazu kommen Hochlaufkosten beim Geschäft mit Windrädern im Meer. Immerhin, diese Belastungen sind keine Überraschung - anders als in den vergangenen Jahren, als regelmäßig schlechte Nachrichten der damals noch nicht eingegliederten spanischen Tochter Siemens Gamesa den Mutterkonzern zu Gewinnwarnungen zwangen.
Man komme planmäßig voran und gehe Schritt für Schritt, sagte Konzernchef Christian Bruch. „Das ist nicht immer wahnsinnig aufregend - aber es ist genau das, was wir erreichen wollen.“ Zum vor drei Monaten angekündigten Jobabbau bei Gamesa nannte Bruch noch keine Details. Man stecke noch mitten in den Verhandlungen, sagte er.
Der Rest läuft solide
Und während Gamesa seine Altlasten abarbeitet, läuft der Rest des Konzerns solide. Zwar fuhr Gamesa ein Ergebnis von minus 463 Millionen Euro ein, doch das ist nicht einmal ein Fünftel des Werts aus dem Vorjahreszeitraum. Zudem sackte der Auftragseingang um 91 Prozent ab, weil Energy vorübergehend keine Aufträge für die problematischen Windturbinen annahm. Doch die anderen Segmente können viel von Gamesas Problemen ausgleichen. Insbesondere die Netztechnik glänzte mit kräftigen Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis und Gas Services konnte seinen Auftragseingang mehr als verdoppeln - vor allem aufgrund großer Serviceaufträge im Nahen und Mittleren Osten. So wuchs der Konzernumsatz deutlich auf 8,8 Milliarden, der Auftragsbestand auf 120 Milliarden Euro.
„Der schnell wachsende Strommarkt braucht eine große Bandbreite unserer Produkte“, betonte Energy-Chef Christian Bruch. „Besonders profitieren davon unsere Geschäfte mit der Netztechnik und den Gasturbinen. Wichtig ist, dass wir mit dem steigenden Auftragsbestand auch die Margenqualität verbessern konnten. Wir schauen daher trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und sind nach den ersten neun Monaten auf einem guten Weg, unsere Jahresprognose zu erfüllen.“
Mit Gewinnpolster ins Schlussquartal
Dass diese unter anderem bei bis zu einer Milliarde Euro Gewinn liegt, verdankt Energy vor allem einem im ersten Geschäftsquartal angefallenen Gewinn aus der Verkauf von Anteilen seines Indiengeschäfts. Im typischerweise schwächeren vierten Quartal kann sich Energy nun sogar einen deutlichen Verlust leisten: Nach neun Monaten liegt der Gewinn nämlich bei fast 1,6 Milliarden Euro.