Wirtschaft

Siemens Energy auf Kurs: Trotz Millionenverlusts herrscht Optimismus

Siemens Energy meldet für das dritte Quartal einen Verlust von 102 Millionen Euro, bleibt jedoch optimistisch und bestätigt die Prognose für einen Jahresgewinn von bis zu einer Milliarde Euro. Der Konzern profitiert von starken Ergebnissen in der Netztechnik und Gas Services, während das Windkraftgeschäft weiterhin Herausforderungen meistert.
08.08.2024 07:48
Aktualisiert: 08.08.2024 08:48
Lesezeit: 2 min
Siemens Energy auf Kurs:  Trotz Millionenverlusts herrscht Optimismus
Siemens Energy: Ruhe nach stürmischen Jahren – Windkraft-Projekte kosten zwar Millionen, aber Jahresende bringt positive Bilanz. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Siemens Energy ist auf Kurs zum ersten Jahresgewinn seiner noch jungen Geschichte. Zwar meldete das Unternehmen für das abgelaufene dritte Geschäftsquartal einen Verlust von 102 Millionen Euro, gleichzeitig bekräftigte es aber die Prognose, am Jahresende einen Gewinn von bis zu einer Milliarde Euro auszuweisen. Nach den ersten neun Monaten ist der zuletzt krisengeschüttelte Energietechnikkonzern auf bestem Weg, zum ersten Mal als eigenständiges Unternehmen ein Geschäftsjahr in den schwarzen Zahlen zu beenden. Es wäre eine gewaltige Verbesserung, denn am Ende des letzten hatte noch ein horrender Verlust von 4,6 Milliarden gestanden.

Es ist nach wie vor das Windkraftgeschäft Gamesa, das Energy belastet. Dort leidet der Konzern unter Fehlern in der Vergangenheit: Einerseits muss er Verträge abarbeiten, mit denen angesichts gestiegener Kosten kein Gewinn mehr zu machen ist. Andererseits kosten Qualitätsprobleme bei zwei Onshore-Windturbinentypen Geld und Neugeschäft. Dazu kommen Hochlaufkosten beim Geschäft mit Windrädern im Meer. Immerhin, diese Belastungen sind keine Überraschung - anders als in den vergangenen Jahren, als regelmäßig schlechte Nachrichten der damals noch nicht eingegliederten spanischen Tochter Siemens Gamesa den Mutterkonzern zu Gewinnwarnungen zwangen.

Man komme planmäßig voran und gehe Schritt für Schritt, sagte Konzernchef Christian Bruch. „Das ist nicht immer wahnsinnig aufregend - aber es ist genau das, was wir erreichen wollen.“ Zum vor drei Monaten angekündigten Jobabbau bei Gamesa nannte Bruch noch keine Details. Man stecke noch mitten in den Verhandlungen, sagte er.

Der Rest läuft solide

Und während Gamesa seine Altlasten abarbeitet, läuft der Rest des Konzerns solide. Zwar fuhr Gamesa ein Ergebnis von minus 463 Millionen Euro ein, doch das ist nicht einmal ein Fünftel des Werts aus dem Vorjahreszeitraum. Zudem sackte der Auftragseingang um 91 Prozent ab, weil Energy vorübergehend keine Aufträge für die problematischen Windturbinen annahm. Doch die anderen Segmente können viel von Gamesas Problemen ausgleichen. Insbesondere die Netztechnik glänzte mit kräftigen Zuwächsen bei Umsatz und Ergebnis und Gas Services konnte seinen Auftragseingang mehr als verdoppeln - vor allem aufgrund großer Serviceaufträge im Nahen und Mittleren Osten. So wuchs der Konzernumsatz deutlich auf 8,8 Milliarden, der Auftragsbestand auf 120 Milliarden Euro.

„Der schnell wachsende Strommarkt braucht eine große Bandbreite unserer Produkte“, betonte Energy-Chef Christian Bruch. „Besonders profitieren davon unsere Geschäfte mit der Netztechnik und den Gasturbinen. Wichtig ist, dass wir mit dem steigenden Auftragsbestand auch die Margenqualität verbessern konnten. Wir schauen daher trotz aller Herausforderungen optimistisch in die Zukunft und sind nach den ersten neun Monaten auf einem guten Weg, unsere Jahresprognose zu erfüllen.“

Mit Gewinnpolster ins Schlussquartal

Dass diese unter anderem bei bis zu einer Milliarde Euro Gewinn liegt, verdankt Energy vor allem einem im ersten Geschäftsquartal angefallenen Gewinn aus der Verkauf von Anteilen seines Indiengeschäfts. Im typischerweise schwächeren vierten Quartal kann sich Energy nun sogar einen deutlichen Verlust leisten: Nach neun Monaten liegt der Gewinn nämlich bei fast 1,6 Milliarden Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Sorgen um US-Zölle dämpfen Rekordlaune
11.07.2025

Nach seinem Rekordhoch gerät der DAX-Kurs zum Wochenausklang unter Druck. Drohende Zölle aus den USA und schwache Unternehmensdaten...

DWN
Politik
Politik Zölle auf Wein? Deutsche Winzer blicken mit Sorge auf mögliche US-Zölle
11.07.2025

Strafzölle in Höhe von 200 Prozent auf Weinimporte aus der EU – mit diesem Szenario hatte US-Präsident Donald Trump noch im April...