Ein weiterer Maschinenbauer und Weltmarktführer meldet Insolvenz an: der deutsche Traditions-Hersteller Kolbus mit Sitz im ostwestfälischen Rahden. Die Zukunft der 550 Mitarbeiter ist bislang ungewiss. Das Verfahren soll in Eigenverwaltung abgewickelt werden – dadurch bleibt die Geschäftsführung weiterhin im Amt. Das Verfahren wurde bereits im Juli beim Amtsgericht Bielefeld angemeldet, wie das Westfalen-Blatt berichtet.
Kolbus gilt als weltweiter Marktführer für Buchbindereimaschinen
KOLBUS GmbH & Co. KG, ein Traditionsunternehmen für Sondermaschinenbau, dessen Anfänge im Jahr 1775 in einer kleinen Dorfschmiede liegen, hat sich im Laufe der Jahrhunderte einen Namen gemacht. Die Spezialisierung auf Buchbindereimaschinen führte das Unternehmen an die Spitze der Branche, bis hin zum Status eines Weltmarktführers. Noch im Jahr 2020 konnte Kolbus einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro verzeichnen.
Rechtsanwalt Stefan Meyer von der Kanzlei Pluta wurde als Sachverwalter bestellt, während Rechtsanwalt Maximilian Michelsen zum Generalbevollmächtigten ernannt wurde. Gründe für die Eröffnung des Verfahrens wurden bislang nicht öffentlich gemacht.
Insolvenz soll Erhalt der Arbeitsplätze dienen
Das Westfalen-Blatt zitiert aus einem Schreiben des Geschäftsführers Wilfried Kröger an die „lieben Mitarbeitenden“. Kröger schreibt, man habe diesen Weg gewählt, um „die verbesserten Sanierungs- und Restrukturierungsmöglichkeiten des Verfahrens zu nutzen“. Weiter schreibt er laut dem Bericht: „Die Verfahrensart der Eigenverwaltung ist auf den Erhalt des Unternehmens und der Arbeitsplätze ausgerichtet.“
In den nächsten drei Monaten werden die 450 Mitarbeiter des Unternehmens sowie 100 Angestellte der Kolbus-Ausbildungs-GmbH Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur erhalten. Anschließend sollen die Löhne und Gehälter wieder aus eigenen Mitteln des Unternehmens gezahlt werden. Die meisten Mitarbeiter befinden sich derzeit im Urlaub aufgrund der Betriebsferien.
Es soll nach dem Ende der Betriebsferien zunächst zwei freiwillige Termine geben und dann eine Betriebsversammlung, um Fragen der Mitarbeiter zu klären.
„Alles daransetzen, damit Unternehmen erhalten wird.“
Die Sanierungschancen von Kolbus stehen derweil offenbar gut. „Das Unternehmen hat eine lange Tradition und Strahlkraft in der Region und ist ein wichtiger Arbeitgeber“, sagte Fachanwalt Meyer laut Pressemitteilung. „Das soll allen Beteiligten Antrieb genug sein, gute Sanierungslösungen zu finden.“ Er werde „gemeinsam mit meinem Team jedenfalls alles daransetzen, damit das Unternehmen und seine Arbeitsplätze erhalten werden können“, so Meyer weiter.
Kolbus: „Wir sind mehr als unsere Vergangenheit.“
Dass ein Unternehmen auf eine fast 250-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist selten. Seit 1775 schaffte es das Rahdener Familienunternehmen Kolbus nicht nur, sich an Veränderungen anzupassen, sondern den Wandel aktiv mitzugestalten: der Schritt von der Schmiede zur Gießerei 1877, die Entwicklung der Buchbindemaschine „Rupert“ dreizehn Jahre später, der Wiederaufbau des Werkes 1947, die weltweite Expansion ab 1987 und der Verkauf der Sparte Klebebinder- und Buchlinien 2018.
Zuletzt konzentrierte sich das Unternehmen auf den Sondermaschinenbau für die Packmittelproduktion, Buchdeckenmaschinen und Rotationstanzen, und das Geschäftsfeld für Guss und Lohnfertigung. KOLBUS entwickelt, produziert und vertreibt Maschinen für die Wellpappenindustrie zur Produktion von Verpackungen und Displays und Boxmaker-Automaten für maßgefertigte Verpackungen in kleinen und mittleren Losgrößen.
Mit dem Leitsatz „Wir sind mehr als unsere Vergangenheit.“ richtete Kolbus immer den Blick in die Zukunft und in die Fortführung des Unternehmens, was die erfolgreichen Auszubildenden beweisen: Die Prüflinge des Unternehmens glänzten bei der diesjährigen IHK-Sommer-Abschlussprüfung mit hervorragenden Prüfungsergebnissen. Die elf Prüfungsteilnehmerinnen und -teilnehmer schnitten nicht nur in den praktischen Prüfungsteilen, sondern auch in der Theorie mit den IHK-Gesamtnoten „sehr gut“ und „gut“ ab.