Wirtschaft

Verschärfte Grenzkontrollen kosten die deutsche Wirtschaft Milliarden

Die aktuell eingeführten verschärften Grenzkontrollen können, auch wenn sie temporär sind, der deutschen Wirtschaft massiv schaden, so eine aktuelle Analyse der Allianz Trade. Der Schaden beim Bruttoinlandsprodukt könnte im zweistelligen Milliardenbereich liegen.
28.09.2024 07:02
Lesezeit: 2 min

Die nun auf alle Bundesländer ausgeweiteten Grenzkontrollen, die Kriminalität und Migration eindämmen sollen, führen in Deutschland auch zu langen Wartezeiten für den Güterverkehr. Nach einer Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade verteuern diese die Importe um ca. 1,7 Prozent aufgrund der zusätzlichen Transport- und Warenkosten. Dies hat negative Auswirkungen auf das gesamte Handelsvolumen und die sowieso schon angeschlagene Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, wie Allianz Trade mitteilte.

Weitreichende Folgen für das Bruttoinlandsprodukt befürchtet

In der weiteren Analyse spricht die Studie von Kettenreaktionen durch die zusätzlichen Kontrollen, die den deutschen Handel bis zu 1,1 Milliarden Euro kosten könnten. Das wiederum könne die Risiken einer Rezession verstärken und letztendlich zu Verlusten beim Bruttoinlandsprodukt in Höhe von bis zu 11,5 Milliarden Euro führen.

Innerhalb des Schengen-Raums dauert ein normaler Grenzübertritt unter normalen Bedingungen im Schnitt 3,34 Minuten, laut Allianz Trade. Bei den aktuell angeordneten strengeren Kontrollen müsse allerdings davon ausgegangen werden, dass ein durchschnittlicher Grenzübertritt auf den Transitrouten sich um bis zu 20 Minuten verlängern wird, so wie das an den Schengen-Außengrenzen bei stichprobenartigen Kontrollen üblich ist.

Lieferketten werden zusätzlich gestört

Die Verzögerungen treiben nicht nur die Transportkosten in die Höhe, sondern führen ferner zu Lieferkettenunterbrechungen. Der Rückgang der Importe nach Deutschland wird von Allianz Trade auf ca. 8 Prozent eingeschätzt. Zwei Drittel der deutschen Importe erfolgen über die Ländergrenzen, was zu einer jährlichen Reduzierung von 1,1 Milliarden Euro führen könnte. Durch die geringeren Importe können dann entweder weniger fertige Produkte hergestellt werden oder aber die Unternehmen müssten eine höhere und damit auch teurere Lagerhaltung betreiben, wenn sie auf eine Just-in-Time-Produktion angewiesen sind und nicht rechtzeitig beliefert werden können.

Alle Branchen sind betroffen

Besonders hart trifft es dabei den Lebensmittelbereich, mit prognostizierten zusätzlichen Handelskosten in Höhe von 2,6 Prozent und geschätzten Importverlusten von 62 Millionen Euro. Die Kostensteigerungen bei den Handelsdienstleistungen werden auf 2,4 Prozent geschätzt, mit Importverlusten von 55 Millionen Euro. Transportdienstleistungen werden mit 1,8 Prozent Zusatzkosten veranschlagt, bei einem Importverlust in Höhe von 51 Millionen Euro.

Besonders stark wird der Importrückgang bei Chemie- und Pharmaunternehmen sowie dem Maschinenbau eingeschätzt. Zwar fallen hier die erwarteten Kostensteigerungen geringer aus, allerdings sind hohe Handelsvolumina für die Branchen charakteristisch. Veranschlagt wird ein Importrückgang in Höhe von 147 Millionen Euro für die Maschinenbaubranche und von 142,1 Millionen Euro für die Chemie- und Pharmabranche.

Auch der Freizeitsektor werde leiden, so die Studie weiter. Durch die zunehmenden Staus und den eingeschränkten Personenverkehr wird damit gerechnet, dass deutlich weniger grenzüberschreitende Freizeitdienstleistungen wahrgenommen werden. Dies betrifft in erster Linie kurzzeitige Angebote wie Wochenendreisen oder Tagesausflüge.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie stabil: Analystenkommentar von Bank of America bewegt Rüstungsaktien
05.12.2025

Am Freitag geraten deutsche Rüstungsaktien in Bewegung: Ein US-Großbank-Analyst sortiert seine Favoriten neu. Welche Titel profitieren,...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...