Wirtschaft

US-Wahl: Trump fordert Importzölle - Kanada und Mexiko wären stark betroffen

Die von Donald Trump geforderten Importzölle der USA könnten Kanada und Mexiko besonders stark treffen. Ihre weltweiten Exporte würden um jeweils 14 Prozent sinken, die Ausfuhren Chinas nur um sieben Prozent. Was bedeuten höherer Einfuhrzölle für deutsche Exporte?
09.10.2024 14:00
Lesezeit: 2 min
US-Wahl: Trump fordert Importzölle - Kanada und Mexiko wären stark betroffen
US-Wahlkampf: Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump setzt in der Außenwirtschaftspolitik auf Strafzölle. (Foto: dpa)

Der ehemalige und womöglich zukünftige US-Präsident Donald Trump möchte mit Strafzöllen auf den Wettstreit seines Landes mit China um den Welthandel reagieren. Sollte er erneut gewählt werden, will Trump Zölle von 60 Prozent auf Importe aus China erheben. Auch Importe aus anderen Länder sollen mit Strafzöllen in Höhe von 20 Prozent versehen werden. So soll die heimische US-Produktion gestärkt werden.

China könnte Zölle besser verkraften

Eine Rechnung, die laut einer Analyse des ifo-Instituts jedoch nicht ganz aufgehen könnte. Denn Berechnungen des Instituts zufolge würde China zwar einen kleinen Anteil seiner Exporte einbüßen – Verbündete der USA wie Mexiko oder Kanada würden von Trumps Zöllen aber deutlich härter getroffen.

Die von Donald Trump geforderten Importzölle der USA könnten die Nachbarn Kanada und Mexiko stark treffen. Ihre weltweiten Exporte würden nach Berechnungen des Ifo-Instituts und von EconPol Europe um jeweils 14 Prozent sinken, die Ausfuhren Chinas aber nur um sieben Prozent. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass China seine Exporte in andere Länder umlenken kann“, sagte Dorothee Hillrichs, Handelsexpertin beim Ifo-Institut.

Zölle treffen besonders Kanada und Mexiko

US-Präsidentschaftskandidat Trump will Zölle von 60 Prozent auf Importe aus China erheben und 20 Prozent auf Importe aus anderen Ländern. Die Einführung allgemeiner Zölle würde in der Praxis zu einer Zerschlagung des USA-Mexiko-Kanada-Abkommens (USMCA) führen, das als Ersatz für das NAFTA-Abkommen diente und im Jahr 2020 unter der ehemaligen Regierung Trump in Kraft trat.

Staaten aus Mittel- und Südamerika wären stark betroffen: Honduras müsste einen Rückgang seiner gesamten Ausfuhren um zwölf Prozent verkraften, Panama steht bei -9, Venezuela bei -8 sowie die Dominikanische Republik und Guatemala bei -7 Prozent, Kolumbien bei -6 Prozent.

Chinesische Ausfuhren sinken nur auf 7 Prozent

Chinas Exporte in die USA würden zwar um 78 Prozent zurückgehen, das Land ist aber weltweit sehr breit aufgestellt bei seinen Kunden, die USA haben nur einen Anteil von 19 Prozent an den chinesischen Exporten. Kanadas Exporte gehen dagegen zu 62 Prozent in die USA, Mexikos Ausfuhren sogar zu 68 Prozent. Daher würden hier US-Zölle von 20 Prozent stärker auf die Gesamtexporte durchschlagen als die 60 Prozent bei China. Mexikos Ausfuhren in die USA würden um 25 Prozent zurückgehen, Kanadas sogar um 28 Prozent.

Berechnet wurden die Folgen für 123 Länder der Erde. Nicht einbezogen wurden Gegenreaktionen anderer Länder auf neue US-Zölle.

Sieg Trumps schlecht für deutsche Exporte?

Ein Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl im November würde nach Berechnungen des Ifo-Instituts die nächste Hiobsbotschaft für die bedrängte deutsche Industrie bedeuten. Sollte Trump nach einer Rückkehr ins Weiße Haus sein Wahlversprechen höherer Einfuhrzölle umsetzen, könnten die deutschen Ausfuhren in die USA um knapp 15 Prozent sinken, schätzen die Ökonomen von Ifo-Institut und Econpol Europe in einem Szenario. Besonders hart getroffen würden demnach Auto- und Pharmaindustrie mit Exportverlusten von knapp unter beziehungsweise über einem Drittel. Schaden nehmen würden nach Berechnungen der Wissenschaftler in einem Folgeeffekt auch die deutschen Exporte nach China, die demnach um knapp zehn Prozent sinken könnten.

Deutsche Ausfuhren könnte um 15 Prozent sinken

Trump hat einen Zollsatz von 60 Prozent auf US-Importe aus China und von 20 Prozent auf Importe aus der restlichen Welt angekündigt. Das würde deutsche Produkte in den USA erheblich teurer machen. Die noch sehr viel höheren Zölle auf chinesische Waren würden laut Ifo und Econpol in einem indirekten Folgeeffekt dazu führen, dass auch die Nachfrage der chinesischen Industrie sinkt. „Wenn Trump wiedergewählt wird und einen neuen Handelskrieg mit China beginnt, würde Deutschland als Exportnation stark darunter leiden“, sagte Ifo-Handelsexpertin Lisandra Flach.

Für die Berechnungen haben Flach und ihre Koautoren die unmittelbaren Auswirkungen von US-Zollerhöhungen kalkuliert. Nicht eingerechnet sind erwartbare Gegenmaßnahmen Chinas und anderer Nationen. Für diesen Fall wären die negativen Auswirkungen auf Deutschland laut Ifo noch deutlich größer.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaskraftwerke für Deutschland: Teuer, umstritten und auch politisch fragwürdig
08.11.2025

Können Wind und Sonne nicht genug erneuerbare Energien liefern, sollen bis zu 40 große Gaskraftwerke einspringen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin, Ether und Co.: Wie Sie an der Börse sicher in Kryptowährungen investieren
08.11.2025

Wollen Sie Kryptowährungen kaufen? Dann müssen Sie dafür nicht auf irgendwelchen unseriösen Internetportalen herumsurfen. Kurse von...

DWN
Politik
Politik Donald Trump und die US-Präsidentschaftswahl 2028: Strebt er eine dritte Amtszeit an und geht das so einfach?
08.11.2025

Die Diskussion um Donald Trumps mögliches politisches Comeback zeigt das Spannungsfeld zwischen Recht, Strategie und Macht in den USA....

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...