Politik

Michelle Obama attackiert Trump und richtet Appell an Wähler: Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie stehen?

Wenige Tage vor der US-Wahl hat US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris starke Unterstützung prominenter Frauen erhalten: Michelle Obama warnte in Michigan vor einer weiteren Trump-Amtszeit und warf dem republikanischen Gegenkandidaten „grobe Inkompetenz“ vor. Auch Super-Star Beyoncé unterstützt Harris „als Mutter, die eine bessere Zukunft für ihre Kinder will“. Werden diese Auftritte die noch unentschlossenen Wähler überzeugen?
29.10.2024 10:58
Aktualisiert: 01.01.2030 00:00
Lesezeit: 3 min
Michelle Obama attackiert Trump und richtet Appell an Wähler: Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie stehen?
Kamala Harris bei einer Veranstaltung in Philadelphia am Wochenende. Prominente wie die Obamas, Taylor Swift, Beyoncé und Meryl Streep geben der Demokratin Unterstützung (Foto: dpa).

Nach jüngsten Umfragen ist der US-Wahlkampf nach wie vor ein enges Rennen: Am 5. November haben die Amerikaner die Wahl zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump. Nicht nur, aber besonders Frauen der jüngeren Generation unterstützen Kamala Harris. Und auch Stars wie Taylor Swift, Beyoncé und Meryl Streep geben Harris kräftigen Rückenwind.

Laut der britischen Zeitung „The Guardian“ würden Frauen in den Wahlen tendenziell Harris unterstützen und Männer eher Trump. Doch es gibt immer noch eine nicht unerhebliche Anzahl unentschlossener Wähler in den verschiedenen Swing-States, die sich traditionell von politischen Botschaften wenig angesprochen fühlen. Die Stimmen dieser Wähler sind in der entscheidenden letzten Wahl-Woche für beide Kandidaten Gold wert.

Obama: Trumps „grobe Inkompetenz“ und „Geschichte als verurteilter Straftäter"

Dieses Wochenende waren es die Worte der ehemaligen US-First Lady Michelle Obama, die einen erstaunt aufhorchen ließen wegen ihres auffallend direkten Tons: „Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich ein wenig frustriert bin, dass einige von uns Donald Trumps grobe Inkompetenz ignorieren, während sie von Kamala verlangen, dass sie uns bei jeder Gelegenheit (mit ihrer Brillanz) blendet“, sagte Obama bei einem Auftritt im Swing-State Michigan an der Seite von Harris.

Obama kritisierte Trump direkt: „Ich bin wütend, dass uns seine Sprunghaftigkeit, sein offensichtlicher geistiger Verfall, seine Geschichte als verurteilter Straftäter, dem sexuellen Missbrauch nachgewiesen wurde, egal ist."

Sie fragte, warum an Harris „höhere Maßstäbe“ angelegt würden als an ihren Gegner. Trumps Umgang mit der Covid-19-Pandemie und sein gescheiterter Versuch, sich nach der Wahlniederlage 2020 an die Macht zu klammern, sollten allein schon disqualifizierend sein, argumentierte Obama. Nun meldeten sich auch die Menschen, die am engsten mit ihm zusammengearbeitet hatten,, als er Präsident war - seine ehemaligen Berater und Kabinettssekretäre - mit der Warnung, dass man ihm nicht erlauben sollte, an die Macht zurückzukehren, fügte sie hinzu.

Ihre Zusammenfassung: „In jedem anderen Beruf oder auf jedem anderen Gebiet wären Trumps kriminelle Vergangenheit und sein amoralischer Charakter peinlich, beschämend und disqualifizierend.“

Auswirkungen von US-Abtreibungsbeschränkungen für Frauen

Obama verwies auf die Auswirkungen von Abtreibungsbeschränkungen in den USA. In seiner Zeit als Präsident hat Trump den Supreme Court so besetzt, dass im Jahr 2022 das landesweite Recht auf Abtreibung abgeschafft wurde. Seither haben 21 Bundesstaaten den Zugang eingeschränkt oder Abtreibung verboten. Im Bundesstaat Texas gilt nun eines der strengsten Abtreibungsgesetze in den USA.

Das Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen, wie es Trump eingeführt hat, betreffe auch Männer, sagte Obama. Wenn während einer Schwangerschaft oder einer Entbindung etwas schief ging, und der Arzt an der Behandlung gehindert wurde, seien es öfter die Männer, die beten, „dass es noch nicht zu spät ist“.

Der Kampf für Abtreibungsrechte ist eines der Haupt-Themen für Harris in ihrem Wahlkampf. Die US-Präsidentschaftskandidatin hat signalisiert, dass sie eine Änderung der Abstimmungsregeln im US-Senat unterstützen könnte, um so das Recht auf Abtreibung gesetzlich zu verankern.

„Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie stehen?“

Obama warnte vor einem Trump-Wahlsieg: „Wir haben zu viel zu verlieren, wenn wir hier einen Fehler machen“, sagte sie. „Überlassen Sie unser Schicksal nicht jemandem wie Trump, der nichts über uns weiß ... der uns (Frauen) gegenüber tiefer Verachtung gezeigt hat. Eine Stimme für ihn ist eine Stimme gegen uns, gegen unsere Gesundheit und gegen unseren Wert.“

Sie fügte hinzu: „Bevor Sie Ihre Stimme abgeben, fragen Sie sich: Auf welcher Seite der Geschichte wollen Sie stehen?“

Obamas Appell in Michigan spiegelte die Kluft zwischen den beiden Kandidaten wider und die unterschiedlichen Wählergruppen, die sie ansprechen. Die ehemaligen US-First Lady erkannte die Herausforderungen, vor denen das Land steht, räumte aber ein, dass es keine Lösung sei, nicht zu wählen.

Wo kämpft Harris in der letzten Wahlkampf-Woche?

Nach Michigan machte Harris am Sonntag Wahlkampf im Swing State Philadelphia, wo sie die Wahl als eine Wahl zwischen „zwei extrem unterschiedlichen Visionen für unsere Nation“ bezeichnete. Harris und ihr Vizepräsidentschaftskandidat, der Gouverneur von Minnesota, Tim Walz, werden in dieser Woche vor der Wahl am 5 November unter anderem noch in Wisconsin, Michigan und Georgia Wahlkampf führen. Die Demokratin wird ihre Abschlussrede gegen Ende der Woche in Washington D.C. halten.

Jetzt wird es richtig spannend: Ob Kamala Harris es schafft, in der letzten Woche die entscheidenden „goldenen“ Stimmen für sich zu gewinnen? In knapp einer Woche wissen wir es alle.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau bei BASF und Co.: Deutsche Chemie-Industrie historisch schlecht ausgelastet
10.12.2025

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in der schwierigsten Krise seit 25 Jahren. Auch 2026...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmarkt: Angebot an Mietwohnungen steigt in Ostdeutschland
10.12.2025

Angebot runter, Preise rauf. Doch jetzt dreht sich der Trend – zumindest in Ostdeutschland. Allerdings nicht im Berliner Umland, dafür...