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Solaranbieter Wegatech ist insolvent trotz Millioneninvestment: Sinkende Nachfragen nach Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen

Lesezeit: 4 min
03.11.2024 06:55
Das erhoffte grüne Wirtschaftswunder bleibt aus: Wegatech, ein großer Anbieter für Photovoltaikanlagen und Wärmepumpen aus Köln, ist insolvent. Das Unternehmen hatte erst im Februar eine Finanzspritze erhalten. Auch zwei weitere Anbieter aus der Branche sind pleite. Diese Entwicklung zeigt, wie schwierig das Geschäft mit Wärmepumpen und Solaranlagen aktuell ist. Ist Habecks Energiewende gescheitert?
Solaranbieter Wegatech ist insolvent trotz Millioneninvestment: Sinkende Nachfragen nach Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen
Energiewende gescheitert? Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) montiert eine Wärmepumpe. Zahlreiche Anbieter sind inzwischen insolvent. (Foto: dpa)
Foto: Swen Pförtner

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Die Krise in der Solarbranche lässt immer mehr Unternehmen in die Insolvenz schlittern. Nun hat es auch den Solaranlagen- und Wärmepumpenanbieter Wegatech erwischt. Das Unternehmen beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter am Hauptsitz in Köln sowie in mehreren Niederlassungen.

Wegatech zählt zu einem der führenden überregionalen Anbieter für erneuerbare Energiesysteme und hat erst Anfang des Jahres mit einer neuerlichen Finanzierungsrunde in Millionenhöhe für Schlagzeilen gesorgt.

Wegatech stellt Insolvenzantrag

Das Insolvenzverfahren über die Wegatech Greenergy GmbH, vertreten durch die Geschäftsführer Andreas Durth, Philipp Hubertus Wüllner und Dirk Leppert, wurde am 17. Oktober durch das Amtsgericht Köln angeordnet. Trotz der Insolvenz soll der Betrieb jedoch weiterlaufen.

Der Grund: Trotz jahrelang steigender Umsätze, sei die Nachfrage im laufenden Geschäftsjahr nach Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen eingebrochen. Auch machen Änderungen der Bundesregierung, die ab 2025 in Kraft treten, es Solaranbieter schwieriger Geld zu verdienen.

Seit der Gründung im Jahr 2010 bietet Wegatech Dienstleistungen für Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, E-Ladesäulen und Wärmepumpen an. „Wegatech leistet bereits einen entscheidenden Beitrag zur Energieversorgung in Deutschland und ist technisch hervorragend aufgestellt, um Photovoltaik zum effizientesten und günstigsten Energieträger zu entwickeln“, gibt sich der vorläufige Insolvenzverwalter Werres zuversichtlich in einer Aussendung, die Ippen Media vorliegt. „Unser Ziel ist es, das Unternehmen auch finanziell und strukturell zukunftsfähig zu machen.“

Kooperation mit Spot my Energy

Erst im März dieses Jahres hatte das Unternehmen eine Kooperation mit Spot my Energy bekannt gegeben. Denn in Deutschland verzögert sich die Inbetriebnahme von bereits installierten PV-Anlagen meist um mehrere Wochen, da Kunden auf den Einbau von intelligenten Messsystemen durch den regionalen Messstellenbetreiber warten müssen. Die Zusammenarbeit von Wegatech und Spot my Energy sollte den Einbau und damit die Inbetriebnahme neuer Photovoltaikanlagen beschleunigen, indem Wegatech anbietet, die Smartzähler des Partnerunternehmens direkt beim Einbau der PV-Anlage mitzuinstallieren.

Wegatech-Ceo Andreas Durth meinte damals in einer Aussendung: „Allein im Bereich Photovoltaik erwarten wir in diesem Jahr die Inbetriebnahme von rund 1500 Projekten. Durch schlanke und kundenorientierte Prozesse können unsere Kunden nun früher mit der Einspeisung und Abrechnung von selbst produziertem Solarstrom starten.“

Was passiert mit den Mitarbeitern?

Zusammen mit der Unterstützung von Fachpartnern sollen anstehende Projekte weiterhin umgesetzt werden, der Geschäftsbetrieb stabilisiert und fortgeführt werden. In der Zwischenzeit arbeite man an einer Sanierungslösung.

Aktuell arbeiten bei Wegatech Greenergy 129 Mitarbeiter, die Wegatech Handwerk GmbH zählt zudem 27 Angestellte. Rund 120 weitere Fachpartner sind außerdem bundesweit bei der Installation mit an Board. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter sind laut Insolvenzverwalter zunächst bis zum Jahresende 2024 über die Vorfinanzierung des Insolvenzgeldes gesichert. In einer Aussendung im März hatte Wegatech noch von über 200 Mitarbeitern gesprochen, die im Unternehmen tätig seien.

Pleite trotz Millionen-Investment

Anfang des Jahres wurde bekannt, dass Wegatech eine Kapitalerhöhungsrunde in der Höhe von rund fünf Millionen Euro von der Kölner Gothaer Versicherung, sowie weiteren Investoren abgeschlossen hat. Der Kölner Versicherer hatte bereits im Jahr 2022 10 Millionen Euro investiert, zusammen mit anderen Investoren belief sich die Finanzierungsrunde laut Medienberichten auf insgesamt 15 Millionen Euro. Damals sagte Thomas Bischof, der Vorstandsvorsitzende der Gothaer Allgemeine Versicherung AG: „Unsere Kooperation geht weit über die finanzielle Investition hinaus. Beide Unternehmen nutzen die Synergieeffekte, um die Energiewende zu beschleunigen und im Kampf gegen die Klimakrise einen größeren Beitrag zu leisten“. Seit dem Investment habe Wegatech seinen Umsatz mehr als verdoppeln können, schreibt Pv magazine.

Mit dem neuen Kapital in diesem Jahr wollte Wegatech sein Wärmepumpen-Segment ausbauen: „Die Kapitalerhöhung und damit das frische Kapital werden wir gewinnbringend nutzen – beispielsweise um die steigende Nachfrage nach Wärmepumpen zu bedienen.“

Gründungsgeschichte

  • 2010 fiel der Startschuss mit dem Verkauf der ersten Wärmepumpe: Gründer Karl Dienst wollte das Haus seiner Eltern mit einer umweltfreundlichen Heizung ausrüsten. Die Wahl fiel auf eine Wärmepumpe, die Suche nach einem geeigneten Fachbetrieb erwies sich hingegen als schwierig.
  • Im Jahr 2013 wurde das Portfolio um Photovoltaikanlagen und Stromspeicher ergänzt und eine Systemlösung bestehend aus Wärmepumpe und Photovoltaikanlage installiert.
  • Ende 2015 folgte dann die eigentliche Startup-Phase durch Beteiligung von Investoren und eine starke Digitalisierung des Unternehmens.
  • Im Jahr 2019 wurden Ladesäulen für Elektroautos ins Produktportfolio aufgenommen.
  • Mai 2021 hat Wegatech sein erstes eigenes Montageteam für die Installation von Wärmepumpen um Köln aufgestellt. Seitdem wuchs die Zahl der Handwerkerteams auch für Photovoltaikanlagen.

Steigende Insolvenzen in der Solarbranche

In Deutschland schlittern immer mehr Solarunternehmen in die Krise – auch große Firmen bleiben von der Krisensituation im Energiebereich nicht verschont. Kürzlich traf es den Photovoltaik-Projektentwickler Fellensiek aus Norddeutschland, der die größte Solardachanlage in Deutschland baut. Auch Bosswerk, ein großer Online-Anbieter, der über seinen Onlineshop GreenAkku rund eine halbe Million Photovoltaikanlagen verkauft hat, ist insolvent.

Sollte es bei Wegatech zu einer Schließung kommen, stünden viele Arbeitnehmer vor einer unsicheren Zukunft. Noch bleibt abzuwarten, ob mögliche Interessenten das Unternehmen übernehmen oder die Firma in Teilen weitergeführt wird. Entscheidend wird sein, ob die Nachfrage nach erneuerbaren Energien wieder anzieht und damit eine stabile Grundlage für Unternehmen wie Wegatech geschaffen werden kann.

 

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.



 

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