Wirtschaft

Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender Herausforderungen durch den Klimawandel und geopolitische Krisen, ist diese Initiative wichtiger denn je.
26.12.2024 16:03
Lesezeit: 2 min
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Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
Ein starker Clean Industrial Deal ist essenziell für Dekarbonisierung, Wettbewerbsfähigkeit und sozialen Zusammenhalt der EU- Strategien (Foto: dpa). Foto: Patrick Seeger

Die Energiekrise infolge des russischen Einmarschs in die Ukraine hat die Notwendigkeit verdeutlicht, die Dekarbonisierung zu beschleunigen, um die Energieversorgung zu sichern, Stromkosten zu senken und den sozialen Zusammenhalt zu fördern.

Fit-for-55 und die Dringlichkeit der Klimaziele

Die Umsetzung des Fit-for-55-Pakets ist ein zentraler Schritt, um die EU-Ziele von 55 % weniger Treibhausgasemissionen bis 2030 zu erreichen. Ein weiteres Ziel, die Emissionen bis 2040 um 90 % zu senken, ist ebenfalls dringend erforderlich. Rückschritte wären fatal für die Glaubwürdigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der EU.

Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Die Dekarbonisierung bringt nicht nur technische, sondern auch soziale Fragen mit sich. Wer trägt die Kosten in Sektoren wie Gebäude, Verkehr oder Landwirtschaft? Innerhalb der EU könnten regionale Ungleichgewichte entstehen, da grüne Industrien die Machtverhältnisse verschieben. Auf globaler Ebene stellt sich die Frage, wie energieintensive Industrien im Wettbewerb mit Nicht-EU-Staaten bestehen können.

Ein integrierter Clean Industrial Deal ist der Schlüssel

Ein Clean Industrial Deal könnte die Balance zwischen Dekarbonisierung, Wettbewerbsfähigkeit und sozialem Zusammenhalt schaffen. Ein solches Maßnahmenpaket sollte erneuerbare Energien fördern, bürokratische Hürden abbauen und den Zugang zu Finanzierung und Märkten erleichtern.

Investitionen und Anreize für eine nachhaltige Zukunft

Die EU kann durch Steuergutschriften, Reformen der Rohstoffmärkte und die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren den grünen Wandel unterstützen. Auch die Europäische Investitionsbank könnte eine Schlüsselrolle spielen, indem sie Risiken bei Investitionen in saubere Energie minimiert. Ein europäischer Wettbewerbsfonds wäre ein weiterer wichtiger Schritt, um Innovationen voranzutreiben und die Umsetzung nationaler Energie- und Klimapläne zu fördern.

Kreislaufwirtschaft und digitale Transformation vereinen

Eine moderne Strategie muss die Kreislaufwirtschaft stärken und digitale Technologien integrieren. Die digitale Infrastruktur, wie energieintensive Rechenzentren, sollte im Einklang mit den Klimazielen entwickelt werden, um Effizienzpotenziale auszuschöpfen.

Qualifikation und soziale Gerechtigkeit fördern

Die Energiewende bringt tiefgreifende Veränderungen am Arbeitsmarkt mit sich. Neue Arbeitsplätze erfordern gezielte Umschulungen, insbesondere in Regionen, die stark von fossilen Industrien abhängig sind.

Förderung strategischer Lieferketten

Ein Clean Industrial Deal sollte strategische Lieferketten in Schlüsseltechnologien subventionieren und die Europäisierung dieser Bereiche vorantreiben. Instrumente wie der Innovationsfonds und Projekte von gemeinsamem europäischem Interesse (IPCEI) spielen dabei eine zentrale Rolle.

Globale Dimension und Partnerschaften stärken

Die EU muss saubere Handels- und Investitionspartnerschaften mit Drittstaaten aufbauen, um geopolitische Spannungen zu reduzieren und ihre Versorgung mit Rohstoffen zu sichern. Ein koordiniertes Vorgehen innerhalb der EU und mit internationalen Partnern ist entscheidend.

Fazit: Der Clean Industrial Deal als politisches Herzstück

Die Zukunft des Europäischen Green Deals hängt von einem starken Clean Industrial Deal ab. Dieser muss wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit, soziale Gerechtigkeit und Klimaziele in Einklang bringen. Für die nächste Europäische Kommission sollte dies oberste Priorität haben.

Copyright: Project Syndicate, 2024.

www.project-syndicate.org

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