Wirtschaft

Deutsche Start-ups im Kapital-Dilemma – Berlin bleibt Hoffnungsträger

Deutsche Start-ups 2024: Weniger Wagniskapital, aber Berlin bleibt eine globale Größe! Trotz Rückschlägen zeigt der Kontinent langfristig Fortschritte. KI-Start-ups sammeln Milliarden, doch die Herausforderungen bleiben groß. Entdecken Sie Trends, Zahlen und Chancen.
19.11.2024 15:06
Lesezeit: 2 min
Deutsche Start-ups im Kapital-Dilemma – Berlin bleibt Hoffnungsträger
Start-ups in der Krise: Gestiegene Zinsen erschweren Finanzierung, Berlin bleibt langfristig stark. (Foto: dpa) Foto: Andreas Arnold

Eine neue Analyse zeigt, dass deutsche Start-ups weiterhin große Schwierigkeiten haben, frisches Kapital zu akquirieren. Laut einer aktuellen Studie des Londoner Risikokapitalgebers Atomico dürften Tech-Unternehmen in Deutschland 2024 etwa 6,7 Milliarden US-Dollar an Wagniskapital einwerben (ca. 6,3 Mrd. Euro). Das liegt unter den 7,1 Milliarden Dollar aus 2023, das bereits als herausforderndes Jahr galt.

Deutschland ist mit diesem Rückgang nicht allein: Auch europaweit wird ein schwieriges Jahr für Tech-Firmen erwartet. Atomico prognostiziert, dass Start-ups in Europa 2024 insgesamt 45 Milliarden Dollar an Investorengeldern erhalten könnten, verglichen mit 47 Milliarden Dollar im Vorjahr. Wagniskapital, mit dem spezialisierte Fonds jungen Unternehmen Wachstum ermöglichen, bleibt ein entscheidender Faktor für die Branche. Ein aktuelles Beispiel für die Probleme deutscher Firmen ist der Insolvenzantrag des Elektroflugzeugbauers Lilium, auch wenn dieses Unternehmen bereits eine fortgeschrittene Entwicklungsphase erreicht hatte.

Trotz der aktuellen Herausforderungen sieht Atomico langfristig positive Entwicklungen für die Start-up-Szene in Deutschland und Europa. „Der Kontinent hat in den vergangenen zehn Jahren enorme Fortschritte gemacht“, betont Co-Autor Tom Wehmeier.

Langfristige Fortschritte - Berlin als Vorreiter

Seit 2015 haben deutsche Tech-Unternehmen laut Atomico rund 74 Milliarden Dollar an Kapital eingesammelt. Im Vergleich dazu waren es zwischen 2005 und 2014 lediglich 8,1 Milliarden Dollar. Besonders Berlin hat sich als weltweit führender Start-up-Standort etabliert und zeigt eine Verzehnfachung des eingesammelten Kapitals im Langzeitvergleich.

Europa schneidet laut Atomico insbesondere bei Gründungen und Finanzierungen in frühen Wachstumsphasen gut ab. Berlin zählt dabei zu den global stärksten Regionen. Auch im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zeigt Deutschland Erfolge: Im Jahr 2024 sammelten deutsche KI-Start-ups etwa 1,4 Milliarden Dollar ein, was den fünften Platz weltweit bedeutet.

Defizite bei großen Finanzierungen im Vergleich zu den USA

In späteren Wachstumsphasen bleiben europäische Start-ups jedoch im Vergleich zu den USA zurück. Die Wahrscheinlichkeit, Finanzierungen von über 15 Millionen Dollar zu erhalten, ist für US-Unternehmen doppelt so hoch. Dies liegt unter anderem daran, dass europäische Pensionsfonds kaum in Wagniskapital investieren, während dies in den USA weit verbreitet ist.

Steigende Zinsen haben die Kapitalbeschaffung für deutsche Gründer seit Längerem erschwert. 2023 erlebte die Branche einen deutlichen Rückgang bei Finanzierungen. Laut der Beratungsfirma EY und der Förderbank KfW zeichnet sich jedoch eine leichte Erholung ab. Mit sinkenden Leitzinsen verbessern sich die Rahmenbedingungen für Start-ups wieder.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Deutschland zündet den Steuer-Turbo – hilft das der lahmenden Wirtschaft wirklich?
19.06.2025

Milliardenschwere Steuererleichterungen, gelockerte Schuldenbremse, ein Investitionspaket auf Pump – die Merz-Regierung setzt alles auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg ohne Inflation: Wie Israel das ökonomische Tabu bricht
18.06.2025

Israel führt Krieg, pumpt Milliarden in Rüstung und treibt die Geldmenge nach oben – doch die Inflation bleibt aus. Ist alles, was wir...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wehrpflicht? Nur jeder dritte Deutsche würde heute Wehrdienst leisten
18.06.2025

Die Nato drängt: Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie soll die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Raus ist raus: Russland droht westlichen Firmen mit Rückkehr-Verbot
18.06.2025

Westliche Konzerne wollten erst raus – und nun leise zurück nach Russland? Die Regierung macht dicht: Rückkaufrechte gestrichen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
18.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis und Platinpreis explodieren – verdrängen diese Metalle bald das Gold als Krisenwährung?
18.06.2025

Der Silberpreis und der Platinpreis schießen in die Höhe – und Anleger wenden sich zunehmend vom teuren Gold ab. Droht dem einstigen...

DWN
Politik
Politik Diäten, Rente und Pflege - was sich im Juli ändert
18.06.2025

Gerade in der Urlaubszeit wäre mehr Geld auf dem Konto ein Traum: Für wen ab Juli mehr drin ist und welche Fristen Sie beachten sollten.

DWN
Politik
Politik Neuer BND-Chef wird Martin Jäger - bisher deutscher Botschafter der Ukraine
18.06.2025

Der deutsche Botschafter in der Ukraine, Martin Jäger, wird neuer Präsident des Bundesnachrichtendienstes. BND-Präsident Bruno Kahl...