Unternehmen

Knaus Tabbert feuert Top-Manager nach Korruptionsvorwürfen und Absatzkrise

Korruption in der Chefetage, eine Absatzkrise und eine überraschende Wende: Der Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert steht vor massiven Herausforderungen. Nach der fristlosen Kündigung zweier Vorstände drohen dem Unternehmen weitere Probleme, während es bereits mit einem Einbruch der Nachfrage zu kämpfen hat. Jetzt stehen auch interne Abläufe und die Vertrauensbasis auf dem Prüfstand.
28.11.2024 14:32
Aktualisiert: 28.11.2024 14:32
Lesezeit: 2 min

Knaus Tabbert, ein führender Hersteller von Wohnwagen und Wohnmobilen, kämpft mit einer Absatzkrise. Nun gerät das Unternehmen zusätzlich in den Strudel eines Korruptionsfalls im Top-Management.

Zwei Vorstände fristlos gekündigt

Der Freizeitmobilhersteller Knaus Tabbert hat zwei seiner drei Vorstandsmitglieder fristlos entlassen. Die Manager sind ab sofort nicht mehr für die Knaus Tabbert AG tätig, teilte das Unternehmen aus dem niederbayerischen Jandelsbrunn mit. Als Grund nannte das Unternehmen die "strafrechtlichen Vorwürfe", die seit dem Vortag für Erschütterungen sorgen. Die Staatsanwaltschaft Landshut hatte wegen Korruptionsverdachts Büros und Geschäftsräume am Firmensitz durchsucht. Dabei waren mehr als 160 Polizisten im Einsatz, zwei Manager wurden in Untersuchungshaft genommen.

Korruptionsaffäre trifft das Unternehmen in der Absatzkrise

Die Wohnwagen und Wohnmobile von Knaus Tabbert prägen das Straßenbild auf Europas Autobahnen und in Urlaubsorten. Dennoch leidet das Unternehmen dieses Jahr unter einer schweren Absatzkrise. Die Produktion am Hauptsitz und in einem ungarischen Werk steht derzeit still, weil die Nachfrage fehlt. An zwei weiteren Standorten läuft die Fertigung noch. Nun verschärft der Korruptionsfall die ohnehin angespannte Lage: Den beiden Managern wird vorgeworfen, Bestechungsgelder von Zulieferern angenommen und diesen im Gegenzug Vorteile bei der Auftragsvergabe verschafft zu haben. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Knaus Tabbert noch 1,4 Milliarden Euro Umsatz.

Aufsichtsrat reagiert entschieden

In einer Stellungnahme betonte Knaus Tabbert, dass das börsennotierte Unternehmen selbst geschädigt wurde und kein Fehlverhalten angelastet bekommt. "Wir sind entschlossen, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle künftig zu verhindern, etwa durch verbesserte interne Prozesse und Kontrollen", hieß es. Der Aufsichtsrat griff offenbar konsequent durch: Das Kontrollgremium kündigte die Arbeitsverträge der beiden Vorstände mit sofortiger Wirkung, wie aus der Mitteilung hervorgeht.

Details bleiben unklar

Viele Einzelheiten des Falls sind noch unbekannt. Unklar ist etwa, welche Summen die beiden Manager angenommen haben sollen. Sicher ist lediglich, dass es sich um mindestens 50.000 Euro handelt, da dies die Schwelle für einen besonders schweren Fall der Bestechlichkeit darstellt. Ebenfalls unklar bleibt, wann und über welchen Zeitraum sich die Taten ereignet haben.

Im Internet kursierten Gerüchte, dass auch der frühere Vorstandschef Wolfgang Speck zu den Beschuldigten gehören könnte. Dies wies die Staatsanwaltschaft Landshut jedoch zurück.

Führungswechsel bereits zuvor turbulent

Schon vor den strafrechtlichen Vorwürfen erlebte Knaus Tabbert personelle Unruhen im Vorstand. Im Frühjahr verließ Finanzvorständin Carolin Schürmann das Unternehmen. Ihr Aufgabenbereich wurde daraufhin in einer Doppelrolle vom damaligen Vorstandschef Wolfgang Speck übernommen. Ende Oktober schied Speck selbst aus. Einer der beiden jetzt entlassenen Manager übernahm zwischenzeitlich als Interims-CEO.

Vergangene Woche trat Großaktionär Wim de Pundert in die Doppelrolle als Vorstandschef und Finanzvorstand ein. Der Niederländer ist derzeit das einzige amtierende Mitglied des Vorstands.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Geschäftsklimaindex: Deutsche Autoindustrie schöpft Hoffnung
05.11.2025

Zuletzt hatte es aus der Branche vor allem schlechte Nachrichten gegeben, doch die Erwartungen machen Hoffnung auf eine Wende.

DWN
Politik
Politik Trotz Sanktionen: EU steigert Importe von russischem LNG
05.11.2025

Ein neuer Energiebericht zeigt: Die EU hat im ersten Halbjahr 2025 ihre Importe von russischem Flüssigerdgas (LNG) trotz Sanktionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen USA wollen Dollarkurs stärken: Neue Strategie für die globale Wirtschaftsmacht
05.11.2025

Die internationale Rolle des US-Dollars bleibt zentral. Während China die Abhängigkeit verringern will, prüfen die USA Strategien, um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Recruiting Trends: Zeugnisse verlieren bei der Jobsuche an Bedeutung
05.11.2025

Immer mehr Firmen rücken bei der Personalsuche von klassischen Lebensläufen und Abschlüssen ab: Laut einer Stepstone-Befragung wollen 77...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht auf tiefsten Stand seit Juni: Anleger leiden unter Risikoaversion
04.11.2025

Der Bitcoin-Kurs steht unter massivem Druck. Milliardenverluste, Panikverkäufe und makroökonomische Unsicherheiten erschüttern den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Studie: Betriebsrat wirkt sich positiv auf die Produktivität aus
04.11.2025

Wie stark kann ein Betriebsrat die Produktivität von Unternehmen wirklich beeinflussen? Eine aktuelle Ifo-Studie liefert überraschende...

DWN
Panorama
Panorama Triage-Regel gekippt: Was die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bedeutet
04.11.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die umstrittene Triage-Regel gekippt – ein Urteil mit weitreichenden Folgen für Medizin und Politik....

DWN
Politik
Politik Reformen in Europa: Wie der schleppende Fortschritt den Wettbewerb gefährdet
04.11.2025

Europa steht vor wachsenden wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen. Kann die Union unter diesen Bedingungen den Rückstand...