Weltwirtschaft

Russlands Wirtschaft unter Druck: Rubel stürzt weiter ab, Zentralbank trifft Entscheidung

Lesezeit: 4 min
29.11.2024 11:41  Aktualisiert: 29.11.2024 11:41
Russlands Wirtschaft steht derzeit unter erheblichem Druck, was sich nicht nur in einem rapide schwächelnden Rubel, sondern auch in einer anhaltend hohen Inflation und einer wachsenden Finanzkrise widerspiegelt.
Russlands Wirtschaft unter Druck: Rubel stürzt weiter ab, Zentralbank trifft Entscheidung
Die russischen Sberbank gilt als das wichtigste russische Geldhaus. Russlands Wirtschaft ist in Not und der russische Rubel verliert weiter an Wert (Foto: dpa).
Foto: Peter Kneffel

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Die jüngste Entscheidung der russischen Zentralbank, die Devisenkäufe auszusetzen, ist ein deutlicher Hinweis auf die angespannten wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Rubel hat am 27. November 2024 den niedrigsten Wert seit März 2022 erreicht – 106,40 Rubel mussten für einen US-Dollar gezahlt werden. Analysten erwarten, dass der Rubel bis zum Jahresende auf 115 bis 120 Rubel pro Dollar fallen könnte. Dies würde die ohnehin schon angespannte wirtschaftliche Lage weiter verschärfen, insbesondere durch die potenziell steigende Inflation in Russland und die damit verbundenen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Die russische Wirtschaft steht massiv unter Druck!

Russlands Wirtschaft, der schwache Rubel und die Inflationsgefahr

Die Entscheidung der russischen Zentralbank, die Fremdwährungskäufe bis Ende 2024 einzustellen, war eine Reaktion auf die Währungsschwäche. Oliver Kempkens, ehemaliger Manager der russischen Sberbank, erklärte: „Die Folge: Erhöhter Inflationsdruck auf die Bevölkerung, wobei der Staat bedacht die Grundausgaben der Bevölkerung managen wird; der Inflationsdruck wird gegenwärtig eher den urbanen ‚Mittelstand‘ treffen.“ Ein schwacher Rubel führt zu höheren Importpreisen, was die allgemeine Inflation weiter anheizt. Die russische Zentralbank hatte bereits im Sommer 2023 begonnen, den Leitzins zu erhöhen, um die Inflation zu bremsen, doch die Wirkung dieser Maßnahmen bleibt begrenzt. Trotz eines Leitzinses von 21 Prozent im November 2024 bleibt die Inflationsrate hoch, was die Kaufkraft der russischen Bevölkerung erheblich mindert.

Sanktionen und geopolitische Spannungen als Ursachen

Der starke Rückgang des Rubels fällt zeitlich mit den jüngsten US-Sanktionen gegen die Gazprombank und ihre Tochtergesellschaften zusammen. Diese Sanktionen wirken sich unmittelbar auf den Zugang russischer Banken zum internationalen Finanzsystem aus und verstärken das Defizit an Devisen im Land. Der Wertverlust des Rubels ist also nicht nur eine Reaktion auf den internationalen Ölpreis, sondern auch eine direkte Folge der geopolitischen Spannungen und der westlichen Sanktionen, die Russlands Wirtschaft weiter isolieren.

Inmitten dieser Krisensituation fällt es der russischen Regierung zunehmend schwer, ihre Wirtschaft zu stabilisieren. Der Ökonom Vasily Astrov, der die russische Wirtschaft im Detail beobachtet, äußerte sich zu den wiederholten Zinserhöhungen der Zentralbank: „Die Zentralbank hat die Situation nicht mehr voll im Griff. Seit Mitte 2023 versucht sie, die steigenden Preise mit immer höheren Zinsen zu bändigen. Doch die Inflation hat nicht nachgelassen, sondern sich teilweise sogar beschleunigt.“

Russlands Wirtschaft unter Kriegsbedingungen

Ein wesentlicher Faktor für die derzeitige wirtschaftliche Belastung Russlands ist der anhaltende Krieg in der Ukraine. Der russische Staat hat im Jahr 2024 beschlossen, die Militärausgaben weiter drastisch zu steigern. Der Verteidigungshaushalt wird auf 13,5 Billionen Rubel, was etwa 130 Milliarden Euro entspricht, angehoben – ein Viertel mehr als im Jahr 2024. Dieser Anstieg wird durch den Verlust von Einnahmen aus den Energieexporten nicht vollständig kompensiert, da die westlichen Sanktionen und sinkende Rohstoffpreise die russische Wirtschaft zunehmend belasten.

Im Zuge der massiven Militärausgaben hat die russische Rüstungsindustrie einen Boom erlebt, der jedoch zunehmend an seine Grenzen stößt. Zwar wurde die Produktion von Rüstungsgütern in den letzten Jahren erheblich gesteigert, doch die wachsende Nachfrage und der Mangel an Facharbeitern stellen die Kapazitäten der russischen Industrie vor immer größere Herausforderungen. Darüber hinaus ist die Produktion in vielen Bereichen auf die Nutzung von Altbeständen aus der Sowjetzeit angewiesen, was die Abhängigkeit von vergangenen Ressourcen unterstreicht.

Russland: Staatsverschuldung steigt, Steuern werden erhöht

Russland finanziert die gewaltigen Militärausgaben zum Teil durch den Nationalen Wohlfahrtsfonds und die Aufnahme neuer Schulden. Doch im kommenden Jahr werden auch Steuererhöhungen notwendig sein, um den Haushalt auszugleichen. Besonders für Gutverdiener und Unternehmen sind die Steuererhöhungen eine harte Maßnahme, die die wirtschaftliche Belastung für die Bevölkerung weiter verstärken könnten. Gleichzeitig wird jedoch erwartet, dass die Sozialausgaben sinken, da die Zahl der Rentner aufgrund der Anhebung des Rentenalters und der hohen Covid-Todeszahlen zurückgeht.

Die steuerlichen Anpassungen sind Teil einer breiteren Strategie, um den öffentlichen Haushalt zu stabilisieren. Doch wie nachhaltig diese Maßnahmen sind, bleibt fraglich. Der Finanzminister schätzt den Nachfrageimpuls der letzten Jahre auf etwa 10 Prozent des BIP, was die Wirtschaftsleistung 2023 um 3,6 Prozent steigern konnte. Doch das Wachstum ist inzwischen zum Erliegen gekommen, und die Situation im Jahr 2025 könnte noch schwieriger werden, insbesondere wenn der Ölpreis weiter fällt oder neue Sanktionen verhängt werden.

Arbeitsmarkt und Löhne in Russlands Wirtschaft

Ein weiteres großes Problem für die russische Wirtschaft ist der Mangel an Arbeitskräften. Die niedrige Arbeitslosenquote von nur 2,4 Prozent zeugt von einer angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt. Seit 2022 wurden zwar Millionen neue Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie geschaffen, doch der Fachkräftemangel und die Abwanderung von Arbeitskräften aus Russland erschweren die Situation weiter. In Reaktion auf den Arbeitskräftemangel steigen die Löhne in vielen Sektoren, vor allem in der Rüstungsindustrie. Die Gehälter in dieser Branche haben sich 2024 erheblich erhöht, was zu einer allgemeinen Steigerung des Einkommensniveaus in der Bevölkerung geführt hat. Doch auch die Preise für Konsumgüter steigen weiter, und die hohe Inflation frisst die gestiegenen Einkommen auf. Für viele Russen bedeutet dies eine Zunahme der finanziellen Belastung.

Die steigenden Löhne sorgen zwar für eine gewisse Kaufkraft, jedoch bleibt die Frage, wie lange dieser Trend anhalten kann, wenn das Wirtschaftswachstum stagniert und die Inflation weiter ansteigt. In dieser Situation werden viele Haushalte, die bereits mit hohen Schulden zu kämpfen haben, zunehmend mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Es wird erwartet, dass die Insolvenzen von Unternehmen im kommenden Jahr zunehmen, was zu einer weiteren Belastung für die Wirtschaft führen wird.

Ausblick: Russlands Wirtschaft auf der Kippe

Mit einem angespannten Arbeitsmarkt, einer wachsenden Staatsverschuldung und einer Wirtschaft, die immer mehr auf Kriegsausgaben angewiesen ist, steht Russlands Wirtschaft vor einer schwierigen Zukunft. Der Kreml ist mit der Herausforderung konfrontiert, den Rubel zu stabilisieren, die Inflation zu bremsen und gleichzeitig die Kriegsausgaben zu finanzieren. Doch die geopolitische Lage und die westlichen Sanktionen könnten die Lage weiter verschärfen. Die wachsende Belastung für die russische Bevölkerung, insbesondere durch die hohe Inflation und die gestiegenen Lebenshaltungskosten, dürfte die politische und wirtschaftliche Lage 2025 weiter belasten.

Angesichts der anhaltend hohen Unsicherheit und der tiefen wirtschaftlichen Herausforderungen bleibt abzuwarten, wie die russische Regierung mit den zunehmenden Belastungen umgehen wird. Klar ist jedoch, dass die russische Wirtschaft sich auf einem gefährlichen Pfad befindet – ein Pfad, der sowohl das tägliche Leben der Bevölkerung als auch die langfristige Stabilität des Landes stark beeinflussen könnte.


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