Unternehmen

Northvolt-Pleite: Millionenverluste drohen Bund und Land

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt hat Gläubigerschutz in den USA beantragt. Falls das Sanierungsverfahren scheitert, könnten durch die Northvolt-Pleite erhebliche Kosten auf deutsche Steuerzahler zukommen.
03.12.2024 07:13
Lesezeit: 2 min
Northvolt-Pleite: Millionenverluste drohen Bund und Land
Mitarbeiter des Archäologischen Landesamtes haben Bilder von Fundstücken auf dem Northvolt-Gelände an einem Bauwagen aufgehängt (Foto: dpa). Foto: Axel Heimken

Northvolt-Pleite: Sanierungsverfahren für Batteriehersteller gestartet

Die Northvolt-Insolvenz stellt eine erhebliche finanzielle Gefahr für den Bund und das Land Schleswig-Holstein dar. Das Unternehmen, das in Heide eine Batteriefabrik baut, hat ein Sanierungsverfahren nach US-Insolvenzrecht eingeleitet. Rund 600 Millionen Euro stehen dabei auf dem Spiel, die Northvolt von der KfW-Förderbank erhalten hat. Bund und Land haften jeweils für die Hälfte. Ob tatsächlich ein Schaden durch die Northvolt-Pleite entsteht, sei derzeit laut Bundeswirtschaftsministerium unklar. Die "Bild"-Zeitung hatte zuerst berichtet.

Northvolt hat Gläubigerschutz gemäß "Chapter 11" des US-Insolvenzrechts beantragt. Dieses Verfahren zielt auf eine Restrukturierung und Weiterführung des Unternehmens ab. Die deutsche Projektgesellschaft in Heide, die für den Bau der Batteriefabrik zuständig ist, bleibt davon unberührt. Unter der Aufsicht eines Konkursrichters kann Northvolt die Geschäftstätigkeit zunächst fortsetzen. Forderungen von Gläubigern, darunter Millionenbeträge von Bund und Land, sind jedoch vorläufig ausgesetzt.

Northvolt-Wandelanleihe bleibt blockiert

Zu den betroffenen Forderungen zählt eine Wandelanleihe über 600 Millionen Euro, die von der KfW an die Northvolt AB gezeichnet wurde. Laut Ministerium wurde das Kapital an die deutsche Tochtergesellschaft vollständig weitergeleitet und ist strikt an den Fabrikbau in Heide gebunden. Die Muttergesellschaft hat darauf keinen Zugriff. Das Chapter-11-Verfahren hindert Northvolt AB derzeit daran, fällige Schuldscheine zu bedienen. Die KfW kann somit nicht damit rechnen, das Geld kurzfristig zurückzuerhalten. Infolgedessen springt der Bund als Sicherungsgeber ein, zusätzlich zu weiteren "Nebenkosten".

Die Forderung bleibt weiterhin bestehen, ist jedoch wegen der Northvolt-Krise momentan nicht vollstreckbar. Der Bund wird die KfW bis Ende Dezember für die Anleihe und Nebenkosten entschädigen. Schleswig-Holstein hat eine Rückbürgschaft über 300 Millionen Euro übernommen und wird diese an den Bund zurückzahlen.

Northvolt-Pleite: Ungewisser Ausgang der Northvolt-Sanierung

Es besteht die Möglichkeit, dass Northvolt die 600 Millionen Euro samt Nebenkosten zurückzahlt, sofern das Sanierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen wird. Das Bundeswirtschaftsministerium stellte klar, dass die Forderungen gegenüber Northvolt unverändert bestehen bleiben. Rückflüsse könnten nach Abschluss des Chapter-11-Verfahrens erfolgen und würden von der KfW an den Bund weitergeleitet. Eine abschließende Bewertung der Ansprüche oder des Verfahrensausgangs sei jedoch derzeit nicht möglich.

Northvolt galt vor der Insolvenz lange als Hoffnungsträger für die europäische E-Auto-Industrie. Zu den Haupteigentümern zählen Volkswagen, BMW und die US-Investmentbank Goldman Sachs. Die Northvolt-Krise hat nun das Vertrauen in den Batteriehersteller erschüttert und große Unsicherheiten ausgelöst.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump will Suez- und Panamakanal: Gehören diese Wasserstraßen wirklich den USA?
05.05.2025

Donald Trump fordert freien Zugang für US-Schiffe durch den Panama- und den Suezkanal – doch gehören diese Wasserstraßen überhaupt...

DWN
Politik
Politik Elektronische Patientenakte: Was Versicherte jetzt über die ePA wissen müssen
04.05.2025

Beim digitalen Fortschritt im deutschen Gesundheitswesen gibt es Nachholbedarf. Eine zentrale Anwendung für Millionen gesetzlich...

DWN
Panorama
Panorama Papst-Nachfolge: Wer folgt auf Papst Franziskus? Diese Kardinäle gelten als Favoriten
04.05.2025

Um die Nachfolge von Papst Franziskus drehen sich bereits viele Spekulationen. Die Wahl erscheint diesmal besonders offen. Einige Namen...

DWN
Panorama
Panorama 80 Jahre seit dem Weltkrieg-Ende: Rückschau auf das Ende des Zweiten Weltkriegs
04.05.2025

Das Ende des Zweiten Weltkriegs markierte eine epochale Zäsur mit globalen Folgen. Noch heute beeinflussen die Geschehnisse rund um das...

DWN
Immobilien
Immobilien Versprechen gebrochen: Großteil der Immobilienbesitzer muss höhere Grundsteuer zahlen
04.05.2025

Die Grundsteuerbelastung ist für die meisten Immobilieneigentümer in Deutschland deutlich gestiegen. Wie eine Studie von Haus & Grund...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI als Schlüssel zur Vier-Tage-Woche? Nur mit klugen Managern!
04.05.2025

KI allein schafft keine Vier-Tage-Woche – Unternehmen müssen den Wandel bewusst steuern. Doch was heißt das konkret und was bedeutet...

DWN
Immobilien
Immobilien Achtung, Hausbesitzer: Elementarschadenversicherung wird Pflicht - was das bedeutet
04.05.2025

Wohngebäudeversicherungen dürfen künftig nur noch mit Elementarschadenversicherung angeboten werden. Diese Versicherung wird für alle...

DWN
Finanzen
Finanzen Trotz Trumps Handelskriegs: Europas Großbanken überraschen – aber wie lange noch?
04.05.2025

Trumps protektionistische Eskalation erschüttert die Märkte – doch Europas Großbanken trotzen dem Sturm. Noch.