Während Königshäuser in anderen Ländern oft als Brücke zwischen Politik und Volk sowie als Lieferanten von Tradition und Drama gelten, entschieden die Griechen vor 50 Jahren, ihre Monarchie zu beenden. Am 8. Dezember 1974 stimmten 69 Prozent der Bürger in einer Volksabstimmung gegen die Beibehaltung der Monarchie.
Zwei "Könige" bleiben dennoch positiv im Gedächtnis: Otto von Wittelsbach, der erste König Griechenlands, und Otto Rehhagel, der nach dem EM-Triumph 2004 den Beinamen "König Otto" erhielt. Doch waren die Griechen als Erfinder der Demokratie wirklich unregierbar durch Royals – oder hatten sie schlicht keine Vorliebe für Adel?
Ein bayerischer König in Griechenland
Fakt ist: Die Monarchie hatte in Griechenland keine gewachsene Tradition. Sie wurde von Russland, Großbritannien und Frankreich nach der Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich eingeführt. 1832 wählten sie den bayerischen Prinzen Otto von Wittelsbach zum König von Griechenland. Als Regent von Gottes Gnaden nahm er die Herrschaft auf, die sich schnell als überaus schwierig erwies.
Otto startete ehrgeizig. Er wollte das Chaos, das nach dem Unabhängigkeitskrieg herrschte, mithilfe bayerischer Experten ordnen. Beamte, Ökonomen, Architekten und andere Fachleute begleiteten ihn nach Athen.
Proteste gegen Steuern und Bürokratie
Otto gilt als der Monarch, der den Grundstein für den modernen griechischen Staat legte. Krankenhäuser, Universitäten, prachtvolle Straßen und neoklassizistische Gebäude zeugen bis heute von seinem Wirken. Doch das Volk honorierte diese Leistungen nicht. Stattdessen rebellierten die Griechen gegen Steuern und Bürokratie, bis Otto 1843 die parlamentarische Demokratie einführen musste.
Nach wiederholten Volksaufständen wurde Otto schließlich abgesetzt und zog nach Bayern zurück. Die Großmächte suchten erneut einen König und fanden ihn im dänischen Prinzen Wilhelm, der als Georg I. den Thron bestieg.
Trotz seines Wahlspruchs "Meine Stärke ist die Liebe des Volkes", seiner Volksnähe und einer 50-jährigen Regentschaft konnte auch Georg I. die Herzen der Griechen nicht gewinnen. Schließlich wurde er ermordet. Über die Hintergründe des Täters wurde nichts bekannt, da dieser während seiner Vernehmung in den Tod sprang.
Ein Affe, ein Biss und eine Tragödie
Auch Georgs Nachfolger aus dem Haus Glücksburg hatten wenig Erfolg: Konstantin I. musste abdanken, da er Deutschland im Ersten Weltkrieg unterstützte. Sein Sohn Alexander starb an einer Infektion, nachdem ihn ein Affe gebissen hatte. Dessen Bruder Georg II. übernahm und wurde nach seinem Tod 1947 von König Paul abgelöst. Paul warb für Griechenland als touristisches Ziel, etwa durch eine Kreuzfahrt mit europäischen Royals.
Ein fataler Fehler
Während der Regentschaft von Konstantin II., dem letzten König, eskalierte der Widerstand gegen die Monarchie. Konstantin machte sich unbeliebt, indem er die Kontrolle über das Militär beanspruchte. 1967 ließ er sich nach einem erfolgreichen Militärputsch mit den Anführern der Junta fotografieren. Dieses Bild, das ihn als Unterstützer der Putschisten darstellte, wurde international heftig kritisiert.
Ein dilettantisch geplanter Gegenputsch scheiterte, und nach dem Ende der Militärdiktatur 1974 entschieden die Griechen in einer Volksabstimmung, die Monarchie abzuschaffen. Konstantin lebte lange im Exil, kehrte später nach Griechenland zurück und starb dort 2023. Ein Staatsbegräbnis blieb ihm verwehrt.
Royale Dramen aus dem Ausland
Die Griechen vermissen die Monarchie nicht. Obwohl Konstantins Sohn Paul als möglicher Thronfolger bereitsteht, hat er klargestellt, dass er nur als König antreten würde, wenn das Volk dies wünsche.
Stattdessen verfolgen die Griechen royale Dramen in Berichten über das britische, spanische oder schwedische Königshaus. Ein Zufallsfund im Jahr 2023 sorgte dennoch für royales Interesse: Insignien von König Otto, darunter Krone, Zepter und Schwert, wurden bei Bauarbeiten entdeckt und sollen nach ihrer Restaurierung im Parlament, dem einstigen Königspalast, ausgestellt werden.