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Haftbefehl gegen René Benko: Italienische Justiz erlässt Haftbefehl gegen Signa-Gründer

Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen René Benko, den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa, erlassen. Laut Berichten der Nachrichtenagentur Ansa basieren die Ermittlungen auf Vorwürfen im Zusammenhang mit Immobilienspekulationen in der Region Trentino sowie Südtirol.
03.12.2024 18:16
Aktualisiert: 03.12.2024 18:16
Lesezeit: 2 min
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Der Schritt erfolgt durch die Staatsanwaltschaft der norditalienischen Stadt Trient. Benkos österreichischer Anwalt Norbert Wess äußerte, dass ein Europäischer Haftbefehl gegen Rene Benko nicht zur Vollstreckung kommen dürfte. Gründe für diese Einschätzung nannte Wess jedoch nicht. "Herr Benko wird weiterhin - wie bisher - mit allen nationalen wie internationalen Behörden vollumfänglich kooperieren und ist zuversichtlich, dass sich allfällige Vorwürfe ihm gegenüber als inhaltlich unrichtig aufklären lassen", schrieb er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Haftbefehl gegen René Benko: Hausarrest und Durchsuchungen

Zusätzlich zum Haftbefehl gegen René Benko wurden Haftbefehle gegen einen Bozner Unternehmer und Cristina Santi, Bürgermeisterin von Riva del Garda, erlassen. Beide befinden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Hausarrest. Im Zuge der Ermittlungen fanden am Dienstag Durchsuchungen in Dutzenden Büros und Wohnungen statt – auch in Rom und außerhalb Italiens.

Zu den Anschuldigungen zählen laut Staatsanwaltschaft die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Korruption, Betrug sowie Manipulation von Ausschreibungen. Italienische Medien berichteten, dass Ermittler auch im Rathaus von Bozen tätig wurden. Zudem stehen angeblich Rechnungen für nie durchgeführte Geschäfte im Fokus der Ermittlungen.

Milliarden-Forderungen gegen Benko und Signa-Holding

Der österreichische Unternehmer Rene Benko, bekannt als Immobilien-Benko, baute mit seiner Signa-Holding ein umfangreiches Portfolio auf, zu dem unter anderem die Kaufhausgruppen KaDeWe und Galeria gehörten. Doch steigende Zinsen, hohe Energiepreise und Baukosten führten zum Zusammenbruch des komplexen Firmengeflechts. Laut Insolvenzverwalter belaufen sich die Forderungen an Rene Benko auf rund 2,4 Milliarden Euro.

Auch wegen mutmaßlichen Betrugs im Zusammenhang mit staatlichen Corona-Geldern steht Rene Benko im Visier der Behörden. Erst vergangenen Freitag bestätigte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), dass Hilfsgelder für das exklusive "Chalet N" in Lech am Arlberg untersucht werden. Das Anwesen gehört einer Privatstiftung, die dem Umfeld des Signa-Gründers zugerechnet wird. Das offiziell als Hotel geführte Chalet wurde teilweise von der Familie Benko genutzt. Die Ermittlungen prüfen, ob die Corona-Gelder zweckgemäß eingesetzt oder möglicherweise für private Zwecke missbraucht wurden.

Signa: Benko bestreitet Vorwürfe

Rene Benkos Anwalt stellte klar, dass das Chalet nicht als privater Wohnsitz des Unternehmers diente. Die Familie Benko habe ihre Aufenthalte stets bezahlt, wie es auch andere Gäste getan hätten. "So gesehen sind die Vorwürfe haltlos und werden daher auch bestritten", schrieb der Anwalt an die Deutsche Presse-Agentur. Frühere Ermittlungen der WKStA richteten sich bereits gegen René Benko wegen mutmaßlichen Kreditbetrugs und eines angeblichen Bestechungsversuchs. Zudem steht der ehemalige Milliardär im Verdacht, Teile seines Vermögens unrechtmäßig verschoben zu haben. Auch diese Vorwürfe bestreitet sein Anwalt vehement.

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