Politik

Polen: keine Soldaten in die Ukraine

Polens Premier Donald Tusk stellt sich gegen die Idee, Soldaten in die Ukraine zu schicken. Zu groß seien die Belastungen durch den Krieg – militärisch, finanziell und historisch. Warum Polen trotz zentraler Rolle bei der Unterstützung Kiews auf Distanz zu einer Friedenstruppe geht.
13.12.2024 07:44
Lesezeit: 1 min

Polens Regierungschef Donald Tusk hat Berichte zurückgewiesen, wonach sein Land sich nach dem Ende des Krieges in der Ukraine an einer Friedenstruppe beteiligen könnte. "Derzeit planen wir keine solchen Maßnahmen", sagte Tusk in Warschau nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. "Entscheidungen, die Polen und polnische Aktionen betreffen, werden in Warschau getroffen – und nur in Warschau."

Gespräche über Europas Rolle und mögliche Szenarien

Im Fokus der Beratungen zwischen Tusk und Macron stand die europäische Unterstützung für die Ukraine, insbesondere vor dem Hintergrund des Machtwechsels in den USA. In unbestätigten Medienberichten hieß es zuvor, das Gespräch könnte auch Überlegungen einschließen, nach dem Krieg eine Friedenstruppe aus ausländischen Soldaten in der Ukraine zu stationieren.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur laufen zwischen Vertretern mehrerer Nato-Staaten seit Wochen vertrauliche Gespräche darüber, wie ein künftiger Waffenstillstand in der Ukraine überwacht werden könnte. Hintergrund ist das Szenario, dass Donald Trump als US-Präsident die Ukraine und Russland möglicherweise zu Verhandlungen drängen könnte.

Polen trägt die Hauptlast

Tusk betonte, warum seine Regierung eine Beteiligung polnischer Soldaten an einer Friedenstruppe kritisch sieht. "Polen trägt von allen europäischen Ländern die größten Lasten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg." Warschau stelle umfangreiche Militärhilfe für das Nachbarland bereit und unterhalte zudem die zentrale logistische Drehscheibe für die westliche Unterstützung Kiews. Darüber hinaus investiere Polen erhebliche Mittel, um die Außengrenze der EU und der Nato zu Russland und dessen Verbündetem Belarus zu schützen, erklärte Tusk.

Der polnische Radiosender RMF.fm berichtete unterdessen, dass Polen im Falle einer europäischen Friedenstruppe für die Ukraine vermutlich das logistische Zentrum bereitstellen könnte, jedoch keine Soldaten entsenden würde. Historische Gründe spielten hierbei ebenfalls eine Rolle: Teile der heutigen Westukraine gehörten vor dem Zweiten Weltkrieg zu Polen. Zudem seien derzeit 10.000 polnische Soldaten mit der Sicherung der Grenze zu Belarus beschäftigt, hieß es in dem Bericht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....