Technologie

Broadcom-Aktie: Halbleiter-Riese im KI-Boom

Broadcom-Aktie auf Höhenflug: Nach beeindruckenden Gewinnen dank des KI-Booms scheint die Rally fast ungebrochen und gibt jetzt nur leicht nach. Doch was steckt hinter diesem Erfolg - und wie können Anleger noch profitieren?
20.12.2024 16:04
Lesezeit: 4 min
Broadcom-Aktie: Halbleiter-Riese im KI-Boom
Für die Entwicklung künstlicher Intelligenz werden Halbleiter und die daraus hergestellten Mikrochips benötigt. Der US-Konzern Broadcom profitiert von diesem Trend. (Bild: pixabay / geralt)

Die Broadcom-Aktie erlebte einen Höhenflug, der seinesgleichen sucht. Während der Branchenprimus Nvidia zuletzt Schwächen zeigte, stahl Broadcom dem bisherigen KI-Favoriten die Show. Doch was steckt hinter diesem plötzlichen Erfolg?

Was ist Broadcom?

Broadcom Inc. ist ein führender Entwickler und Anbieter von Halbleiter- und Softwarelösungen mit Sitz in den USA. Das Unternehmen liefert Komponenten, die in nahezu allen Technologien zum Einsatz kommen – von Netzwerklösungen bis hin zu KI-Anwendungen. Besonders im Bereich der kundenspezifischen Chips ist Broadcom eine Macht: Mit einem Marktanteil von 70 Prozent dominiert das Unternehmen diesen lukrativen Bereich. Die Aktien des Unternehmens werden an der NASDAQ gehandelt und sind im NASDAQ 100 sowie im S&P 500 enthalten.

Halbleiter als Herzstück der Digitalisierung

Halbleiter sind essenziell für die Funktionsweise nahezu aller modernen Technologien. Sie bilden die Grundlage für die Produktion von Smartphones, Computern, Autos und sogar Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen. Der Begriff "Halbleiter" beschreibt Materialien, deren elektrische Leitfähigkeit durch äußere Einflüsse wie etwa die Temperatur gezielt gesteuert werden kann. Das am häufigsten genutzte Halbleitermaterial ist Silizium, das die Basis für die Herstellung von Mikrochips bildet.

Die zentrale Bedeutung von Halbleitern wird insbesondere durch den Boom der Künstlichen Intelligenz und die zunehmende Vernetzung im Internet der Dinge (IoT) verdeutlicht. Fortschrittliche Anwendungen wie autonome Fahrzeuge, 5G-Technologien und KI-Anwendungen sind ohne die enorme Rechenleistung moderner Chips undenkbar. Hier spielen spezialisierte Halbleiter wie GPUs (Graphics Processing Units) und TPUs (Tensor Processing Units) eine entscheidende Rolle, da sie die parallele Verarbeitung riesiger Datenmengen optimieren.

Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Miniaturisierung: Halbleiter ermöglichen immer größere Rechenleistungen auf immer kleineren Flächen. Dies ist die Voraussetzung für tragbare Geräte und leistungsstarke Computersysteme. Gleichzeitig erhöht sich die Abhängigkeit der Weltwirtschaft von leistungsstarken Chips, die heute in der Steuerung von Kinderspielzeug ebenso wie in hochkomplexen militärischen Systemen unverzichtbar sind. Hier kommt nun auch der kalifornische Konzern Broadcom ins Spiel.

Warum ist Broadcom so erfolgreich?

Die Erfolgsgeschichte der Broadcom-Aktie basiert auf zwei wesentlichen Faktoren: dem unaufhaltsamen Boom der Künstlichen Intelligenz und einer cleveren Geschäftsstrategie.

KI treibt das Wachstum

Der Markt für KI-Chips wächst explosionsartig, und Broadcom ist einer der Hauptprofiteure. Das Unternehmen prognostiziert bis 2027 eine Umsatzchance von bis zu 90 Milliarden US-Dollar allein durch die Nachfrage nach KI-Chips. Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Umsatz mit KI-Produkten bereits auf 12,2 Milliarden US-Dollar, und Analysten sehen weiteres Potenzial.

Im Vergleich zu Nvidia hat Broadcom einen entscheidenden Vorteil: Während Nvidia vor allem auf die Herstellung hochpreisiger KI-Prozessoren spezialisiert ist, bietet Broadcom eine breitere Palette an Lösungen. Diese umfassen sowohl Hardware- als auch Softwareprodukte, die von Rechenzentrumsbetreibern und großen Tech-Konzernen wie Alphabet, OpenAI und Apple stark nachgefragt werden.

Strategische Partnerschaften und Expansion

Eine Schlüsselrolle spielen Broadcoms Partnerschaften mit Tech-Giganten wie Apple und Alphabet. Zusätzlich stärkte das Unternehmen sein Geschäft durch die Übernahme von VMware im Jahr 2023. Diese Akquisition eröffnet neue Möglichkeiten im Bereich Cloud-Management und KI-Lösungen. Auch die Konzentration auf große Unternehmenskunden sorgt für Stabilität. Broadcoms Softwarestrategie minimiert das Risiko von Auftragsschwankungen und garantiert stetige Einnahmen.

Broadcom Aktie im Höhenflug

Die Zahlen sprechen für sich: Innerhalb von zwei Tagen legte die Broadcom-Aktie um fast 40 Prozent zu und überschritt am Montag erstmals die Marke von 250 US-Dollar. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs mehr als verdoppelt, und die Marktkapitalisierung des Unternehmens überschritt jüngst die Schwelle von einer Billion US-Dollar. Damit gehört Broadcom zu den sieben wertvollsten Tech-Konzernen weltweit – der "Magnificent 7". Anschließend gab der Kurs leicht nach. Am Freitagmittag stand die Aktie bei 223,49 US-Dollar. Der Verlauf gibt Mahnungen der Experten recht: Trotz des beeindruckenden Wachstums raten sie zur Vorsicht. Denn der Relative-Stärke-Index (RSI) zeigt einen überkauften Zustand, und die Aktie liegt bereits über dem mittleren Analystenkursziel.

Was ist mit ASML und der europäischen Konkurrenz?

Die gibt es, sie auch wichtig - aber gleichzeitig läuft hier nicht alles rund. Denn hier zeigt sich ein zentrales Problem vor allem Deutschlands, aber auch Europas, das den Halbleitermarkt sowie E-Autos und andere Zukunftstechnologien betrifft: der hohe Exportüberschuss bei niedrigen Investitionen im Heimatmarkt. In den letzten zwei Jahrzehnten eroberten Unternehmen wie VW oder BASF mit etablierten Technologien die wachsenden asiatischen Märkte, bauten Vertriebskanäle, Fabriken und Entwicklungsabteilungen auf – während sie den heimischen Kapitalstock kaum erneuerten. Deutsche Investoren wiederum steckten ihre Gelder großflächig in die USA und befeuerten den Boom der führenden Internet- und Onlinewirtschaft.

Das Ergebnis, neben vergangenen Rekordgewinnen besagter Konzere: Heute sind nur vier der 50 weltweit führenden Techkonzerne europäisch. Der US-Anteil an den globalen Hightech-Erlösen stieg im vergangenen Jahrzehnt von 30 auf 38 Prozent, der europäische Anteil fiel von 22 auf 18 Prozent. Der frühere US-Finanzminister Larry Summers sagte vor Kurzem, er empfinde es als große Errungenschaft, wenn die ganze Welt ihr Kapital in die USA trage, um es dort zu investieren. Hinzu kommt das Exportverbot gegen den niederländischen Maschinenbauer ASML, der zusammen mit Zeiss Maschinen zur Halbleiterproduktion herstellt und auf Geheiß der USA keine Geräte nach China verkaufen darf. Die Konkurrenz aus Europa wird so zweierlei geschwächt: niedrige Investitionen in die heimische Industrie und Handelsbeschränkungen. Auch derlei dürfte Unternehmen wie Broadcom zu Gute kommen.

Vorteile und Nachteile von KI-Aktien

Im Folgenden haben wir die wichtigsten Vor- und Nachteile von KI-Aktien zusammengefasst, die Ihnen bei Ihrer Entscheidung helfen können:

Vorteile:

  • Wachstumspotenzial: KI steckt noch in den Kinderschuhen und bietet somit ein enormes Wachstumspotenzial. Sollte die Technologie weiterhin erfolgreich sein, könnten die Aktienkurse von Unternehmen, die KI nutzen, erheblich ansteigen.
  • Effizienzsteigerung: Mit KI können Unternehmen ihre Abläufe automatisieren und so die Effizienz steigern. Dies führt zu Kostensenkungen und steigert langfristig die Gewinne.
  • Innovation: KI-Unternehmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung neuer, bahnbrechender Produkte und Dienstleistungen. Als Investor können Sie von diesen Innovationen und dem damit verbundenen Wertzuwachs profitieren.

Nachteile:

  • Volatilität: Da die KI-Technologie noch relativ neu ist, unterliegen die Aktien von KI-Unternehmen größeren Schwankungen als die Aktien etablierter Firmen. Dies bedeutet, dass die Preise unvorhersehbar steigen oder fallen können, was mit einem höheren Risiko verbunden ist.
  • Ungewissheit über die Zukunft der Technologie: Obwohl KI vielversprechend erscheint, bleibt die Entwicklung unsicher. Es besteht die Möglichkeit, dass bestimmte Anwendungen nicht die erhofften Erfolge bringen oder sogar ethische Herausforderungen aufwerfen.
  • Starker Wettbewerb: Der KI-Markt ist extrem wettbewerbsintensiv, mit vielen Unternehmen, die um Marktanteile kämpfen. Einige dieser Unternehmen werden es möglicherweise nicht schaffen, sich durchzusetzen, was zu einem Wertverlust ihrer Aktien führen könnte.

Fazit: Broadcom als neuer KI-Champion?

Während Konkurrent Nvidia in den letzten Monaten etwas an Schwung verloren hat, nutzt Broadcom die Gunst der Stunde. Mit einer strategisch klugen Ausrichtung, einer breiten Produktpalette und einem klaren Fokus auf den KI-Markt hat das Unternehmen das Potenzial, langfristig ein führender Player im Technologie- und Halbleiterbereich zu werden. Für Anleger bleibt die Broadcom-Aktie eine spannende, wenn auch nicht risikofreie Investitionsmöglichkeit.

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Maximilian Modler berichtet über spannende Entwicklungen aus den Bereichen Energie, Technologie - und über alles, was sonst noch für die deutsche Wirtschaft relevant ist. Er hat BWL, Soziologie und Germanistik in Freiburg, London und Göteborg studiert. Als freier Journalist war er u.a. für die Deutsche Welle, den RBB, die Stiftung Warentest, Spiegel Online und Verbraucherblick tätig.

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