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Demenz: Beruf beeinflusst Risiko - welche Berufsgruppe seltener erkrankt

Lesezeit: 3 min
08.01.2025 18:55  Aktualisiert: 08.01.2025 18:55
Gedächtnisschwierigkeiten, Orientierungslosigkeit oder veränderte Persönlichkeit – Demenz-Symptome sind vielfältig, die Alzheimer-Erkrankung hat viele Gesichter. Rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland sind von der Nervenkrankheit betroffen. Tendenz steigend. Laut einer Studie soll der Beruf einen Einfluss auf das Demenzrisiko haben. Welche Berufe das sind und wie Sie Ihr Gehirn im Alter trainieren können.
Demenz: Beruf beeinflusst Risiko - welche Berufsgruppe seltener erkrankt
Die genetische Veranlagung spielt nur bei wenigen Demenzerkrankungen eine Rolle. Vielmehr haben Berufs- und Lebensstil einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Krankheit (Foto: iStock.com/Naeblys).
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Die Zahl der Demenzkranken steigt weltweit. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO haben derzeit 55 Millionen Menschen eine Demenz. Diese Zahl werde bis 2030 auf 78 Millionen und bis 2050 auf 139 Millionen ansteigen, schätzt die Organisation. Obwohl Demenz als Alterserkrankung gilt, betrifft sie nicht nur Ältere. In bis zu 9 Prozent der Fälle tritt die Krankheit laut WHO vor dem Alter von 65 auf.

Immer mehr Demenzkranke: Was man gegen Demenz tun kann

Unter dem Überbegriff Demenz fassen Mediziner etwa 55 verschiedene Krankheiten zusammen, Alzheimer zählt dabei zu der häufigsten Form. Eine Demenz kann sich daher von Mensch zu Mensch anders äußern und auch die Verläufe der Krankheiten sind sehr individuell. Während sich manche Formen dabei leichter vorbeugen und behandeln lassen, ist dies bei anderen deutlich schwieriger. „Trotzdem hat es jeder selbst in der Hand, sein Alzheimer-Risiko zu reduzieren, wir können etwas machen. Die Aussicht, bis ins hohe Alter geistig fit zu bleiben, sollte uns motivieren, gesund zu leben“, erklärt Prof. Dr. Frank Erbguth, Präsident der Deutschen Hirnstiftung.

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die Auswirkungen auf das Demenz-Risiko eines Menschen haben. So spielen beispielsweise laut Informationen der Alzheimer Forschung Initiative neben den genetischen auch andere – insbesondere vermeidbare – Faktoren eine entscheidende Rolle. Diese betreffen meist den eigenen Lebensstil und reichen von einer ungesunden Ernährungsweise, über mangelnde Bewegung bis hin zu sozialer Isolation. Jetzt macht eine Studie darauf aufmerksam, dass auch der Beruf einen Einfluss auf das Risiko für Demenz hat.

Arbeit: Demenzrisiko bei verschiedenen Berufsgruppen unterschiedlich hoch

Ein Forscherteam der Harvard Medical School wertete für ihre Untersuchung, die im Fachmagazin The BMJ veröffentlicht wurde, Sterbeurkunden von beinahe neun Millionen Erwachsenen aus. Diese sind zwischen 2020 und 2022 gestorben. Die Wissenschaftler fokussierten sich bei ihrer Auswertung sowohl auf die Todesursache als auch auf den Beruf der Verstorbenen. Dabei zeigte sich, dass unter den Taxi- und Krankenwagenfahrern der niedrigste Anteil an Alzheimer-Toten war. Demnach waren insgesamt 1,69 Prozent der untersuchten Fälle an der neurodegenerativen Erkrankung gestorben. Bei Taxi-Fahrern waren es jedoch nur 1,03 Prozent und bei Krankenwagenfahrern sogar nur 0,91 Prozent.

Die Forscher vermuten, dass die für diese Berufe notwendige schnelle Orientierung und Navigation auf bekannten und neuen Routinen dem Gehirn zugutekommen, indem der Hippocampus stimuliert wird. Diese Hirnregion ist bei einer Demenz-Erkrankung häufig eine der ersten Bereiche im Gehirn, welche betroffen ist. Da hier unter anderem das räumliche Gedächtnis verortet ist, verlieren Erkrankte meist die Orientierung. Beim Fahren eines Taxis oder Krankenwagens scheint diese Region besonders angeregt zu werden.

Demenz: Gehirntraining im Alter – auch ohne Taxischein

Eine direkte Kausalität lässt sich nach Angaben der Forscher jedoch nicht ableiten. Ob der Beruf des Fahrers tatsächlich ursächlich für die niedrigen Fallzahlen ist, müsse in weiteren Forschungen untersucht werden. Um sein Gehirn fit zu halten, muss man zudem nicht unbedingt als Taxi-Fahrer tätig sein. Wichtig ist es, das Organ immer wieder mit neuen Impulsen zu füttern und dadurch bis ins hohe Alter neue Verknüpfungen im Gehirn herzustellen. Das gelingt beispielsweise, indem man neue Orte entdeckt, neue Wege geht, Gewohnheiten ändert, Routinen durchbricht und soziale Kontakte knüpft.

Das Risiko einer Demenz kann man bereits viele Jahre, bevor die Krankheit tatsächlich ausbricht, reduzieren. Gerade im Alter von 40 bis 60 Jahren sollten Risikofaktoren wie übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen und zu wenig Bewegung vermieden werden. Immerhin schädigt Alkohol nicht nur unsere Leberzellen, sondern greift auch die graue und weiße Gehirnsubstanz langfristig an.

Ein beliebtes Speiseöl kann das Demenz-Risiko stark senken

Auch hochwertige Fette haben einen großen Einfluss auf die Hirngesundheit. Experten unterscheiden dabei in gesättigte und (mehrfach) ungesättigte Fettsäuren. Letztere haben nachweislich positive Auswirkungen auf den Körper und die Gesundheit. So können sie unter anderem dafür sorgen, die Blutwerte nachhaltig zu verbessern. Und sogar vor Demenz sollen sie schützen. Im Zusammenhang damit wird die mediterrane Ernährung, die reich an Olivenöl ist, als besonders schützend für das Gehirn angesehen. Das berichtet 24vita.de. Olivenöl ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Ernährungsweise und wird seit langem mit einem reduzierten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Und auch einem der Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Demenz kann die mediterrane Ernährung vorbeugen.

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.


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