Erstmals seit Jahren ist es in Deutschland zu einem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) gekommen. Drei Wasserbüffel im brandenburgischen Kreis Märkisch-Oderland sind daran verendet, wie Landesagrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) am Vormittag in Potsdam sagte. Für Menschen ist das Virus ungefährlich.
Nach dem Ausbruch der für Tiere hochansteckenden Maul- und Klauenseuche in Brandenburg werden laut Landkreis in den kommenden Stunden elf Wasserbüffel getötet. Das sagte eine Sprecherin des Landratsamtes in Seelow.
Drei weitere Wasserbüffel habe der Tierhalter in Hönow im Landkreis Märkisch-Oderland tot auf der Weide gefunden und einen Tierarzt gerufen. Das Friedrich-Loeffler-Institut bestätigte, dass es sich - erstmals seit Jahrzehnten wieder in Deutschland - um einen Ausbruch der Maul- und Klauenseuche handelt.
Vorsorglich erfolge nun die Tötung der restlichen elf Büffel der Herde in Hönow, so die Landkreis-Sprecherin. In der Region waren Männer in gelben und weißen Schutzanzügen und teils mit Gewehren zu sehen. Der betroffene Betrieb hält der Kreis-Sprecherin zufolge auch im Landkreis Oder-Spree Wasserbüffel.
"Wir laufen auf Hochtouren", sagte die Sprecherin zu den angelaufenen Untersuchungen und Vorkehrungen gegen die Tierseuche. Es würden auch andere Betriebe innerhalb einer Überwachungszone aufgesucht.
Deutschland und die EU galten dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge in den vergangenen Jahren als frei von MKS. Die letzten Fälle in Deutschland traten demnach 1988 auf.
Der Landkreis gehe mit Spezialisten der Ursache für die Erkrankungen nach, hieß es weiter. Der Tierbestand werde derzeit getötet und beseitigt, sagte Mittelstädt.
Erstmals seit 1988 gibt es wieder Fälle von Maul- und Klauenseuche in Deutschland. Nun sind Eile und strenge Maßnahmen geboten.
Kommt der Nachweis überraschend?
Nicht wirklich. Deutschland und die EU galten dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) zufolge zwar schon viele Jahre lang als frei von Maul- und Klauenseuche - die Gefahr der Einschleppung aus anderen Ländern war und ist aber groß.
Die letzten Fälle in Deutschland traten dem FLI zufolge 1988 auf. In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens sowie in Teilen Südamerikas gebe es hingegen nach wie vor regelmäßig MKS-Fälle. «Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar.» Auch Futtermittel und Einstreumaterialien aus Ländern mit MKS-Ausbrüchen können Grundlage einer Einschleppung sein.
«Die MKS gehört wegen ihrer potenziell katastrophalen Auswirkungen zu den weltweit wirtschaftlich bedeutsamsten Tierseuchen», so das Institut. „Durch die Zunahme des globalen Handels- und Reiseverkehrs besteht ständig die Gefahr einer Wiedereinschleppung und explosiven Ausbreitung der MKS in Europa.“ 2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben.
Um was für einen Erreger geht es?
Die Maul- und Klauenseuche ist eine hochansteckende, meldepflichtige Viruserkrankung bei Klauentieren wie Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können erkranken. Die sehr leicht übertragbare Krankheit verläuft bei den meisten erwachsenen Tieren nicht tödlich, führt aber zu einem lange anhaltenden Leistungsabfall. Behandlungsmöglichkeiten gibt es nicht.
Gibt es ein Risiko für Menschen?
Nein. Menschen sind dem Friedrich-Loeffler-Institut zufolge für das MKS-Virus praktisch nicht empfänglich. Auch von pasteurisierter Milch, daraus hergestellten Milchprodukten oder von Fleisch gehe unter den in Deutschland üblichen hygienischen Bedingungen zufolge keine Gefahr aus. Hunde, Katzen und andere Haustiere können in der Regel ebenfalls nicht erkranken.
Welche Symptome haben erkrankte Tiere?
Neben hohem Fieber, Appetitlosigkeit und Apathie entwickeln sich typische Blasen am Maul und auf der Zunge sowie an den Klauen und den Zitzen. Viele Tiere zeigen Lahmheitserscheinungen oder können vor Schmerzen gar nicht mehr gehen, wie das FLI, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, erläutert. Bei Schafen und Ziegen verläuft die Infektion hingegen meist unauffällig.
Was passiert nun?
Entscheidend ist dem FLI zufolge die frühe Erkennung von Infektionen - «da sich die Seuche ansonsten bereits so weit ausgebreitet haben kann, dass eine rasche Eindämmung nicht mehr möglich ist». Im Falle eines Nachweises werden strenge Maßnahmen ergriffen: Ist in einem Betrieb auch nur ein Tier infiziert, wird vorsorglich der gesamte Bestand getötet, wie es beim FLI heißt. Auch Klauentiere in Betrieben der näheren Umgebung werden demnach zumeist getötet, Ställe, Fahrzeuge und Geräte gründlich desinfiziert.
Warum so strenge Regelungen?
Die Maul- und Klauenseuche kann nicht nur über direkten Kontakt von Tier zu Tier, sondern auch über die Luft übertragen werden. Erkrankte Tiere streuen das Virus mit der Flüssigkeit aufgeplatzter Blasen, Speichel, Ausatmungsluft und Milch.
Alles, was einmal mit einem infizierten Tier in Berührung gekommen ist, kann dem FLI zufolge zur Verschleppung der Seuche beitragen: Menschen ebenso wie Katzen, Hunde, Geflügel oder andere Tiere sowie Fahrzeuge, Geräte, Schuhe und Kleidung. Das Virus gänzlich zu beseitigen, ist zudem nicht einfach: Es ist sehr widerstandsfähig und kann zudem im Boden oder eingetrocknet in Kleidung Monate bis Jahre überdauern.
Steigen nun die Lebensmittelpreise?
Sollte die Seuche nicht eingedämmt werden, könnten weiter steigende Lebensmittelpreise die Folge sein. Die aktuell immer noch enorm hohen Butterpreise beispielweise sind mit eine Folge der schlechteren Milchqualität durch die Blauzungenkrankheit. Auch der niedrigere Bestand an Milchvieh trägt zu den hohen Milchpreisen bei. Die Maul- und Klauenseuche könnte zu weiteren Preiserhöhungen führen.