Politik

Robert Habeck: Doktorarbeit unter Plagiatsverdacht

Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck hat Plagiatsvorwürfe gegen seine Doktorarbeit zurückgewiesen und verweist auf eine Prüfung der Universität Hamburg. Diese habe kein wissenschaftliches Fehlverhalten festgestellt. Doch der Plagiatsjäger Stefan Weber hat angekündigt, auch Vorwürfe gegen Habecks Frau zu erheben. Der Wirtschaftsminister bat daraufhin, seine Familie aus dem Wahlkampf herauszuhalten.
10.02.2025 17:27
Lesezeit: 3 min
Robert Habeck: Doktorarbeit unter Plagiatsverdacht
Habeck wehrt sich gegen Plagiatsvorwürfe gegen ihn und seine Frau. (Foto: dpa) Foto: Marcus Brandt

Im Visier von Plagiatsjäger Stefan Weber: Habeck-Doktorarbeit ein Plagiat?

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl hat sich Noch-Wirtschaftsminister und Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck gegen Plagiatsvorwürfe bezüglich seiner 2001 veröffentlichten Dissertation „Die Natur der Literatur“ verteidigt. Der Plagiatsjäger Stefan Weber erhebt schwere Vorwürfe gegen die Habeck-Doktorarbeit und behauptet, der Grünen-Politiker habe eine Quellenarbeit simuliert, die in dieser Form nicht stattgefunden habe.

Die Universität Hamburg, an der Habeck 2000 mit seiner Dissertation "Die Natur der Literatur" promovierte, hat diese Vorwürfe mittlerweile geprüft und kam zu dem Schluss, dass "kein wissenschaftliches Fehlverhalten" vorliegt. Dennoch bleibt die Diskussion bestehen, insbesondere weil Weber von insgesamt 128 problematischen Stellen in der Arbeit spricht.

Universität Hamburg: Kein wissenschaftliches Fehlverhalten

Die Ombudsstelle der Universität Hamburg hat die Habeck-Doktorarbeit einer sorgfältigen Prüfung unterzogen und erklärt, dass "weder vorsätzlich noch grob fahrlässig" gegen die wissenschaftlichen Standards verstoßen wurde. Zudem seien die Eigenständigkeit der Forschungsleistung und der wissenschaftliche Mehrwert der Arbeit bestätigt worden.

Die Universität empfahl jedoch, einige Zitate und Fußnoten zu überarbeiten, um den heutigen wissenschaftlichen Standards noch besser zu entsprechen. Diese waren zur Zeit der Promotion noch nicht so formalisiert wie heute. Habeck erklärte dazu, er habe die Ombudsstelle selbst um eine Prüfung gebeten, nachdem ihm bereits im Januar erste Vorwürfe zugetragen wurden.

Plagiatsjäger Stefan Weber bleibt bei seinen Vorwürfen zur Habeck-Doktorarbeit

Stefan Weber, der die Vorwürfe gegen die Habeck-Doktorarbeit erhebt, ist ein erfahrener Plagiatsprüfer, der bereits andere Politiker ins Visier genommen hat. In der Vergangenheit hatte er unter anderem Plagiatsvorwürfe gegen Annalena Baerbock und Armin Laschet erhoben. Diese konnten jedoch nicht abschließend bestätigt werden.

In seinem 188 Seiten langen Gutachten zur Dissertation von Robert Habeck behauptet Weber, der Wirtschaftsminister habe Passagen aus anderen Werken ohne die korrekte Quellenangabe übernommen. Insbesondere wirft er ihm vor, Originalquellen als solche zu zitieren, obwohl er sie in Wirklichkeit aus Sekundärliteratur entnommen habe. Dies sei laut Weber ein "Quellenplagiat", das die wissenschaftliche Glaubwürdigkeit infrage stelle.

Habeck selbst wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass es sich lediglich um "Ungenauigkeiten in den Fußnoten" handle. Die Universität habe diesen Punkt geprüft und keinen Grund für einen Entzug seines Doktortitels gefunden. Weber warf Habeck auf der Plattform X vor, zu schwindeln. Es gehe nicht um Ungenauigkeiten in den Fußnoten. "Sie haben methodisch eine Quellenarbeit simuliert, die nicht stattgefunden hat. Wir konnten das mit dem zitationsbasierten Ansatz nachweisen. Und Sie haben sehr wohl auch Textfragmente plagiiert." Laut Weber soll es sich um 128 problematische Stellen in der Doktorarbeit handeln.

Politische Instrumentalisierung? Experten verteidigen Habeck

Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug, stellt sich hinter Habeck. Er erklärte, dass die Vorwürfe "politisch motiviert" seien und keinen wissenschaftlichen Skandal rechtfertigten. Die inkorrekten Literaturangaben in der Arbeit würden die zitierten Aussagen nicht verfälschen.

Die Diskussion kommt für Habeck zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, nur zwei Wochen vor der Bundestagswahl. Grünen-Wahlkampfmanager Andreas Audretsch vermutet, dass gezielte Desinformationskampagnen eine Rolle spielen könnten. Die Frage, wer hinter Webers Untersuchung steckt und ob sie politisch motiviert ist, bleibt unbeantwortet.

Plagiatsvorwürfe auch gegen Habecks Frau

In einer neuen Wendung der Debatte kündigte Weber an, auch die Dissertation von Habecks Ehefrau unter die Lupe zu nehmen. Habeck reagierte darauf mit deutlichen Worten: "Meine Frau kandidiert für kein politisches Mandat. Ich bitte also darum, meine Familie rauszuhalten."

Diese Entwicklung erinnert an vergangene Plagiatsaffären, in denen Familienmitglieder von Politikern ins Visier gerieten. Ob es sich dabei um eine ernsthafte Untersuchung oder eine Strategie zur weiteren Skandalisierung handelt, bleibt abzuwarten.

Wie geht es weiter? Auswirkungen auf Wirtschaft und Politik

Die bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass die Vorwürfe gegen die Habeck-Doktorarbeit wissenschaftlich nicht haltbar sind. Die Universität Hamburg hat klargestellt, dass kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliegt. Dennoch bleibt die Debatte ein politisches Thema, das von verschiedenen Akteuren genutzt wird.

Anleger sollten die Situation weiterhin genau beobachten, sich jedoch nicht von kurzfristigen Turbulenzen beeinflussen lassen. Politische Unsicherheiten sind an den Märkten nichts Ungewöhnliches, und solange keine gravierenden neuen Erkenntnisse auftauchen, gibt es keinen Anlass für überstürzte Entscheidungen.

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