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Trade Republic: Verbraucherzentrale reicht Klage wegen Kundentäuschung ein - Neobank wehrt sich

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verklagt Trade Republic wegen „irreführender Werbung“ zu Zinsen und Einlagensicherung im Rahmen von Geldmarktfonds. Die Neobank mit Sitz in Berlin weist die Vorwürfe zurück. Alle Informationen seien transparent in der App und auf der Website einsehbar.
13.02.2025 13:58
Aktualisiert: 13.02.2025 13:59
Lesezeit: 2 min

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat rechtliche Schritte gegen den Neobroker Trade Republic eingeleitet. Bereits am Freitag wurde beim Landgericht Berlin II Klage wegen „irreführender Werbung“ im Zusammenhang mit den beworbenen hohen Zinsen und Aussagen zur Einlagensicherung eingereicht, teilten die Verbraucherschützer in Stuttgart mit.

Verbraucherzentrale: Trade Republic betreibt Irreführung von Kunden

Laut Verbraucherzentrale wirbt Trade Republic online damit, dass Kunden unbegrenzt 3,0 Prozent Zinsen auf ihr Guthaben erhalten, abgesichert durch die gesetzliche Einlagensicherung. Allerdings werde nicht ausreichend darauf hingewiesen, dass der Zinssatz variabel ist und ein Teil des Guthabens nicht unter die Einlagensicherung fällt, da es in Geldmarktfonds investiert werde.

Solche Fonds legen Kapital in kurzfristige Anleihen und Termingelder an. Sie gelten als konservative Anlageform und werden oft von institutionellen Investoren genutzt. Während Einlagen bei Partnerbanken durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro geschützt sind, trifft dies auf Geldmarktfonds nicht zu. Dies kritisiert Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „Trade Republic täuscht mit der Werbung und den Aussagen zur Einlagensicherung eine Sicherheit vor, die so nicht gegeben ist.“

Trade Republic weist Vorwürfe der Verbraucherzentrale zurück

Das Unternehmen weist die Anschuldigungen zurück und hatte bereits eine Abmahnung der Verbraucherzentrale vor einigen Tagen abgelehnt. Trade Republic erklärte: „Die Diversifizierung der Kundeneinlagen auf mehrere Partnerbanken sowie in qualifizierte Geldmarktfonds ist keine Neuerung, sondern wurde bereits Ende Mai 2024 eingeführt. Seitdem können alle Kunden in der App jederzeit transparent einsehen, wie ihr Barguthaben verteilt ist.“ Die Kritik der Verbraucherzentrale decke sich in keiner Weise mit dem Kundenfeedback.

Der Berliner Zeitung sagte die Bank: „Die Guthaben in Geldmarktfonds sind in unbegrenzter Höhe im Sondervermögen gehalten und unterliegen den gleichen strengen Sicherungsregularien wie Aktien oder ETFs.“ Auf das angelegte Kundenvermögen könne jederzeit zugegriffen werden, es liege zu 100 Prozent im Besitz des Kunden. „Geldmarktfonds investieren in hochliquide, kurzfristige Finanzprodukte wie Bargeld, sowie Staats- und Unternehmensanleihen mit hoher Bonität“, so das Unternehmen.

Der Berliner Neobroker, der insbesondere bei jungen Anlegern beliebt ist, hebt hervor, dass er den Einlagenzinssatz der Europäischen Zentralbank direkt an seine Kunden weitergibt – aktuell 2,75 Prozent. Damit liegt Trade Republic deutlich über den Zinssätzen vieler Banken für Tagesgeldkonten. Das Unternehmen zählt rund acht Millionen Kunden und verwaltet ein Vermögen von mehr als 100 Milliarden Euro.

Trade-Republic-Geldmarktfonds: Verbraucherzentrale warnt vor möglichen Verlusten

Nauhauser wirft dem Unternehmen mangelnde Transparenz vor: Trade Republic vermittle den Eindruck, dass Kundengelder auf Partnerbanken verteilt und dort als „Einlage“ bis zu 100.000 Euro pro Kunde abgesichert seien. Erst in der App finde sich der Hinweis, dass ein Teil der Gelder in Geldmarktfonds investiert werde.

Auch diese Kritik weist Trade Republic zurück: Die entsprechenden Informationen seien nicht nur in der App, sondern auch auf der Hauptseite der Website sowie im Help Center klar ersichtlich. „Inwiefern die Verbraucherzentrale hier dem Auftrag des Verbraucherschutzes nachkommt, ist zu hinterfragen.“

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