Politik

Merz' Fragenkatalog zu NGO-Finanzierung empört Linke, SPD und Grüne: "Frontalangriff auf die Demokratie"

Ob Omas gegen Rechts, Campact oder Greenpeace: Zu den Demonstrationen gegen die CDU hatten in den vergangenen Wochen auch Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aufgerufen. Die Union will nun wissen, wie viel Geld diese vom Staat bekommen. Die Fraktion hat der Regierung dazu eine Liste mit Fragen vorgelegt. Linke und Grüne zeigen sich empört und sehen in dem Verhalten autokratische Züge.
26.02.2025 16:02
Aktualisiert: 26.02.2025 16:02
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Merz' Fragenkatalog zu NGO-Finanzierung empört Linke, SPD und Grüne: "Frontalangriff auf die Demokratie"
Die CDU/CSU-Fraktion will wissen, wie sich NGOs finanzieren. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Eine "kleine Anfrage" der CDU/CSU-Fraktion an die geschäftsführende Bundesregierung sorgt derzeit für Empörung vor allem unter Vertretern von Linken und Grünen im Bundestag. Unter dem Titel „Politische Neutralität staatlich geförderter Organisationen“ listet die Union 551 Fragen über die Finanzierung und mögliche Parteinahme von Organisationen wie unter anderem Omas gegen Rechts, Correctiv, Campact oder die Amadeu Antonio Stiftung. Politiker der Linken und Grünen sehen in dem Vorgehen autokratische Züge. Der neue SPD-Fraktionschef Lars Klingbeil stellt sogar die Aufnahme von Koalitionsgesprächen infrage.

CDU/CSU-Anfrage will Finanzierung von NGOs offenlegen

Der Fragenkatalog der CDU/CSU-Fraktion beginnt wie folgt: "Die Frage nach der politischen Neutralität staatlich geförderter Organisationen sorgt aktuell zunehmend für Debatten. Hintergrund sind Proteste gegen die CDU Deutschlands, die teils von gemeinnützigen Vereinen oder staatlich finanzierten Organisationen organisiert oder unterstützt wurden. Dies wirft die Frage auf, inwiefern sich gemeinnützige Vereine, die zusätzlich noch mit Steuergeldern gefördert werden, parteipolitisch betätigen dürfen, ohne ihren Gemeinnützigkeitsstatus zu gefährden."

Im Laufe des Fragenkatalogs, der insgesamt 551 Fragen aufwirft, werden die Akteure namentlich genannt. Eine Frage lautet etwa: "Wie groß ist der Anteil der finanziellen Mittel der CORRECTIV gGmbH, der aus staatlichen Förderprogrammen stammt?" Oder auch: „Gibt es direkte Verbindungen zwischen dem Verein Omas gegen Rechts Deutschland e. V. und bestimmten Parteien oder politischen Akteuren?“ Eine weitere Frage lautet: "Gibt es direkte Verbindungen zwischen dem Attac Trägerverein e. V. und bestimmten Parteien oder politischen Akteuren?"

Linke, SPD und Grüne sehen "Frontalangriff" auf die Zivilgesellschaft

Für die Linken-Fraktion ist der Hintergrund des CDU-Fragenkatalogs klar und kommt einem "Frontalangriff" auf die Demokratie gleich: „Mit einer parlamentarischen Anfrage rächt sich die Union für die antifaschistischen Proteste der letzten Wochen und startet zugleich einen beispiellosen Angriff auf die demokratische Zivilgesellschaft“, erklärte etwa die Abgeordnete Clara Bünger. „Das erinnert an autoritäre Staaten und ist angesichts der Tatsache, dass die Union aller Wahrscheinlichkeit nach die nächste Bundesregierung anführen wird, äußerst besorgniserregend.“

„Diese Fragenkanonade gegen unliebsame Organisation ist übergriffig“, sagte wiederum Sven Giegold, Mitglied im Grünen-Bundesvorstand, gegenüber dem SPIEGEL. „Der Ministerialapparat wird missbraucht, um die Zivilgesellschaft zu überwachen.“ „Mich erinnert das an Methoden von Viktor Orbán und anderen autoritären Regierungen, die den Raum der Zivilgesellschaft einschränken“, so Giegold weiter.

Auch der derzeit vielversprechendste Koalitionspartner der Union, die SPD, äußerte sich kritisch zur Anfrage. Lars Klingbeil sieht dadurch Organisationen an den Pranger gestellt, die die Demokratie verteidigen. „Deswegen muss die Union jetzt für sich klären, wie ernsthaft sie in Gespräche mit der Sozialdemokratie gehen will“, so der SPD-Chef.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU reagiert auf Chinas wirtschaftliche Neuausrichtung und dessen Auswirkungen auf globale Lieferketten
09.10.2025

Globale Handelsbeziehungen stehen unter Druck, da wirtschaftliche und politische Faktoren die Strategien von Unternehmen und Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...