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Biontech Rekordumsatz während Corona: Jetzt Rekordverluste und Stellenabbau beim Corona-Impfstoffhersteller

Einst Milliardengewinne, nun Millionenverlust: Nach Rekordumsätzen mit dem Corona- mRNA-Impfstoff ist Biontech in die Verlustzone gerutscht. Das Mainzer Pharmaunternehmen kündigt Stellenabbau an – auch in Deutschland. Gegen den Impfmittelhersteller laufen mehrere Schadensersatzprozesse wegen schwerer Impfschäden.
12.03.2025 17:02
Lesezeit: 5 min
Biontech Rekordumsatz während Corona: Jetzt Rekordverluste und Stellenabbau beim Corona-Impfstoffhersteller
Özlem Tureci und Ugur Sahin erhalten 2021 das Bundesverdienstkreuz: Die Biontech-Gründer hätten mit ihrem Corona-Impfstoff einen „entscheidenden Beitrag zur Eindämmung der Pandemie geleistet“. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Das Pharmaunternehmen Biontech hat bisher nur seinen Corona-Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus auf dem Markt. Der läuft immer schlechter. Darauf reagiert Biontech nun – und baut auch Stellen an den deutschen Standorten ab. Außerdem laufen etliche Schadensersatzprozesse wegen möglicher Impfschäden durch den Impfstoff Comirnaty gegen den Impfstoffhersteller. Auch der Impfstoff-Konkurrent Moderna hatte gegen den Konzern geklagt und gewonnen.

Moderna gewinnt Patentklage gegen Biontech

Der Impfstoffhersteller Moderna hat mit einer Patentklage gegen die Unternehmen Biontech und Pfizer in erster Instanz gewonnen. Moderna hatte wegen Verletzung von eigenen Patentrechten bei der Entwicklung des COVID-19-Impfstoffs Ansprüche auf Auskunft und Schadenersatz geltend gemacht. Entsprechend muss Biontech nun über den Umfang der Nutzung des Klagepatents sowie die erzielten Preise und Gewinne Auskunft geben. Moderna habe jetzt Anspruch auf Schadenersatz. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.

Biontech macht Nettoverlust von etwa 700 Millionen Euro und streicht Stellen

Einst Milliardengewinne, nun Millionenverlust: Das Biotech-Unternehmen Biontech hat mit seinem Corona-Impfstoff Milliarden verdient. Doch das Mainzer Pharmaunternehmen hat im abgelaufenen Jahr knapp 670 Millionen Euro Verlust gemacht. Das gab das Unternehmen gestern bekannt. Es ist das erste Mal seit 2019, dass Biontech in einem Geschäftsjahr keinen Gewinn macht. Grund für die roten Zahlen seien die hohen Investitionen vor allem in teure klinische Studien. Vorgesehen sind neben einem Abbau von Stellen auch Stellenverlagerungen. Der Stammsitz Mainz soll gestärkt werden.

Bisher hat Biontech nur ein Medikament auf dem Markt: Den Corona-Impfstoff Comirnaty, den das Unternehmen gemeinsam mit dem US-Partner Pfizer entwickelt hat. Zu Hochzeiten spielte das Medikament Biontech knapp 19 Milliarden Euro in die Kassen.

Weiterer Umsatzrückgang erwartet – hohe Investitionen

Unter dem Strich stand 2024 ein Nettoverlust von rund 700 Millionen Euro. Damit setzt sich die Entwicklung fort, die begonnen hatte, als das Geschäft mit dem Covid-19-Impfstoff abflaute. 2022 hatte der Gewinn noch etwa 9,4 Milliarden Euro betragen, 2023 waren es dann nur noch etwa 930 Millionen gewesen.

Nach unten ging es auch mit den Umsätzen: Nach 3,8 Milliarden Euro 2023 waren es 2024 rund 2,75 Milliarden. Für das laufende Jahr wird mit noch etwas weniger Erlösen von 1,7 bis 2,2 Milliarden Euro gerechnet bei weiter hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung von 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro.

Stellenabbau in Marburg und Idar-Oberstein

Angekündigt hat Biontech nun den Abbau von Stellen. Über etwa drei Jahre hinweg bis Ende 2027 sollen es in Europa und Nordamerika 950 bis 1350 Vollzeitäquivalente weniger werden. Ende 2024 hatte Biontech weltweit ungefähr 7.200 Beschäftigte.

Wegen der geringeren Nachfrage nach Covid-Impfstoff wird beispielsweise der Standort Marburg betroffen sein, dort sollen von 670 Vollzeitäquivalenten 250 bis 350 wegfallen. In Idar-Oberstein, das rechnerisch 450 Vollzeitstellen zählt, sollen bis zu 150 abgebaut werden.

In anderen Bereichen soll Personal aufgebaut werden, von 800 bis 1200 Stellen ist die Rede. Alleine etwa 350 sollen noch im laufenden Jahr am Stammsitz in Mainz entstehen. Biontech spricht von einem eindeutigen Bekenntnis zum Standort Deutschland.

Mehrere Schadenersatzklagen gegen Biontech wegen Impfschäden

Eine Ärztin hat nach drei Corona-Impfungen über Schmerzen und Müdigkeit geklagt – und deshalb den Hersteller Biontech auf Schmerzensgeld verklagt. Das Gericht hat gegen die Ärztin entschieden. Es ist nicht der erste Fall dieser Art: Bundesweit wurden bereits rund 100 ähnliche Fälle verhandelt.

Corona-Verfahren: Impfschaden-Klage gegen Biontech abgewiesen

Die Hamburger Medizinerin hatte Biontech wegen möglicher Impfschäden nach drei Impfungen verklagt, weil sie eigenen Angaben zufolge seit und infolge der Impfung an Beschwerden wie Schmerzen im Oberkörper, Schwellungen der Extremitäten sowie Erschöpfung, Müdigkeit und Schlafstörungen leidet. Sie hatte ein Schmerzensgeld von mindestens 150.000 Euro gefordert.

Das Hamburger Landgericht wies die Klage wegen möglicher Impfschäden durch den Wirkstoff Comirnaty ab. Die Klägerin habe nicht genügend ärztliche Unterlagen vorgelegt, um zu zeigen, dass der Wirkstoff geeignet sei, diese Impfschäden auszulösen, sagte der Richter der Zivilkammer zur Urteilsverkündung.

Schmerzen, müde und erschöpft nach Impfungen

Zudem war sie laut Klage davon überzeugt, dass Biontech den Nutzen der Impfung nicht nachgewiesen habe und das Coronavirus zum Impfzeitpunkt für ihre Altersgruppe keinerlei Gefahr dargestellt habe. Stattdessen hätte es hocheffektive andere Medikamente – darunter Grippemittel, Zink und Vitamin D – gegeben. Außerdem könne der Impfstoff das menschliche Erbgut verändern.

Impfschaden: Ehemalige Leistungsturnerin jetzt im Rollstuhl

Auch das Wuppertaler Landgericht urteilte zuletzt über eine Schadenersatzklage einer Frau aus Solingen gegen den Impfstoffhersteller Biontech. Die Klage der 19-jährigen Frau auf Schadensersatz wurde jetzt abgewiesen. Und das, obwohl der Landschaftsverband Rheinland eine schwere Erkrankung der jungen Frau nach einer Corona-Schutzimpfung offiziell als Impfschaden anerkannt hatte. Die 19-jährige Selin wollte Schmerzensgeld in Höhe von mindestens 500.000 Euro vom Impfstoffhersteller.

Die damals 16-jährige Selin Islamli erkrankte kurz nach ihrer Corona-Schutzimpfung an einer seltenen Immunkrankheit. Das Zusammenspiel zwischen Nerven und Muskulatur funktionierte plötzlich nicht mehr. Zuvor war die junge Frau Leistungsturnerin auf nationalen Wettbewerben – jetzt ist sie auf den Rollstuhl angewiesen.

Impfgeschädigten droht Verjährung

Knapp eine Million Impfschäden hat das PEI im November 2024 gemeldet – kurz vor dem Ende der Klagefrist in vielen Fällen. Das Thema droht auch unter der neuen Regierung in Deutschland unterzugehen. Doch für viele Wähler bleibt es prägend über die Corona-Zeit hinaus: Wie gingen Staat und Politik mit der Wahrheit um, zumal in Sachen „Impfung“?

Die Diskussion um Nebenwirkungen und Schäden durch Gentherapeutika wie den vorgeblichen „Covid-Impfstoff“ Comirnaty vom US-Unternehmen Pfizer und der deutschen Biontech AG nimmt kein Ende. Neben den Auswirkungen der mRNA-Spikes stehen Verunreinigungen zur Diskussion – auch durch DNA, was für die einen erwiesen, laut anderen nicht „diskussionswürdig“ ist.

Nach vielen parlamentarischen Anfragen hat die Abgeordnete Jessica Tatti (BSW) die Bundesregierung gefragt, ob sie eine Aussetzung der Behandlungen (vulgo „Impfungen“) mit dem BioNTech-Pfizer-Stoff plane, was die Bundesregierung erwartungsgemäß verneinte. Laut einer Antwort auf eine AfD-Anfrage vom Jahresanfang 2024 wusste die Bundesregierung zum damaligen Zeitpunkt von 576 Klagen gegen die Hersteller, wovon der Löwenanteil von 441 Klagen sich gegen Biontech richtet, 81 gegen Moderna, 41 gegen AstraZeneca und noch 13 Klagen gegen Johnson&Johnson.

Zuletzt fordern viele Stimmen einen Untersuchungsausschuss im Bundestag. Die notwendige Mehrheit dafür liegt bei einem Viertel der Sitze, die aber nicht zusammen kamen.

Krebstherapien: Biontech hofft auf Marktzulassung 2026

Aktuell arbeitet Biontech unter anderem an der Entwicklung von Krebstherapien auf mRNA-Basis. Grob gesagt soll mittels mRNA dem Immunsystem der Patientin oder des Patienten geholfen werden, Krebszellen anhand bestimmter Merkmale zu erkennen und sie zu zerstören.

2026 will Biontech eine erste Marktzulassung bekommen. Vergleichsweise weit sind die Mainzer bei der Entwicklung von Präparaten gegen Blasenkrebs sowie zur Behandlung von Darmkrebs. Bei Letzterem werden für Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres wichtige neue Studiendaten erwartet.

Große Hoffnung setzt Biontech bei der Behandlung von Krebs in späten Stadien auf einen Wirkstoffkandidaten namens BNT327. Er soll unter anderem Effekten von Tumoren entgegenwirken, die das körpereigene Immunsystem unterdrücken. Die weltweiten Rechte an dem Wirkstoffkandidaten hatte sich Biontech mit der Übernahme der chinesischen Firma Biotheus gesichert.

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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