Unternehmen

Moderna-Impfstoff: EU-Kommission unterzeichnet Vertrag über Coronavirus-Impfstoffe

Die Covid-19-Pandemie beschäftigt weiterhin die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen: Die EU-Kommission hat einen neuen Rahmenvertrag mit Pharmakonzern Moderna über den Kauf ihres mRNA-Corona-Impfstoffs geschlossen. Dies sei notwendig, um sich auf künftige Notlagen vorzubereiten. Die Kosten für den Vertrag wurden nicht offengelegt.
30.01.2025 16:00
Lesezeit: 3 min

Die EU-Kommission hat mit Moderna einen neuen Rahmenvertrag für Corona-Impfstoffe vereinbart, wie das Nachrichtenportal European Newsroom (enr) mitteilt. Obwohl die WHO im Mai 2023 die Covid-19-Pandemie offiziell für beendet erklärte, bereitet sich die EU weiterhin auf mögliche Notlagen vor.

Moderna: EU-Kommission bestellt 146 Millionen Corona-Impfstoffdosen

HERA, die EU-Behörde für Gesundheitskrisenvorsorge, unterzeichnete das Abkommen für 17 Länder, von denen 15 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sind. Im Rahmen des neuen Abkommens haben die beteiligten Staaten die Möglichkeit, insgesamt bis zu 146 Millionen Dosen des mRNA-basierten Covid-19-Impfstoffs von Moderna zu ordern. Eine Mindestabnahmemenge wurde dabei nicht festgelegt. Die Laufzeit des Abkommens beträgt bis zu vier Jahre.

Moderna Impfstoff: Erneuter EU-Zuschlag für Spikevax

Moderna kann seinen Corona-Impfstoff weitere vier Jahre in Europa vertreiben, wie auch das Fachportal APOTHEKE ADHOC berichtet. Der Konzern hat im Rahmen einer Ausschreibung den Zuschlag für die Belieferung der EU sowie Norwegen und Nord-Mazedonien mit seinem mRNA-Impfstoff erhalten.

Gemäß der Vereinbarung kann Moderna seinen Covid-Impfstoff in mehreren Verabreichungsformen, unter anderem als Fertigspritze, anbieten. Letztere ist die bevorzugte Produktvariante, da sie das Risiko von Verabreichungsfehlern verringern und Zeit sparen kann.

Die Vielfalt des Angebots und die Verfügbarkeit von Impfstoffformaten wie Fertigspritzen seien essenziell, um die Impfraten zu erhöhen und die Effizienz von Impfkampagnen zu verbessern, erklärt Chantal Friebertshäuser, Senior Vice President, General Manager Europe & Middle-East.

Im September 2024 hatte die EU-Kommission die Marktzulassung einer aktualisierten Formulierung des von Moderna entwickelten mRNA-Impfstoffs Spikevax erteilt, der auf die SARS-CoV-2-Variante JN.1 abzielt. Der Impfstoff kann eingesetzt werden ab einem Alter von sechs Monaten.

Vorsorge für künftige Pandemien

Der EU-Kommissarin für Gleichstellung, Krisenvorsorge und -management, Hadja Lahbib, zufolge sei die Bestellung notwendig, um auf künftige Krisensituationen vorbereitet zu sein. Zudem würde sich die Lagerung der Impfdosen unkompliziert gestalten. Konkret erklärte sie: „Der Impfstoff kann in Standardgefriergeräten, wie sie auch für Routineimpfstoffe genutzt werden, gelagert und in vorgefüllten Spritzen bereitgestellt werden.“ Weiter heißt es hierzu: „Dies könnte insbesondere in Notlagen von Bedeutung sein, da er bei regulären Gefriertemperaturen gelagert werden kann und keine Ultratiefkühlung erforderlich ist. Dadurch kann der Impfstoff noch schneller und sicherer geliefert werden.“

EU macht Kosten nicht öffentlich

Die Kosten für den neuen Rahmenvertrag bleiben allerdings unklar. Der Preis einer einzelnen Dosis wurde auch bei diesem Abkommen nicht öffentlich gemacht. Die Frage der Offenlegung und Nachvollziehbarkeit bei der Beschaffung von Impfstoffen bleibt damit weiter Thema in der Europäischen Union.

Während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 verantwortete Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine massive Impfstoffbeschaffung. Sie handelte einen Vertrag über etwa 1,8 Milliarden Dosen gegen Covid-19 des Pfizer-Impfstoffs aus, ohne den Kaufpreis transparent zu machen.

Pfizer-Deal: Gericht weist Klage gegen von der Leyen ab

Im April 2021 deckte die New York Times den umstrittenen Impfstoffkauf auf. Die EU-Kommission verweigerte jedoch die Offenlegung von SMS-Nachrichten zwischen Ursula von der Leyen und Pfizer-CEO Albert Bourla.

Die New York Times reichte daraufhin Klage ein. Parallel dazu reichte der Belgier Frédéric Baldan Strafanzeige gegen von der Leyen ein, die jedoch kürzlich von einem belgischen Gericht als unzulässig abgewiesen wurde.

Die Kommission bestätigte im Vorfeld die Existenz der Nachrichten. Allerdings erklärte man, dass diese keine Vertragsverhandlungen enthielten und nicht gespeichert wurden.

Umstrittener Imfstoff-Deal für 35 Milliarden Euro

Das Urteil bedeutet für von der Leyen nur einen Teilsieg, kein Ende der juristischen Aufarbeitung. Es besteht weiterhin ein großes öffentliches Interesse an der Angelegenheit. Schließlich handelt es sich bei dem strittigen Vertrag mit Pfizer um Impfstoffdosen im Wert von über 35 Milliarden Euro. Viele davon wurden nicht gebraucht.

Der belgische Staatsbürger Baldan kritisierte die fehlende Aufarbeitung. „Die EU ist nun ein Raum der Unfreiheit, Unsicherheit und Ungerechtigkeit geworden“, erklärte er nach seiner Niederlage vor Gericht.

Demgegenüber äußerte sich von der Leyens Anwalt zufrieden. Die Anschuldigungen seien falsch gewesen. Die EU-Kommission wollte den Fall nicht kommentieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

DWN
Technologie
Technologie Deep Tech als Rettungsanker: Wie Deutschland seine industrielle Zukunft sichern kann
08.11.2025

Deutschland hat große Stärken – von Forschung bis Ingenieurskunst. Doch im globalen Wettlauf um Technologien zählt längst nicht mehr...

DWN
Technologie
Technologie So optimiert KI in Belgien die Landwirtschaft: Schwankende Ernten prognostizieren? Kein Problem!
08.11.2025

Die Landwirtschaft muss Erträge effizient planen und Schwankungen ausgleichen, wobei KI zunehmend Entscheidungen auf verlässlicher Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Managergehälter: Wie viel Mut hinter den Millionen steckt
08.11.2025

Topmanager reden offen über ihr Einkommen? In Estland sorgen zwei Führungskräfte für großes Staunen. Sie zeigen, wie viel Disziplin,...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Leitzins: Stillstand oder Strategie? Was die EZB-Zinsentscheidung wirklich bedeutet
08.11.2025

Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins beim jüngsten EZB-Zinsentscheid nicht angerührt – doch das Schweigen ist laut. Christine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schmuck aus Holz und Stein: Holzkern – wie Naturmaterialien zum einzigartigen Erfolgsmodell werden
07.11.2025

Das Startup Holzkern aus Österreich vereint Design, Naturmaterialien und cleveres Marketing zu einem einzigartigen Erfolgsmodell. Gründer...

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street: Wie die Märkte alle Warnsignale ignorieren
07.11.2025

Die Wall Street kennt derzeit nur eine Richtung – nach oben. Während geopolitische Krisen, Schuldenstreit und Konjunkturrisiken...

DWN
Politik
Politik Donald Trump: Warum die Wahlsiege der Demokraten kein Wendepunkt sind
07.11.2025

Vier Wahlsiege der Demokraten in Folge, und doch kein politisches Erdbeben: Donald Trump bleibt erstaunlich unerschüttert. Während die...

DWN
Politik
Politik Pistorius will mehr Mut und neue Führungskultur in der Bundeswehr
07.11.2025

Angesichts russischer Bedrohungen und interner Bürokratie fordert Verteidigungsminister Boris Pistorius tiefgreifende Reformen in der...