Politik

Demokraten in der Zerreißprobe: Wie besiegt man Trump?

Eine Partei im Zwiespalt: Die Demokraten suchen nach einer Strategie. Während einige sich offen gegen Trump stellen, wollen andere konservative Wähler zurückgewinnen.
29.03.2025 09:49
Lesezeit: 3 min

Was sollten die Demokraten tun?

US-Präsident Donald Trump verändert mit radikaler Politik das Land und erschüttert die Grundlagen des Rechtsstaats – und die Demokraten? In der Partei herrscht offenbar Uneinigkeit darüber, wie man dem erneut ins Weiße Haus eingezogenen Republikaner begegnen soll. Ein demokratischer Stratege riet der Partei kürzlich zu einer drastischen Maßnahme: Stellt euch tot.

"Lasst die Republikaner unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen und sorgt dafür, dass die Amerikaner uns vermissen", schrieb James Carville in der "New York Times" an seine Parteikollegen. Er gilt als einer der Architekten von Bill Clintons erfolgreicher Wahlkampagne 1992. "Ich rufe zu einem strategischen politischen Rückzug auf", schrieb Carville. Doch eine klare Linie gegen Trump fehlt. Drei Beispiele, wie die Partei auf Trump reagiert:

Eine linke Graswurzelbewegung

Bernie Sanders ist mit 83 Jahren älter als der abgewählte Ex-Präsident Joe Biden. Doch der linke Senator, der 2016 und 2020 vergeblich um die demokratische Nominierung kämpfte, bleibt einflussreich. Er ist gut vernetzt und hat eine treue Anhängerschaft. Ins Weiße Haus will er wohl nicht mehr.

Trotzdem ist er einer der schärfsten Trump-Kritiker. Mit seiner "Kampf gegen die Oligarchie-Tour" zieht er Tausende Linke an – auch am Wochenende. "Man müsse blind sein, um nicht zu sehen, dass die USA heute von Milliardären regiert werden", sagte er NPR.

Wer könnte 2028 seinen Platz als progressiver Kandidat einnehmen? Die Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez positioniert sich. Die 35-Jährige, eine prominente Vertreterin des linken Flügels, wurde 2018 bekannt, als sie einen etablierten Demokraten in New Yorks Vorwahlen besiegte.

Ob Ocasio-Cortez tatsächlich kandidiert, ist unklar – für sie ist es wohl noch zu früh. Doch sie trat kürzlich mehrfach mit Sanders auf, vor großem Publikum. Beide setzen auf eine Basisbewegung gegen Trump.

Die Vorprescher

Gavin Newsom

Die Demokraten haben derzeit keinen eindeutigen Anführer. Doch einige wagen sich vor – allen voran Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom. Dem 57-Jährigen wird seit langem Ambition auf das Weiße Haus nachgesagt. Als im Sommer über Bidens Rückzug diskutiert wurde, fiel sein Name oft. Doch die Partei entschied sich für Kamala Harris.

Nun geht Newsom, eigentlich als Liberaler bekannt, einen überraschenden Weg. In seinem Podcast nannte er es "unfair", wenn Transfrauen im Frauensport antreten – ein Bruch mit der Parteilinie. Auch seine Gästeliste ist auffällig, darunter der ultrarechte Steve Bannon. Newsom ließ Bannons falsche Behauptung von Wahlbetrug 2020 unwidersprochen stehen. Die Demokraten gelten oft als elitär. Newsom könnte versuchen, mit konservativeren Positionen Wähler zurückzugewinnen. Die Partei ist gespalten: Soll sie links-populistisch oder gemäßigt auftreten?

Walz, Harris und Co.

Ein weiterer bekannter Name taucht derzeit häufig auf: Tim Walz. Minnesotas Gouverneur wollte als Vize neben Harris ins Weiße Haus. Nun organisierte er Bürgerforen im Mittleren Westen und gab Interviews. "Der Weg zum Autoritarismus ist mit Leuten gepflastet, die sagen: Du übertreibst", sagte er über Trump im "New Yorker". Auf eine Kandidatur angesprochen, meinte er: "Ich würde tun, was nötig ist."

In einer aktuellen Umfrage zur Präsidentschaftswahl 2028 führt Harris mit 36 Prozent, gefolgt von Pete Buttigieg (10 Prozent). Ocasio-Cortez, Newsom und Walz liegen bei je 5 Prozent. Harris überlegt, ob sie 2026 für Kaliforniens Gouverneursamt kandidiert.

Disput

Die Demokraten sind im Kongress in der Minderheit – aber nicht machtlos. Doch ihr Verhalten zeigt Uneinigkeit. Statt Geschlossenheit demonstrieren sie Zerrissenheit. Schon ihre Reaktion auf Trumps Kongressrede war unkoordiniert: Anti-Trump-Schilder hier, abgestimmte Kleidung dort – einige blieben fern.

Der offene Bruch kam bei der Haushaltsabstimmung. Sollten sie Trumps Finanzgesetz unterstützen oder einen Shutdown riskieren? Statt einer klaren Haltung folgte das Chaos. Im Repräsentantenhaus lehnten die Demokraten fast geschlossen ab, doch Senatsminderheitsführer Chuck Schumer (74) ermöglichte die Annahme. Seine Begründung: Der Kampf lohne nicht. Seitdem wird Schumer scharf kritisiert, es gibt Rücktrittsforderungen. Trump lobte ihn spöttisch: "Glückwunsch an Chuck Schumer, der das Richtige tut."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
USA
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Emissionshandel 2027: Klima-Sozialfonds soll Folgen der Teuerung abfedern
10.11.2025

In Deutschland sind wegen der hohen Energiepreise, die auch durch den CO₂-Preis getrieben werden, bereits Hunderttausende Arbeitsplätze...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bund sichert Deutschlandticket-Finanzierung bis 2030 ab
10.11.2025

Das beliebte Deutschlandticket bleibt den Fahrgästen erhalten: Bund und Länder haben sich auf eine langfristige Finanzierung bis 2030...

DWN
Panorama
Panorama Wegwerftrend mit Folgen: Politik will Einweg-E-Zigaretten stoppen
10.11.2025

Sie sehen schick aus, leuchten bunt und sind sofort einsatzbereit – Einweg-E-Zigaretten liegen vor allem bei jungen Menschen im Trend....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rüstungsindustrie in Europa: 10 Unternehmen mit stabilen Renditen
09.11.2025

Europäische Verteidigungsunternehmen profitieren von stabilen Aufträgen und steigenden Investitionen. Technologische Kompetenz und lokale...

DWN
Technologie
Technologie Dunkle Wolke aus den USA: Die digitale Gefahr des US CLOUD Acts
09.11.2025

Ein US-Gesetz erlaubt amerikanischen Behörden Zugriff auf Daten in europäischen Clouds – ohne Wissen oder Zustimmung der Betroffenen....

DWN
Finanzen
Finanzen Contrarian Thinking: Wie falsche Narrative unsere Wahrnehmung verzerren – und was das für Anleger bedeutet
09.11.2025

In einer Welt voller Empörung, Filterblasen und ideologischer Schlagzeilen lohnt sich ein zweiter Blick. Wer immer nur der öffentlichen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Verjährung von Urlaubsansprüchen: Wann Resturlaub verfällt – und wann nicht
09.11.2025

Urlaub verfallen? Von wegen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat klargestellt: Ohne klare Belehrung bleibt der Urlaubsanspruch bestehen –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Zukunft der Chefetage: Warum mittleres Management an Bedeutung verliert
09.11.2025

Das mittlere Management verliert in vielen Unternehmen an Bedeutung. Wirtschaftliche Unsicherheit, neue Technologien und veränderte...