China ist nicht bereit, dem amerikanischen Druck nachzugeben
Chinas wirtschaftliche Strategen haben sich seit Jahren auf einen umfassenden Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten vorbereitet. Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass Peking nicht im Geringsten bereit ist, unter amerikanischem Druck nachzugeben. Vielmehr sei der Widerstand gegen die USA längst zu einem nationalen Projekt geworden – angeführt von Präsident Xi Jinping persönlich.
„Für Xi Jinping ist das mehr als nur Handelspolitik – es ist ein patriotisches Projekt“, erklärt Börje Ljunggren, Schwedens ehemaliger Botschafter in China. Seiner Einschätzung zufolge ist China zwar nicht an einer Eskalation interessiert, doch das Regime werde nicht zögern, entschieden zurückzuschlagen.
US-Zölle als Katalysator für Vergeltung
Die USA hatten zuletzt neue Strafzölle auf chinesische Produkte erhoben – teils über 100 Prozent. Ein Schritt, den Peking als Provokation deutet. Laut Ljunggren stellt dies eine Situation dar, „in der es kaum noch Raum für eine gesichtswahrende Lösung gibt.“
„Das ist nicht das Szenario, das sich China gewünscht hat“, so Ljunggren weiter. „Aber wenn Sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden, sehen sich viele Akteure gezwungen, Vergeltung zu üben.“
Strategischer Rückzug – aber nicht Aufgabe
Die unabhängige China-Expertin Kristina Sandklef verweist darauf, dass China bereits während Trumps Präsidentschaft begonnen habe, seine Lieferketten umzustrukturieren. „Schon während Trumps Klagen über Wahlbetrug haben viele chinesische Unternehmen damit begonnen, ihre Produktionsstätten nach Südostasien oder Mexiko zu verlagern“, erklärt sie. „Gleichzeitig baute man diplomatische Beziehungen aus – besonders in Entwicklungsländern.“
Doch gerade hier liege auch eine Schwäche Pekings: Die neuen Partner Chinas könnten die wirtschaftlichen Einbußen der USA und Europas kaum kompensieren. „Diese Länder sind schlicht nicht so zahlungskräftig“, sagt Sandklef.
Peking setzt auf Ausdauer – und Systemvorteile
Die Analysten sind sich einig: Das politische System Chinas könnte im Handelskrieg zum entscheidenden Vorteil werden. Während US-Präsidenten regelmäßig dem Druck der Wähler unterliegen, kann Xi Jinping auf ein autoritäres Einparteiensystem zurückgreifen – und auf ein Volk, das an wirtschaftliche Entbehrungen gewöhnt sei.
„Die Chinesen sagen: Man muss bitteres Essen essen können. Das ist ein Opfer, das man bringen muss, um sich gegen die USA zu behaupten“, so Sandklef.
Auch Arthur Kroeber, Analyst beim Forschungsunternehmen Gavekal, sieht China im Vorteil. In einem aktuellen Kommentar schreibt er: „Peking glaubt, dass die USA durch den Handelskrieg letztlich mehr leiden werden – insbesondere durch steigende Verbraucherpreise.“ China hingegen könne mit einer Deflation leben, während die USA unter Stagflation litten.
China als „erwachsener Akteur“ in einer unruhigen Welt
Börje Ljunggren betont zum Schluss, dass die aktuelle Krise Chinas Rolle in der internationalen Diplomatie stärken könnte. „China gibt sich inzwischen als der Erwachsene im Raum“, sagt er und verweist auf Pekings jüngste Annäherung an Japan und Südkorea. „Trump hingegen agiert wie ein unkontrollierbarer Schauspieler – das spielt China in die Karten.“
Der Handelskrieg ist längst zu einem geopolitischen Kräftemessen geworden – mit ungewissem Ausgang. Doch eines ist laut Experten klar: China wird nicht weichen. Und der Westen sollte sich auf einen langen, zermürbenden Konflikt einstellen.