Finanzen

Erfolgreich in Kunst investieren: Warum Gemälde, Märkte und NFTs neue Anlagechancen bieten

Wenn Aktien schwanken und Märkte auf Sicht fahren, wird Kunst zur strategischen Alternative. Wie Gemälde, Sammlerstücke und digitale Werke (NTFs) Portfolios bereichern und was Investoren wissen sollten.
22.05.2025 12:08
Aktualisiert: 01.01.2030 11:24
Lesezeit: 5 min
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Erfolgreich in Kunst investieren: Warum Gemälde, Märkte und NFTs neue Anlagechancen bieten
Die Collage des Künstlers Mike Winkelmann, Künstlername Beeple, mit dem Titel "Everydays: The First 5000 Days" erreichte bei einer Versteigerung einen Preis von rund 57,8 Millionen Euro. (Foto: dpa/Christie's) Foto: -

Im Oktober 2023 wurde beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s ein „Abstraktes Bild“ des deutschen Malers Gerhard Richter für rund 2,3 Millionen Pfund versteigert. Das Werk stammte aus dem Besitz eines Zürcher Sammlers, der es Anfang der 2000er Jahre für einen Bruchteil erworben hatte. Die Auktion sorgte international für Schlagzeilen, nicht nur wegen der eindrucksvollen Wertsteigerung, sondern weil er exemplarisch zeigt, dass sich Kunst zu einer ernstzunehmenden Anlageklasse entwickelt hat.

„Kunst ist nicht nur schön, sie ist auch ökonomisch resilient“

Kunstmarkt und Finanzwelt rücken näher zusammen. Das hat Gründe: In einem Umfeld volatiler Kapitalmärkte, steigender Inflation und politischer Unsicherheiten suchen viele Anleger nach Sachwerten mit Substanz und Potenzial. Kunst bietet beides: Werke von international bekannten Künstlern wie dem Leipziger Maler Neo Rauch, dem deutschen Gegenwartskünstler Gerhard Richter oder dem Briten Damien Hirst sind nicht nur kulturelle Ikonen, sondern auch knappe Güter mit stabiler Nachfrage.

Laut dem jüngsten Artnet Intelligence Report, einer jährlich erscheinenden Marktstudie der global agierenden Kunsthandelsplattform Artnet, stiegen die Preise für sogenannte Post-War and Contemporary Art allein im Jahr 2023 weltweit um durchschnittlich 11,4 Prozent – und das trotz globaler Konjunktursorgen. Besonders gefragt sind Werke mit klarer Provenienz, also einer lückenlosen Herkunfts- und Eigentumshistorie, einem guten Zustand sowie internationaler Ausstellungspräsenz.

„Kunst ist nicht nur schön, sie ist auch ökonomisch resilient“, sagt Johanna Neuschäfer, Art Advisor und Co-Autorin der Studie „Art as Asset“ von Artnet und der Schweizer Großbank UBS. „Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, dass qualitativ hochwertige Werke wertstabiler sind als viele Finanzprodukte.“

Banken setzen auf Art Management

Dieser Trend ist auch in der Vermögensverwaltung angekommen. Häuser wie die zur UniCredit gehörende Münchner HypoVereinsbank (HVB), die UBS, die Deutsche Bank oder Bank Julius Bär bieten längst spezialisiertes Art Management als Bestandteil ihres Private Bankings an. Die Leistungen reichen von Marktanalysen und Künstlerbewertungen über Sammlungsberatung bis zu Logistik und Versicherung.

„Ein Kunstwerk ist wie ein Unternehmerprojekt, es braucht Expertise, Kontext und ein professionelles Umfeld“, sagt eine Expertin für Art Management der HVB im Gespräch mit dem Allianz Makler Magazin. Die Bank bietet ihren vermögenden Kunden ein eigenes Art Banking Team, das eng mit Galerien, Auktionshäusern und Versicherern zusammenarbeitet. Ziel ist es, die emotionale mit der finanziellen Perspektive zu verbinden und Risiken zu minimieren.

Ohne Versicherung kein Investment

Besonders wichtig: die Absicherung. Kunst ist nicht nur wertvoll, sondern auch verletzlich, sei es durch Diebstahl, Transport, Lagerung, Temperatur oder Feuchtigkeit. Anbieter wie die Allianz bieten deshalb spezialisierte Policen, die den vollständigen Kunstwert abdecken, inklusive Ausstellungstransport, Wertgutachten und Schadenmanagement.

„Ein unversichertes Werk im Wert von 300.000 Euro ist kein Investment, sondern ein Risiko“, sagt Hans-Ewald Schneider, Geschäftsführer des Kunstspeditionsexperten Hasenkamp, im Gespräch mit dem Makler Magazin der Allianz. Seine Firma transportiert jährlich tausende Werke, darunter im Jahr 2017 rund 320 Exponate für eine große Wanderausstellung deutscher Kunst nach China. „Kunst ist mobil geworden. Aber sie muss professionell begleitet werden.“

NFTs: Digitale Kunst mit Marktpotenzial

NFTs haben sich seit ihrem Boomjahr 2021 rasant weiterentwickelt, weg vom spekulativen Einzelstück hin zu einem ernstzunehmenden Marktsegment. Digitale Kunstwerke wie Animationen, 3D-Skulpturen oder mit künstlicher Intelligenz (KI) generierte Arbeiten lassen sich heute eindeutig zuordnen, verifizieren und handeln. Das Besondere: Anders als bei herkömmlichen JPEGs oder MP4s ermöglicht ein NFT die eindeutige Eigentumszuschreibung.

NFT steht für „Non-Fungible Token“, also einen nicht ersetzbaren digitalen Besitznachweis. Die Technologie basiert auf der Blockchain, einem dezentralen, fälschungssicheren Register, das ursprünglich durch Kryptowährungen wie Bitcoin bekannt wurde. Anders als fungible Coins wie Ethereum oder USDC steht ein NFT immer für ein individuelles digitales Objekt, häufig ein Kunstwerk, eine Animation, ein Musikstück oder sogar einen virtuellen Gegenstand in Videospielen.

Gerade für junge Künstlerinnen und Künstler bieten NFTs daher neue Vertriebskanäle abseits klassischer Galerien. Immer mehr etablierte Namen entdecken die Technologie ebenfalls für sich, etwa in Form sogenannter „phygital artworks“, also Werken, die digitale und physische Elemente kombinieren. Museen und Sammlungen folgen diesem Trend: Die Uffizien in Florenz oder das Centre Pompidou in Paris haben bereits eigene NFT-Initiativen gestartet.

Wie Anleger in NFTs einsteigen können

Der NFT-Boom begann 2020 und erreichte 2021 einen vorläufigen Höhepunkt, als digitale Werke wie „Everydays: The First 5000 Days“ des US-amerikanischen Digitalkünstlers Mike Winkelmann, bekannt unter dem Pseudonym Beeple, bei Christie’s für 69 Millionen US-Dollar versteigert wurden. Seitdem haben sich die Märkte konsolidiert, aber auch professionalisiert: NFT-Marktplätze arbeiten zunehmend mit Kuratoren, Galerien und Künstlern zusammen, um Qualitätsstandards zu etablieren.

Der hohe Preis vieler NFTs lässt sich durch verschiedene Faktoren erklären: Erstens ist digitale Knappheit, ermöglicht durch die Blockchain, ein neuer ökonomischer Mechanismus. Wer ein einzigartiges digitales Kunstwerk besitzt, kann seine Eigentümerschaft zweifelsfrei belegen. Zweitens spielen Künstlerreputation, Community-Reichweite und mediale Aufmerksamkeit eine große Rolle. Beeples Werk beispielsweise war das Ergebnis jahrelanger täglicher Kunstproduktion und wurde weltweit medial begleitet.

Zugleich können Anleger über Plattformen wie OpenSea, Nifty Gateway oder Artnet Exchange NFTs direkt erwerben. Und die Zahl der Anbieter wächst, ebenso wie die Möglichkeiten für sekundären Handel oder langfristige Verwahrung in digitalen Wallets.

Wichtig ist: NFTs sind hochvolatil und technisch anspruchsvoll. Wer investieren will, sollte sich mit den Grundlagen der Blockchain, der Herkunft des Kunstwerks (digital provenance) und den Plattformstandards vertraut machen. Auch steuerliche Aspekte spielen eine Rolle, da NFT-Gewinne in vielen Ländern als Kapitalerträge gelten.

„NFTs haben einen echten Markt geschaffen, mit transparenten Eigentumsverhältnissen, sekundärem Handel und digitalen Provenienzen“, erklärt Fabian Bösch, Digital Art Specialist bei Artnet. Zwar ist der Markt volatil, doch namhafte Künstler wie Beeple, Pak oder Refik Anadol setzen zunehmend auf hybride Formate, die physische und digitale Kunst verbinden.

Zugleich entstehen Fonds und Investmentplattformen, die sich auf NFTs und digitale Collectibles spezialisieren.

Was Anleger bei Art Investments beachten sollten

Kunst ist kein Renditegarant, aber ein wertstiftender Bestandteil in einem diversifizierten Portfolio. Wer in Kunst investieren will, sollte:

  • langfristig denken
  • sich mit Künstlern und Märkten auseinandersetzen
  • professionelle Beratung nutzen, sei es von Banken, Art Advisors oder Plattformen wie Artnet

Dabei gilt: Je höher der Preis, desto wichtiger sind Echtheitsnachweise, Provenienz und Versicherungsfragen. Auch steuerlich ist Kunst komplex: Wertsteigerungen sind nach einem Jahr Haltefrist steuerfrei, Verkäufe unterjährig jedoch voll zu versteuern.

Auf der anderen Seite verbindet Kunst Investitionen mit Emotionen. Sie ist daher auch ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und somit ein Seismograf für bestehende und kommende (ideelle) Werte. Gerade für Anleger, die nicht nur auf Zahlen, sondern auch auf Bedeutung setzen, kann Kunst deshalb eine faszinierende und zugleich resiliente Alternative im eigenen Portfolio darstellen.

Oder wie es der Münchner Kulturmanager, Autor und Kunstsammler Thomas Girst, seit vielen Jahren globaler Leiter des Bereichs Kulturengagement bei BMW, im Allianz Makler-Magazin formulierte: „Ein guter Jahrgang im Keller, ein starker Künstler an der Wand – und eine Police im Safe. So sieht Rendite mit Seele aus.“

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