Politik

Trump will Suez- und Panamakanal: Gehören diese Wasserstraßen wirklich den USA?

Donald Trump fordert freien Zugang für US-Schiffe durch den Panama- und den Suezkanal – doch gehören diese Wasserstraßen überhaupt den USA? Während der Suezkanal französischen Ursprungs ist und unter ägyptischer Kontrolle steht, war der Panamakanal einst ein US-Projekt, das längst in panamaischer Hand liegt. Trumps Vorstoß wirft geopolitische Fragen auf – und weckt alte imperiale Reflexe.
05.05.2025 05:55
Lesezeit: 2 min
Trump will Suez- und Panamakanal: Gehören diese Wasserstraßen wirklich den USA?
Das Archivbild vom Dezember 1904 zeigt einen Blick auf die Bauarbeiten am Culebra Cut, dem späteren Gaillard Cut des Panamakanals. Mit mehr als 13 000 Schiffspassagen pro Jahr ist der Panamakanal eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. (Foto: dpa) Foto: -

Suezkanal: Franzosen bauten – Amerikaner kämpften im Bürgerkrieg

US-Präsident Donald Trump postete am Samstag in den sozialen Medien, dass amerikanischen Handels- und Militärschiffen die freie Durchfahrt durch den Panama- und den Suezkanal gestattet werden sollte, da diese beiden Wasserstraßen ohne die Vereinigten Staaten nicht existieren würden. Er wies außerdem Außenminister Marco Rubio an , die Angelegenheit umgehend zu klären.

Doch wie steht es um den historischen Wahrheitsgehalt dieser Aussage – und welche Interessen verfolgt Washington wirklich?

Suezkanal: Franzosen bauten – Amerikaner kämpften im Bürgerkrieg

Der Suezkanal wurde bereits 1869 eröffnet, unter der Regie des französischen Diplomaten und Ingenieurs Ferdinand de Lesseps. Die Vereinigten Staaten waren zu dieser Zeit mit sich selbst beschäftigt – der Bürgerkrieg tobte. Der Kanal, der das Mittelmeer mit dem Roten Meer verbindet, war nie ein amerikanisches Projekt. Er befindet sich bis heute unter ägyptischer Kontrolle, auch wenn internationale Investoren, darunter aus China, Europa und dem Nahen Osten, eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Erweiterungen spielten.

Dennoch scheint Trump der Auffassung zu sein, die USA hätten durch ihre Rolle als globale Schutzmacht nach dem Zweiten Weltkrieg ein Anrecht auf diese lebenswichtige Handelsader.

Panamakanal: Historisch US-kontrolliert, heute unter panamaischer Verwaltung

Anders der Panamakanal: Die USA spielten beim Bau eine zentrale Rolle, nachdem ein französisches Vorhaben am schwierigen Gelände scheiterte. 1904 begannen die Amerikaner mit dem Bau – unter der Voraussetzung, dass sie ein dauerhaftes Nutzungsrecht über die Kanalzone erhielten. Der Kanal wurde 1914 eröffnet und blieb bis Ende des 20. Jahrhunderts unter US-Kontrolle.

Erst 1999 übergab Washington die vollständige Kontrolle an die panamaische Regierung – ein historischer Schritt, der nach jahrzehntelanger Kritik an der amerikanischen Dominanz in Lateinamerika erfolgte. Dass die USA nun – im Namen der „nationalen Sicherheit“ – über eine Rückkehr zur militärischen Kontrolle nachdenken, wirft erhebliche völkerrechtliche und politische Fragen auf.

Der Hintergrund: Der Machtkampf um maritime Knotenpunkte

Die geopolitische Brisanz ergibt sich aus einem komplexen Zusammenspiel wirtschaftlicher Interessen und sicherheitspolitischer Machtprojektion. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass der chinesisch kontrollierte Terminalbetreiber CK Hutchinson zahlreiche Anlagen rund um den Globus – darunter strategisch wichtige Terminals beiderseits des Panamakanals – an den US-Investor BlackRock und die Reederei MSC verkaufen will.

Doch Peking bremst: Eine kartellrechtliche Überprüfung wurde eingeleitet, und aus politischen Kreisen in China heißt es, dass ein Ausverkauf dieser Infrastruktur im Rahmen der „Neuen Seidenstraße“ (One Belt, One Road) nicht hinnehmbar sei.

Trumps Forderung nach freier Durchfahrt könnte vor diesem Hintergrund als Versuch gewertet werden, Druck auf internationale Akteure auszuüben – oder gar die Rückkehr zur militärischen Präsenz in der Region zu legitimieren.

Suez unter Druck – und Kairo kämpft mit Einnahmeausfällen

Seit Beginn der Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer ist die strategische Lage des Suezkanals besonders angespannt. Reedereien weichen zunehmend auf die Route um das Kap der Guten Hoffnung aus – mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen für Ägypten. Schätzungen zufolge sind die Einnahmen aus dem Kanalgeschäft um über 50 Prozent eingebrochen.

Die Forderung der USA nach kostenloser Durchfahrt trifft in Kairo auf taube Ohren: Der Suezkanal ist eine der letzten profitablen Einnahmequellen des ägyptischen Staates – die Durchfahrtskosten für Großschiffe liegen derzeit bei bis zu 700.000 US-Dollar.

Fazit: Eine gefährliche Mischung aus Wunschdenken und geopolitischem Poker

Donald Trumps Forderungen nach kostenloser und uneingeschränkter Nutzung des Suez- und Panamakanals sind historisch fragwürdig, völkerrechtlich bedenklich und politisch brisant. Weder der Suez- noch der Panamakanal gehören den USA – auch wenn Washington es gerne anders hätte.

Die tatsächlichen Motive hinter Trumps Vorstoß dürften weniger mit historischen Fakten als vielmehr mit der strategischen Neuordnung der globalen Handelsrouten zu tun haben. Die Frage bleibt: Wird die Weltgemeinschaft diese Art von imperialem Denken im 21. Jahrhundert dulden?

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Autoverbot: Berlin bald autofrei? Erfolg für Volksbegehren
26.06.2025

Die Initiative „Volksentscheid Berlin autofrei“ kann ihr Gesetzesvorhaben für ein weitgehendes Autoverbot in der Hauptstadt weiter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Strompreise: Deutschland hat die fünfthöchsten der Welt
26.06.2025

Strom in Deutschland ist immer noch sehr teuer. Mit durchschnittlich 38 Cent pro Kilowattstunde rangieren die deutschen Strompreise...

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...