Panorama

Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass andere Sorgen in den Vordergrund rücken, obwohl die Zustimmung zur Umweltpolitik insgesamt hoch bleibt. Besonders junge Menschen verlieren an Schwung, während viele Bürger den Klimaschutz mit sozialen Fragen verknüpfen.
13.05.2025 08:50
Lesezeit: 2 min
Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
Ein Wiedehopf (Upupa epops) fliegt vor seiner Bruthöhle entlang. Umweltschutz verliert bei der jungen Generation zunehmend an Bedeutung. (Foto: dpa) Foto: Patrick Pleul

Die Relevanz des Klimaschutzes hat für viele Menschen in Deutschland laut einer Studie des Umweltbundesamts abgenommen. Der Anteil derjenigen, die Umwelt- und Klimaschutz für "sehr wichtig" halten, sank im Jahr 2024 auf 54 Prozent. In den Jahren 2020 und 2018 lag dieser Wert noch bei 65 beziehungsweise 64 Prozent.

Der Präsident des Bundesamts, Dirk Messner, warnte jedoch davor, diese Entwicklung falsch zu interpretieren. Neben den 54 Prozent der Bevölkerung, die Umwelt- und Klimaschutz für "sehr wichtig" erachten, sehen weitere 34 Prozent sie immerhin als "wichtig" an. Zähle man beide Gruppen zusammen, erreiche man beinahe 90 Prozent, die dem Thema weiterhin große Bedeutung beimessen.

Für die Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland wurden zwischen dem 4. September und dem 14. November 2024 insgesamt 2.552 Personen ab 18 Jahren im gesamten Bundesgebiet befragt.

Umwelt- und Klimaschutz spalten die Gesellschaft nicht

Die Annahme, Umwelt- und Klimaschutz seien stark polarisierende Themen mit erheblichem Gegenwind für eine ambitionierte Klimapolitik, wird durch die Studie nicht bestätigt. "Es gibt eine starke Legitimationsgrundlage für Klima- und Umweltpolitik, auf die man aufbauen kann", sagte Messner.

Zugleich zeigt die Studie, dass andere Politikfelder in der Wahrnehmung vieler Menschen an Relevanz gewonnen haben. So halten laut Studie 81 Prozent der Befragten die Gesundheitsversorgung für ein "sehr wichtiges" Thema, gefolgt von Bildung (77 Prozent) und innerer Sicherheit (71 Prozent). Wenn Bürgerinnen und Bürger den Eindruck gewännen, dass zentrale staatliche Aufgaben wie Gesundheit, Bildung oder Sicherheit nicht mehr zuverlässig erfüllt werden, dann habe es auch Klimapolitik schwer, erklärte Messner.

Umweltpolitik als Teil der Lebensqualität

Dennoch erkennen viele Menschen einen engen Zusammenhang zwischen Umweltpolitik und ihrer persönlichen Lebensqualität – besonders in Bereichen, die in den vergangenen Jahren oft als besonders sensibel galten, etwa Ernährung, Wohnen oder Mobilität.

Eine große Mehrheit wünscht sich beispielsweise einen besseren Zugang zu gesunden und gleichzeitig bezahlbaren Lebensmitteln (92 Prozent), zu klimafreundlichem und erschwinglichem Wohnraum (89 Prozent) sowie eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr (87 Prozent). Wenn Umwelt- und Klimapolitik in diesen Bereichen nicht mit einer sozialen Komponente verknüpft werde, sei es schwer, gesellschaftliche Akzeptanz zu sichern, betonte Messner.

Lokaler Optimismus, globale Skepsis

Auffällig ist außerdem, dass viele Menschen deutlich optimistischer auf Umweltprobleme im direkten Umfeld blicken als auf solche im globalen Maßstab. Werden sie nach der Umweltqualität in ihrer Stadt oder Gemeinde gefragt, bewerten 79 Prozent diese als "recht gut" oder "sehr gut".

Schauen sie auf ihr unmittelbares Wohnumfeld, etwa ihr Stadtviertel, fällt das Urteil sogar noch positiver aus: 87 Prozent der Deutschen halten die Umweltqualität dort für "gut" oder "sehr gut". Die Umweltqualität in Deutschland insgesamt bewerten hingegen nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) mit "sehr gut" oder "gut". Die weltweite Umweltqualität halten lediglich sieben Prozent der Befragten für "sehr gut" oder "gut".

Klimaschutz: Ein Generationenthema mit Überraschungen

Während die Einschätzung der Umweltqualität stark von der geografischen Perspektive abhängt, variiert die Bedeutung des Themas auch deutlich nach Alter. So halten 44 Prozent der 18- bis 29-Jährigen Umwelt- und Klimaschutz noch für "sehr wichtig". In der Altersgruppe über 65 Jahre liegt dieser Wert bei 63 Prozent. Der Schwung bei jungen Menschen in Sachen Klimaschutz sei verloren gegangen, so Messner. Klimaschutz polarisiere nicht zwischen Zustimmung und Ablehnung, sondern in der Gewichtung zwischen den Generationen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis fällt stark: Erinnerungen an 2011: „Kaufen und halten“ funktioniert nicht
23.10.2025

Ein Kurssturz beendet die Rekordrally des Edelmetalls und erinnert Anleger an bittere Verluste vor 13 Jahren.

DWN
Finanzen
Finanzen Gold im Portfolio: Experten diskutieren 15 bis 30 Prozent Anteil
23.10.2025

Gold ist wieder im Fokus der Investoren, doch viele halten bisher nur geringe Mengen. Eine Analyse historischer Daten zeigt, dass ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gewinneinbruch bei Kühne+Nagel: bis zu 1.500 Stellen weg
23.10.2025

Handelskrieg, hohe Zölle und der starke Franken setzen Kühne+Nagel zu: Der Umsatz bricht um sieben Prozent ein – und jetzt droht vielen...

DWN
Politik
Politik Steuerschätzung: Steuereinnahmen höher als erwartet - trotz Wirtschaftskrise
23.10.2025

Der Staat schwimmt im Geld: Bund, Länder und Kommunen können laut Steuerschätzung in den kommenden Jahren mit 33,6 Milliarden Euro mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Rally: Warum die Euphorie trügerisch sein könnte
23.10.2025

Der Bitcoin zieht wieder an, doch die Stimmung schwankt zwischen Euphorie und Panik. Während Anleger von neuen Rekorden träumen, warnen...

DWN
Immobilien
Immobilien Betongold in der Krise: Immobilienmarkt zwischen Zinsschock, Baukrise und Inflation
23.10.2025

„Jeder Mensch bezahlt im Laufe seines Lebens mindestens eine Immobilie. Und meistens ist es nicht die eigene.“ Dieser Spruch kursiert...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley in Bewegung: Amazon Web Services verliert Priorität bei Startups
23.10.2025

Das Silicon Valley steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Start-ups verschieben ihre Prioritäten und verändern die Nutzung klassischer...

DWN
Politik
Politik Reaktion auf den Ukraine-Krieg: US-Regierung verhängt Sanktionen gegen russische Öl-Firmen
23.10.2025

Trump drängt schon länger auf ein Ende des Ukraine-Kriegs, schwankt aber bei seinen Bemühungen darum. Nun verkünden die USA neue...