Kreml-Blacklist: Putins Farbkodierung entscheidet, wer willkommen ist – und wer nie zurückkehren darf
Das Russische Zentrum für Strategische Studien (STC) hat die Aktivitäten von mehr als 1.645 in Russland tätigen ausländischen Unternehmen untersucht und drei Listen erstellt – rot, gelb und grün. Die Firmen wurden je nach Art ihres Rückzugs aus dem Land, das die Ukraine angegriffen hat, eingestuft. Dies soll darüber entscheiden, wer zurückkehren darf und wer nicht. In die „rote“ Kategorie wurden u. a. Unternehmen aufgenommen, die angeblich „Feindseligkeit gezeigt“ haben – 23 Prozent. Dazu zählen etwa „Amazon“ und „PayPal“. Nach Ansicht des STC sollte ihnen die Rückkehr auf den russischen Markt komplett untersagt werden. Es gibt auch Sonderkategorien, die in kirschrot und weiß gekennzeichnet sind, so rbc.ru. Das berichtet das Wirtschaftsportal Verslo žinios.
Kirschrot – diesen Status erhielten Firmen „mit beschädigtem Ruf, die zu Sabotage und feindlichen Aktionen neigen“ (4,3 Prozent aller ausländischen Unternehmen). Dem US-Pharmariesen „Pfizer“, der trotz Krieg die Medikamentenlieferungen nach Russland nie unterbrach, soll zusammen mit 22 weiteren internationalen Konzernen ein völliges Arbeitsverbot im Aggressorland auferlegt werden. Doch „Pfizer“ zeigt Unverständnis für diese Entscheidung und widerspricht dem STC. „Die Pharmafirma ‚Pfizer‘ hat ihre Tätigkeit in Russland nicht eingestellt und setzt sie fort – ungeachtet aller Umstände. Wir liefern das ganze Jahr über ununterbrochen Medikamente an Patienten in Russland“, teilt die Pressestelle mit. Das STC nennt auch das australische Designunternehmen „Canva“, das Russland scharf verurteilte und seit dem 1. Juni 2022 den Zugang zur Plattform für russische Nutzer vollständig blockiert. Das Unternehmen bezeichnete den Krieg als „illegal“ und spendete 1 Mio. USD zur Unterstützung der Ukraine. „Neben finanzieller Hilfe nutzte ‚Canva‘ seine Plattform, um antirussische Botschaften zu verbreiten“, merkt das STC an.
Gelbe Liste: Hier landen Firmen, die laut STC nicht ausreichend verantwortungsvoll gehandelt haben, obwohl sie keine offene Feindseligkeit zeigten. Dazu gehören „H&M“, „Dell“, „Ubisoft“ und IKEA – 36 Prozent. Ihre Tätigkeit in Russland soll eingeschränkt werden. „IKEA ist etwa auf der gelben Liste. Hauptgrund für den Rückzug waren wirtschaftliche Aspekte. Das Unternehmen äußerte große Sorge über die humanitäre Katastrophe und stellte am 3. März 2022 den Betrieb in Russland und Belarus ein, mit Hinweis darauf, dass der Krieg verheerend wirkt, Mitarbeiter gefährdet und Lieferketten stört“, erklärt das STC. Obwohl der Stopp 15.000 Mitarbeiter traf, sicherte IKEA eine Zeit lang Einkommen zu und verkaufte später das Geschäft.
Grüne Unternehmen zogen sich „verantwortungsvoll“ zurück und können zurückkehren, „wenn der Bedarf im Sektor besteht“. Dazu zählen „Airbnb“, „Nestlé“, „McDonald’s“, „Michelin“ und „Apple“. Separat wurden „weiße“ Marken hervorgehoben, etwa „Ericsson“, „Marriott“ und „Decathlon“, die sich „korrekt und verantwortungsvoll“ zurückzogen – 2 Prozent von mehr als 1.600. „Ein Beispiel aus der hellsten Liste: ‚Marriott International‘ kündigte am 3. Juni 2022 nach 25 Jahren auf dem russischen Markt den kompletten Rückzug an. Das Unternehmen schloss sein Büro in Moskau, stoppte Investitionen und neue Projekte. Der Schritt folgte US-, UK- und EU-Sanktionen, die eine Fortsetzung der Tätigkeit unmöglich machten“, schreibt das STC. Zudem habe „Marriott“ 1 Mio. USD Hilfe für Mitarbeiter in Russland und der Ukraine bereitgestellt, beim Umzug unterstützt, Essensgutscheine, Transport und medizinische Hilfe gewährt. Später verschwand die Marke „Marriott“ – Hotels wurden umbenannt. So wurde „The Ritz-Carlton Moscow“ zu „The Carlton Moscow“.
Blacklist und Whitelist: Auf Putins Befehl
Laut STC-Website ist diese „Farbpalette“ nur eine Empfehlung für Verhandlungen oder Entscheidungen. „Als Expertenorganisation geben wir nur Empfehlungen. Gleichzeitig lassen wir ausländischen Firmen das Recht, ihre Einstufung anzufechten – jedoch nur mit offiziellen Nachweisen“, so das STC. Die Datensammlung erfolgte mit einem ausländischen KI-Dienst. Informationen stammten von Unternehmenswebseiten, Medien, Berichten sowie ukrainischen Organisationen, die den Rückzug aus Russland dokumentieren.
Im März 2025 wies Präsident Wladimir Putin die Regierung an, Regeln für die Rückkehr westlicher Marken auszuarbeiten, die das Land wegen des Krieges verlassen hatten. Er betonte, manche Firmen hätten ihr Geschäft mit Rückkaufsoption verkauft, sollten jedoch nicht erwarten, es zum alten Preis zurückzuerhalten. Zudem müsse die Rückkehrregelung „so klar wie möglich“ sein. Die Debatte über eine mögliche Rückkehr westlicher Marken begann nach Gesprächen zwischen Moskau und Washington am 18. Februar in Riad. Später erklärte Vizepremier Denis Manturov, Russland werde nur jene Unternehmen zurück auf den Markt lassen, „an denen es selbst interessiert ist“.