Politik

Trumps Traum vom Friedensnobelpreis – und die Realität

Donald Trump will den Friedensnobelpreis – doch Experten zweifeln. Hat er wirklich Frieden gestiftet oder nur sich selbst gelobt?
06.10.2025 09:51
Lesezeit: 3 min
Trumps Traum vom Friedensnobelpreis – und die Realität
US-Präsident Donald Trump gestikuliert, während er auf der Joint Base Andrews in die Air Force One einsteigt. Hat er den Friedensnobelpreis verdient? (Foto: dpa) Foto: Alex Brandon

Trumps Friedensnobelpreis: Zwischen Selbstbild und Realität

US-Präsident Donald Trump sieht sich als künftigen Friedensnobelpreisträger. Friedensforscher haben vor der diesjährigen Bekanntgabe des Preises allerdings ganz andere Favoriten im Blick.

Wenn es nach einem geht, ist die Sache mit dem Friedensnobelpreis längst entschieden. Innerhalb von nur sieben Monaten habe er sieben Kriege beendet, die eigentlich nicht zu beenden gewesen seien, erklärte US-Präsident Donald Trump kürzlich vor der UN-Vollversammlung in New York. Damit bezog er sich auf die Vermittlerrolle der USA in zahlreichen Konfliktregionen der Welt. "Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte", sagte Trump. Zuletzt präsentierte er auch im Gaza-Krieg einen Friedensplan, dem Chancen zugerechnet werden.

Damit wäre also alles klar – oder vielleicht doch nicht. Denn selbst der mächtigste Mann der Welt kann nicht in die Karten schauen, die das norwegische Nobelkomitee traditionell eng an sich hält, bevor es an diesem Freitag in Oslo den diesjährigen Friedensnobelpreisträger verkündet. Insgesamt sind 338 Persönlichkeiten und Organisationen nominiert – wer darunter ist, bleibt offiziell 50 Jahre lang geheim. Erst kurz nach 11.00 Uhr wird die Welt erfahren, wer diesmal den wohl wichtigsten politischen Preis der Erde erhält. Die strikte Geheimhaltung lässt jedes Jahr viel Raum für Spekulationen. Und diesmal dreht sich vieles um eine Frage: Hat er – Trump – wirklich einen Friedensnobelpreis verdient?

Streit um den Trump-Friedensnobelpreis

Der neue Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Karim Haggag, will diese Frage nicht pauschal beantworten. Während manche Trump für völlig ungeeignet hielten, meinten andere, er müsse den Nobelpreis unbedingt bekommen, sagt Haggag. "Ich denke, diese Frage verdient eine differenziertere Antwort."

Ein Präsident des Friedens?

Trump, der sich selbst als "President of Peace" (Präsident des Friedens) bezeichnet, behauptet, sieben Kriege beendet zu haben – etwa die Konflikte zwischen Pakistan und Indien, Israel und dem Iran oder zwischen Armenien und Aserbaidschan. Friedensforscher Haggag sagt, Trump habe zweifelsohne in zahlreichen Konflikten ein beachtliches Maß an diplomatischer Aktivität gezeigt, direkt oder indirekt.

Es gibt jedoch ein Problem: Bei näherem Hinsehen habe Trump keinen dieser sieben Konflikte wirklich gelöst, sagt Haggag. "Bei all diesen sehr komplexen Konflikten sind sicherlich Versuche zu erkennen, eine gewisse Übereinkunft oder Verständigung zu erzielen, aber das ist noch lange kein Frieden oder ein Abkommen, das eine langfristige Lösung bringt", sagt Haggag. Er schlussfolgert: Ein Friedensnobelpreis für Trump ließe sich auf dieser Basis kaum rechtfertigen.

Vergessene Friedensstifter statt Trump-Friedensnobelpreis?

Auch innerhalb dieser Konflikte sieht Haggag keinen aussichtsreichen Kandidaten. Er plädiert dafür, den Blick auf andere Regionen zu lenken. "Ich würde mich dafür aussprechen, den Preis an diejenigen zu vergeben, die ich als die vergessenen Friedensstifter in den vergessenen Konflikten der Welt bezeichnen würde", sagt er. Damit meint er lokale Aktivisten, die unermüdlich an Vermittlung, Versöhnung und Frieden arbeiten – etwa im Sudan, in Zentralafrika oder anderen Regionen Afrikas.

"Diese Konflikte fliegen meist unter dem diplomatisch-geopolitischen Radar. Sie sind von der internationalen Gemeinschaft weitgehend vergessen", erklärt der Friedensforscher. Dabei mache ihr Engagement einen echten Unterschied. "Ich denke, es wäre sehr sinnvoll, wenn der Friedensnobelpreis diese Arbeit würdigt – sei es durch einen einzelnen Preisträger oder durch eine gemeinsame Auszeichnung mehrerer lokaler Aktivisten", sagt Haggag.

Der Bürgerkrieg im Sudan

Möglicherweise richtet das Nobelkomitee seinen Blick tatsächlich auf den oft übersehenen Krieg im Sudan – trotz Gaza- und Ukraine-Krieg. Dieser Bürgerkrieg gilt mit Millionen Geflüchteten und Hungernden als derzeit größte humanitäre Katastrophe der Welt.

In dieser prekären Lage kämpfen mehrere zivile Gruppen um das Wohl der Bevölkerung, etwa das Freiwilligennetzwerk Emergency Response Rooms (ERR). Es besteht aus Tausenden Helfern und erhielt für seine Unterstützung der Zivilbevölkerung in den vergangenen Wochen den norwegischen Rafto-Menschenrechtspreis sowie den als Alternativen Nobelpreis bekannten Right Livelihood Award. Auch beim Osloer Friedensforschungsinstitut Prio gehört das ERR zu den Favoriten. Prio-Direktorin Nina Græger nennt auf ihrer Kandidatenliste ausschließlich Organisationen, keine Einzelpersonen – etwa das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) und das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte (BDIMR) der OSZE.

Friedensnobelpreis: Organisationen im Fokus

Bereits im Vorjahr ging der Friedensnobelpreis an eine Organisation: Die japanische Friedensbewegung Nihon Hidankyo wurde für ihren Einsatz für eine Welt ohne Atomwaffen ausgezeichnet.

Bei den Wettbüros hingegen gelten vor allem Einzelpersonen als Favoriten. Genannt werden unter anderem die syrische Friedensaktivistin Abir Hadsch Ibrahim, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Julia Nawalnaja – die Witwe des in russischer Haft verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny – und eben Trump. Für den US-Präsidenten gibt es auf dem Weg zum ersehnten Friedensnobelpreis jedoch ein weiteres Hindernis: Die Nominierungsfrist für den diesjährigen Preis endete bereits am 31. Januar – nur rund anderthalb Wochen nach Trumps Vereidigung. Auch wenn mehrere Politiker im Laufe des Jahres erklärten, Trump für den Nobelpreis nominiert zu haben, könnte es also sein, dass er in diesem Jahr gar nicht unter den Kandidaten ist.

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