Donald Trump prüft staatliche Beteiligungen an strategischen Unternehmen
Mehrere Aktien verzeichneten Kursgewinne, nachdem US-Präsident Donald Trump die Regierung angewiesen hatte, sich an bestimmten Unternehmen zu beteiligen. Dazu zählen unter anderem Intel, MP Materials und Trilogy Metals.
Die Wirtschaftszeitung Dagens Industri hat eine Liste potenzieller Kandidaten erstellt, bei denen ein Einstieg der US-Regierung denkbar wäre. Darunter befindet sich auch ein schwedisches Unternehmen, dessen Verkauf einen historischen Börseneinbruch auslösen könnte.
Verteidigungsindustrie als Schlüsselbereich
Der Westen sieht sich gezwungen, seine Verteidigungskapazitäten zu stärken. Dennoch konnte Lockheed Martin, das weltweit umsatzstärkste Rüstungsunternehmen, bislang keine nennenswerten Börsenerfolge verzeichnen.
Die Aktie liegt seit Jahresbeginn nahezu unverändert. Der US-Rechnungshof hat den Kampfjet F-35 erneut geprüft und dem Unternehmen keine Genehmigung für die Produktion einer neuen Generation von Jets erteilt. Trotzdem bleibt Lockheed Martin ein zentraler Pfeiler der nationalen Sicherheit. Handelsminister Howard Lutnick nannte das Unternehmen als möglichen Kandidaten für eine staatliche Beteiligung.
Er kritisierte die bisherigen Beschaffungspraktiken als zu großzügig gegenüber der Industrie und sprach sich für gerechtere Bedingungen aus. Präsident Trump kündigte zudem an, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth eine umfassende Reform des Beschaffungswesens vorbereitet.
Ein weiterer Kandidat ist Huntington Ingalls Industries, das einzige US-Unternehmen, das nuklearbetriebene Flugzeugträger bauen kann und eines von zwei, das atomgetriebene U-Boote produziert.
Angesichts der Tatsache, dass China mittlerweile über die größte Marine der Welt verfügt und laut US-Marine eine 234-fach höhere Schiffsbaukapazität besitzt, stuft Trump Werften als strategisch bedeutsam ein. Auch RTX, Northrop Grumman und Palantir gelten als mögliche Ziele, da sie zu den wichtigsten Zulieferern der US-Regierung zählen.
Rohstoffe mit geopolitischer Bedeutung
Chinas Exportverbot für seltene Erden hat sich als wirksames Druckmittel im Handelskonflikt mit den USA erwiesen und drohte, die US-Rüstungsproduktion lahmzulegen. Um dem entgegenzuwirken, investierte die US-Regierung bereits in Trilogy Metals, MP Materials und Lithium Americas. Die Aktie von Trilogy Metals stieg um über 170 Prozent, nachdem die Regierung zehn Prozent der Anteile erwarb und sich eine Option auf weitere 7,5 Prozent sicherte.
Laut Reuters laufen Gespräche über Beteiligungen an Critical Metals, das Lagerstätten in Grönland besitzt, sowie an US Rare Earth. Auch Beteiligungen an globalen Bergbaukonzernen wie Rio Tinto, BHP, Glencore oder Newmont sind denkbar. Diese Unternehmen verfügen über das nötige Know-how, um die industrielle Rohstoffversorgung der USA zu sichern.
Boeing als strategischer Hersteller
Boeing erwirtschaftete im vergangenen Jahr 36 Prozent seines Umsatzes im Verteidigungsbereich. Dies allein könnte Trump zu einer Beteiligung veranlassen. Zudem ist Boeing Hersteller des Präsidentenflugzeugs Air Force One, dessen neue Version sich stark verspätet. Trump könnte hierin einen Anlass für eine staatliche Kompensation sehen.
Die Luftfahrtindustrie ist einer der wenigen Produktionssektoren, in denen China bislang nicht erfolgreich ist. Der Markt wird von Boeing und Airbus dominiert, gefolgt von Embraer aus Brasilien. Boeing leidet jedoch unter den Folgen der Pandemie und technischen Problemen. Seit März 2020 zahlt das Unternehmen keine Dividenden mehr. Eine staatliche Beteiligung könnte helfen, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.
Chipindustrie: Nvidia im Blickfeld
Auf die Frage, ob die US-Regierung Nvidia-Aktien kaufen wolle, antwortete Handelsvertreter Jamieson Greer, Trump würde am liebsten in jedes erfolgreiche Unternehmen investieren. Die USA besitzen bereits knapp zehn Prozent der Intel-Aktien, was deren Kurs um über 80 Prozent steigen ließ. Mit Nvidia bestehen bereits Vereinbarungen, die über klassische staatliche Rahmen hinausgehen. So genehmigte Trump den Verkauf von Produkten nach China, unter der Bedingung, dass die USA 15 Prozent der Erlöse erhalten.
Nvidia-CEO Jensen Huang sprach sich mehrfach für eine Lockerung der Exportbeschränkungen aus. Trump könnte dem zustimmen, doch stellt sich die Frage, was die USA im Gegenzug erhalten würden. Nvidia ist das weltweit größte Unternehmen nach Marktkapitalisierung und operiert deutlich erfolgreicher als Intel. Auch wenn eine Beteiligung unwahrscheinlich erscheint, ist sie nicht ausgeschlossen.
Telekommunikation: Ericsson und Nokia als europäische Schlüsselakteure
Im Bereich Telekommunikation besitzt Europa einen technologischen Vorsprung gegenüber den USA. Ericsson und Nokia konnten zwar keine großen Börsenerfolge erzielen, ihre Netzwerktechnik ist jedoch essenziell für moderne Gesellschaften. Der chinesische Konzern Huawei wurde durch westliche Sanktionen stark eingeschränkt, bleibt aber ein bedeutender Akteur.
Nokia wird mehrheitlich von der staatlichen finnischen Investmentgesellschaft Solidium gehalten, was eine Zustimmung der finnischen Regierung für einen US-Einstieg erforderlich machen würde. Auch bei Ericsson wäre eine Beteiligung ohne Rücksprache mit der schwedischen Regierung kaum denkbar.
Der aktivistische Fonds Cevian hält 4,6 Prozent der Anteile und plant keinen langfristigen Verbleib. Über Industrivärden kontrolliert Finanzier Fredrik Lundberg 15 Prozent der Stimmrechte. Sollten Cevian und Industrivärden ihre Anteile an die US-Regierung verkaufen, wäre dies ein beispielloser Einbruch für die schwedische Börse.
Strategische Implikationen für Deutschland und Europa
Die strategischen Überlegungen der US-Regierung unter Donald Trump zeigen, wie wirtschaftliche Interessen zunehmend mit sicherheitspolitischen Zielen verknüpft werden. Für Deutschland bedeutet dies, dass transatlantische Partnerschaften neu bewertet werden müssen, insbesondere in den Bereichen Verteidigung, Technologie und Rohstoffsicherung.
Deutsche Unternehmen mit US-Geschäft könnten von staatlichen Investitionen profitieren, gleichzeitig aber auch stärkerem politischen Druck ausgesetzt sein. Eine engere europäische Koordination erscheint daher unerlässlich.


