Technologie

Raumlabor Philae mit leerer Batterie: Mission vor dem Ende

Der Ausflug des Mini-Labors Philae zum Kometen Tschuri ist schon wieder fast vorüber: Die Batterie ist leer, ein Aufladen ist unmöglich. Allerdings war das erwartet worden. Die Forscher sind dennoch zufrieden, und hoffen, genug Daten gesammelt zu haben, bis im Weltall die Lichter ausgehen.
14.11.2014 17:55
Lesezeit: 2 min

Zwei Tage nach der abenteuerlichen Landung auf einem Kometen war die Arbeit des Mini-Labors «Philae» praktisch schon zu Ende. «Es wäre unerwartet, wenn Samstag noch genügend Energie da ist», sagte Flugdirektor Andrea Accomazzo am Freitag im Kontrollzentrum der Europäischen Weltraumagentur Esa in Darmstadt.

Die Batterie des Labors war auf zweieinhalb Tage ausgelegt. Da es sich auf dem Kometen «Tschuri» an einer eher schattigen Stelle befand, schien ein Nachladen fast unrealistisch. Experten hatten es schon am Mittwoch nach dem Aufsetzen von «Philae» als Erfolg bezeichnet, wenn das Gerät etwa 60 Stunden durchhalten könne.

Die Esa und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln rechneten damit, dass am Freitagabend etwa um 21.00 Uhr sehr wahrscheinlich die letzte Möglichkeit bestehen werde, mit dem Lander zu kommunizieren. «Das sind die letzten Zuckungen von "Philae"», meinte Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR. Das Team stelle sich zwar noch auf neue Daten ein: «Aber der Samstag ist unrealistisch.»

Laut DLR wird «Philae», der mehr als eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt ist, in den Schlaf versetzt. Möglicherweise könne das Labor wieder Energie tanken, wenn es auf «Tschuri» Richtung Sonne geht. «Das wird aber wahrscheinlich nicht in den nächsten zwei Monaten sein», meinte der technische Leiter des Landers, Koen Geurts vom DLR-Kontrollzentrum. Irgendwann droht allerdings der Hitzetod.

Dem Labor von der Größe einer Waschmaschine war am Mittwoch nach zehn Jahren Reise eine Landung auf dem Kometen gelungen. Das Manöver auf dem kosmischen Brocken, der eigentlich «67P/Tschurjumow-Gerassimenko» heißt, ist in der Geschichte der Raumfahrt einmalig.

«Philae» war von der Raumsonde «Rosetta» zum Kometen gebracht worden, um etwa die Zusammensetzung des Kometenkerns sowie dessen Bodenbeschaffenheit und Temperatur zu analysieren. Am Freitag wurde ein Thermometer des Instrumentes «Mupus» rund 35 Zentimeter in den Kometen gerammt, um die Festigkeit des Bodens zu testen und Informationen über seine Wärme zu bekommen.

Wissenschaftler hoffen bei der Analyse der Daten auf Hinweise über die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren - ein Blick in die tiefste Vergangenheit des Universums. Erwartet werden auch Indizien darauf, wie Leben möglich wurde, etwa durch den Nachweis von organischen Molekülen. «Philae» lieferte schon bald nach der Landung beeindruckende Fotos.

Die «Rosetta»-Mission läuft voraussichtlich bis Ende 2015. Die Sonde soll «Tschuri» auf dem Weg zur Sonne begleiten.

Längst nicht alles lief beim Aufsetzen auf dem Kometen mit der geringen Anziehungskraft glatt. Beim Landeversuch legte das Labor zwei Sprünge hin, von denen einer fast zwei Stunden dauerte. Danach kam «Philae» etwa einen Kilometer vom ursprünglichen Ziel entfernt zum Stehen. «Die Oberfläche kann also nicht besonders weich sein, sonst hätte der Lander keinen so großen Hüpfer gemacht», erläuterte DLR-Kometenforscher Ekkehard Kührt.

Den Kontrolleuren war schnell klar, dass von den drei dünnen Beinen des Landers eines keinen Kontakt zur Oberfläche des Kometen hatte - «Philae» steht also schief auf dem Himmelskörper.

Trotz der misslichen Position am Rand eines Kraters konnten laut DLR alle zehn Instrumente des Labors aktiviert werden. «"Philae" ist ein echter Überlebenskünstler», meinte Geurts. «Wir haben erfolgreich dafür gearbeitet, dass die erste Landung auf einem Kometen auch aus wissenschaftlicher Sicht gelungen ist.»

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...